Psychothrill und Liebesdrama – Inspiration für junge Autoren

Mit Applaus und je einem Exemplar der Anthologie belohnt werden die 13 Autoren des Schreibworkshop-Projektes „Lautschriften - vom Film zum Buch“ an der PRS. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Erwartungsvolle Stille herrschte unter den Besuchern in der vollbesetzten Studiobühne der Philip-Reis-Schule (PRS). Im Scheinwerferlicht nahmen nacheinander neun Schülerinnen und vier Schüler Platz. Die Teenager hatten erfolgreich am Schreibworkshop-Projekt „Lautschriften - vom Film zum Buch“ für Kinder und Jugendliche der Klassen sechs bis neun teilgenommen. Jetzt stellten sie ihre in einer Anthologie publizierten Geschichten im Rahmen einer Lesung vor. Am vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Literaturforum im Mousonturm und den S. Fischer-Kinder- und Jugendbuchverlagen geförderten Projekt nahm die größte Schule im Hochtaunuskreis bereits zum fünfte Mal teil. Zum Konzept des Schreibworkshop-Projektes gehört es, dass die Schüler sich je einen Film ohne Ton ansehen. Dieses Mal waren es die beiden Kurzfilme „The Strange Ones“ (2017) von Lauren Wolkenstein und Christopher Radcliff und „Auftauchen“ (2016) von Marcella Melien. Die Atmosphäre und Bildsprache des jeweiligen Films sollten die Schüler animieren, Ideen zu entwickeln, die dann in ihre eigene Geschichte einfließen.

Wie sich zeigte, haben die vermeintlich eindeutigen Bilder des Psychothrillers „The Strange Ones“ oder des Liebesdramas „Auftauchen“ bei den jungen Zuschauern ganz unterschiedliche Interpretationen geweckt. Sie haben verschiedene Welten erschaffen, in welche ihre Leser eintauchen und mit den Figuren mitfiebern können. In vielen Geschichten spielen wie im Psychothriller Diners, Tankstellen, Motels, Pools, weite Landschaften und Wälder oder wie bei „Auftauchen“ Beziehungen und Liebe eine große Rolle. Teils beklemmend, teils düster, aber auch voller Optimismus und Zuversicht bewegen sich die Protagonisten durch die fiktiven Handlungen. Dabei spielen Werwolf-Motive, Vampire und Verwandlungen eine Rolle, Zeitreisen werden mit Hilfe von Spiegeln, Taschenuhren, Taucher- und Zauberbrillen realisiert, aber auch Fluchten geschildert. Liebesbeziehungen mit Happy End sowie Freundschaften, Misshandlungen und Verluste werden thematisiert. Reisen führen in die Alpen, nach Italien und Südfrankreich oder in die eigene Psyche. Übereinstimmend sagten alle Autoren, dass sie gern weitergeschrieben hätten, aber leider mit maximal viereinhalb Seiten zu wenig Platz hatten, um ihre packenden Geschichten fortzuführen. Einige berichteten, was sie neben den Filmen beim Schreiben inspirierte.

Moderiert wurde die Abschlusslesung des Schreibworkshop-Projektes in Friedrichsdorf von Autor und Workshopleiter Stefan Petermann aus Weimar, der die Schüler gemeinsam mit den beiden Deutschlehrerinnen Miriam Maibach und Arzu Bozkurt betreute. Sie standen für Fragen und Tipps zur Verfügung und sorgten für den letzten Schliff der Texte.

In der Anthologie zu lesen sind die Texte folgender Schüler: Charlotte Ludwig (14) „Schreckliche Anziehungskraft“; Jule Perrin (13) „Jason“; Jule Merle Hahn (14) „Riley“; Leonhard Kilic (14) „283 Tage“; Emily Nakazatomi (14) „Verrat“; Valentina Turano (14) „Unerwartete Hilfe“; Ekin Özden (15) „Der bekannte Fremde“; Merle Schneider (14) „Unerwartetes“; Henry Blau (14) „Der Ausflug“; Franziska Groß (15) „Magische Sommerferien“; Muaaz Khilji (15) „Hassfluch“; Aaron Jonah Brys (14) „Klaus in Italien“ und Carolin Schickling (14) „Manipulation“. Den Besuchern der Lesung in der PRS gefielen die Geschichten so gut, dass sie sich die Bücher kauften und von den stolzen Autoren signieren ließen. Insgesamt enthält die Anthologie Geschichten, Gedichte und Gedichtcollagen von 60 Schülern aus drei Schulen in Friedrichsdorf, Großalmerode und Runkel sowie dem Jugendbildungswerk Hochtaunuskreis Usingen. Das Buch „Lautschriften 2022“ (ISBN 978-3-7335-8006-3) ist im Buchhandel erhältlich.



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