Videochat über „Zukunft der Arbeit“

Friedrichsdorf (fw). „Digitalisierung macht’s theoretisch möglich: nachmittags Homeschooling oder Freizeit mit den Kindern, und dann abends die Arbeit am Laptop nachholen. Aber nach geltendem Arbeitsrecht ist das leider noch illegal“, schockte der Referent des Abends, der Stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Johannes Vogel gleich zu Anfang seines schwungvollen Vortrags seine Zuhörer. Denn: Ein Laptop ohne separate Tastatur verbiete derzeit die Arbeitsstättenverordnung, weniger als elf Stunden Ruhezeit zwischen Arbeitsende am Abend und Arbeitsbeginn am kommenden Tag verbiete das Arbeitszeitgesetz. „Der Kulturwandel in der Arbeitswelt ist da, die Politik muss dringend nachziehen und die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.“, so Vogels Forderung.

Der Friedrichsdorfer FDP-Ortsverband hatte gemeinsam mit dem BVMW (Bundesverband Mittelständische Wirtschaft Hochtaunus Wiesbaden) zu einer Veranstaltung „Zukunft der Arbeit, New Work – Sind Sie dabei?“ eingeladen und die Resonanz war groß. Katja Adler, die FDP-Direktkandidatin aus Oberursel führte durch den Abend. Was ‚Zukunft der Arbeit‘ denn außerdem noch bedeute, fragte sie Vogel, der bevor er in den Bundestag einzog unter anderem Leiter der Arbeitsagentur Wuppertal war. „Das typisch deutsche Wort ‚ausgelernt‘ wird aus unserem Wortschatz verschwinden.“, war seine Antwort. Stattdessen sei Lebenslanges Lernen, das Karriereumwege und -wechsel ermögliche, angesagt. „Dafür müssen wir die Leute begeistern.“, sagt Vogel, selbst begeistert von der Vision der lebenslangen Horizonterweiterung. Damit die Menschen sich das leisten könnten, sei außer einem passenden Bildungsangebot („Da müssen Schulen, Fachhochschulen und Unis ran“) die richtige Finanzierung nötig. Vorschlag der FDP: Einführung eines Midlife-BAföG. Auch die schulische Bildung unserer Kinder müsse sich verändern, warb Adler für eines ihrer Herzensthemen: An allen Schulen seien künftig die Pflichtfächer Informatik und Wirtschaft nötig.

Zur Zukunft des Arbeitslebens gehört auch eine flexible Renteneintrittsgrenze. „Arbeitnehmer über 60 sollten selbst bestimmen können, wann sie in Rente gehen.“, meint Vogel. Ein gutes Beispiel, wie das funktionieren könne, sei Schweden – das Land mit dem höchsten Renteneintrittsalter in Europa. „Auch für die anderen Herausforderungen von New Work gibt es Role Models, von denen wir uns etwas abschauen können: Die Niederlande haben längst beispielhafte Rahmenbedingungen für mobiles Arbeiten geschaffen, von Estland können wir uns abschauen, wie eine effizient digitalisierte Verwaltung aussehen kann“, warb Vogel für europäische Zusammenarbeit für die Zukunft. Blieb den Organisatoren nur noch, sich bei den Referenten Vogel und Adler zu bedanken und den sich lebhaft beteiligenden Teilnehmern eine Vertiefung des interessanten Themas in weiteren Veranstaltungen zu versprechen.



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