Die Schule in den Zeiten des Coronavirus

Die Philipp-Reis-Schule (PRS) in Friedrichsdorf: Abiturienten haben für ein wenig Leben in der sonst ruhigen PRS gesorgt. Foto: fch

Friedrichsdorf (fch). Die Schulen sind auf Grund der Coronapandemie geschlossen. Doch Schüler, Lehrer und Eltern haben gute Wege gefunden, trotzdem weiterzuarbeiten. „Homeschooling“, zu Deutsch „Heimschule,“ heißt das Zauberwort. Und es funktioniert.

Normalerweise herrscht an der Hardtwaldschule Seulberg, einer von vier Friedrichsdorfer Grundschulen, reges Treiben. Im Moment ist es allerdings im großen Schulgebäude ruhig. Klassenzimmer, Schulhof und Außengelände sind verwaist. Wo sonst 350 Schüler und 30 Lehrer für Leben sorgen, halten sich gerade einmal fünf Schüler auf. Das Quintett wird in der Notbetreuung im Wechsel von zwei Lehrern täglich betreut. Das Coronavirus stellt das deutsche Bildungssystem und mit ihm Lehrer, Schüler und Eltern seit drei Wochen vor eine große Herausforderung. Konrektorin Ariane Pfeifer berichtet wie die Hardt waldschule die Herausforderungen meistert: „Am Übergabetag haben sich unsere Schüler ihr Material mitgenommen und einen Wochenplan mit Aufgaben für alle Hauptfächer erhalten. Zusätzlich gab es Sternchen-Aufgaben zur Differenzierung sowie Vorschläge zu Kunst und Bewegung, die freiwillig gelöst werden können.“ Die Kontrolle der Aufgaben übernehmen in der Regel die Eltern, sie können aber auch an die Lehrer geschickt werden. Die Lehrkräfte der Schule stehen mit den Eltern in Mail- und Telefonkontakt, ab und an läuft die Kommunikation auch über Skype. Für jede Unterrichtswoche erhalten die Eltern einen Wochenplan mit neuen Aufgaben für die Grundschüler, die Schüler der jüngeren Klassen teilweise auch tageweise. „Der Aufgabenschwerpunkt liegt auf Übungen und Wiederholungen des Stoffes. Sollte der Unterricht auch noch nach den Osterferien nicht an der Schule stattfinden können, dann wäre der Einsatz von Lern-Videos mit neuem Unterrichtsstoff, diedenkbar“, erklärt Pfeifer. Bereits jetzt finden die Schüler auf der Schulhomepage unter www.hardtwaldschule-seulberg.de eine Linksammlung mit Themen und Angeboten wie eine tägliche Sportstunde von der Basketballabteilung von ALBA Berlin.

Jan vermisst seine Freunde

Lehrer und Schulleitung freuen sich über die zahlreichen Rückmeldungen ihrer Schüler in Form von Fotos und selbstgemalten Bildern. Viele Schüler vermissen ihre Schule, den Kontakt zu Mitschülern und Lehrern. Zu ihnen gehört Jan (8). Der Schüler der Klasse 3c der Hardtwaldschule hat sich zur Motivation ein Klassenfoto auf den Schreibtisch gestellt. So hat er immer seine Klassenkameraden im Blick und fühlt sich nicht allein.

Die unterrichtsfreie Zeit und die vorläufige Absage des Schulhofaktionsaktionstages mit Eltern nutzt Hausmeister Alexander Preis unterstützt von den beiden FSJ-lern Franziska Radke und Mark Bürger zum „Frühjahrsputz“ und zur Verschönerung der Schule. Unter anderem hat das Trio alle Hüpfkästchen auf dem Schulgelände mit bunten Straßenfarben einen neuen Anstrich verpasst.

Auch in der nach Philipp Reis (1834–1874) benannten kooperativen Gesamtschule (PRS)mit gymnasialer Oberstufe ist für die 1800 Schüler und 140 Lehrer in diesen schwierigen Zeiten vieles anders. „Homeschooling ist nur ein Teil. Kollegen waren im Einsatz, um 120 Schülern das schriftliche Abitur unter verschärften Bedingungen zu ermöglichen“, informiert Schulleiterin Ellen Kaps.

Die PRS gehört zu den Pionieren bei der Nutzung des Schulportals Hessen, das für mehr als 600 Schulen eine digitale Plattform bietet. „Wir haben bereits vor der Schulschließung mit der Plattform gearbeitet. In Zeiten von Homeschooling haben wir die Kommunikationsebene in der Mittel- und Oberstufe weiter ausgebaut. Die Eltern können den Unterricht auf unserem Schulportal, das eine moderne Kommunikationsplattform mit Selbstlernplattform und Schul-Cloud für Schüler und Lehrer ist, mitverfolgen. Alle Kollegen versenden Unterrichtsmaterial digital.“ Schüler erhalten Aufgabenstellungen über Worte, Arbeitsblätter, die auch übers Handy abgerufen und nicht ausgedruckt werden müssen, Beobachtungsaufträge beispielsweise im Fach Biologie oder zum Drehen von Erklärvideos im Sport. Die Schüler können über die Plattform Fragen stellen, es erfolgt eine Kontrolle der eingesandten Ergebnisse. Die größte Herausforderung für die Lehrkraft bestehe darin, die Aufgaben für den selbstgestalteten Unterricht zu Hause umzuarbeiten und die individuellen Arbeitsbedingungen der Kinder im Voraus einzuplanen. Grundsätzlich ist die Einbindung der Eltern – von denen sich einige auch überfordert fühlten – im Konzept notwendig. Das Feed- back der Eltern sei vielfach positiv. Oberstufenschüler meldeten zurück, dass sie den Stoff mit Hilfe digitaler Lernpakete schaffen, sich aber wieder auf den Unterricht und die Schulgemeinschaft freuen. Den direkten Kontakt zu ihren Schülern vermissen auch die Lehrer. „Ich bin sehr stolz auf meine Kollegen und ihre Fähigkeit, sich schnell umzustellen“, sagt die Schulleiterin.

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