Pfarrer Couard erscheint als Flügelträger in der Bütt

Friedrichsdorf (bnk). „Jetzt geht die Party richtig los“, ruft Stephan Strunck zur Begrüßung ins Kirchenschiff der Bonifatiusgemeinde, das sich in ein regelrechtes Narrenschiff verwandelt hat. „Ihr seid so schön zurechtgemacht, dass uns das Herze lacht“, ergänzt Monika Max, die wortgewandt und witzig durch das Programm führt. Den Auftakt beim „Karneval im Bonifaz“ machen drei kleine Tanzmäuse der Selwicher Taunuseulen, die in rotweißen Kostümen mit ihrem anmutigen Gardetanz verzaubern.

Als Putzfrau verkleidet steigt Protokollerin Ingrid Schunk in die Bütt und hat schnell mit ihrem humorvollen Vortrag die Lacher auf ihrer Seite. So ist ein After-Work-Treff für sie nur interessant, wenn er mit Kulinarik verbunden ist, denn „da geht’s eigentlich nur um Geschwätz“, ist ihre Meinung. Kritik gab’s am städtischen Geschehen; wozu noch weitere Kreisel bauen? Ist doch tatsächlich zwischen Friedrichsdorf und Köppern wieder einer geplant! „Da ist viel Stau zu erwarten, der Bürgermeister kann sich warm anziehen!“, warnt Schunk. Zur Vorsicht mahnt sie die Grünen als Gewinner der Landtagswahl: „Wer hoch aufsteigt, kann tief fallen.“ Eine Spitze muss sich Politiker Gauland mit seiner Bemerkung, die Nazizeit sei der Vogelschiss der Geschichte gewesen, gefallen lassen. „Dem habe die Vögel ins Hirn geschisse.“

Mit Zylinder und im dunklen Nadelstreifenanzug, zusätzlich gut getarnt mit einer Maske, kommen Ulla Trapp und Monika Spiering herein und bieten eine Tanznummer der besonderen Art. Tollpatschig, holprig und trotzdem im Takt drehen sie sich zum Sommerhit „Despacito“ über die Bühne. Schwarz gekleidet, mit Glitzerhaarperücke und leuchtenden Ketten kommt schließlich der „Chor von allen Seiten“ hereinmarschiert und singt lautstark „Mach doch mal das Licht an“.

Gerne parodiert und immer wieder veräppelt muss auch in Seulberg der amerikanische Präsident nebst Gattin herhalten. Sieht die Protokollerin in ihm den großen Trampel, so führt der Chor Trump samt Gattin Melania richtig vor. Großspurig und gestenreich ruft er „Ich mach Bonifaz noch größer“, ist aber nicht in der Lage zuzuhören, er twittert lieber. Wahre Wunder meint er vollbringen zu können. „Wenn der Parkplatz nicht zur Kirche kommt, dann kommt die Kirche zum Parkplatz.“ Soweit die Trump’sche Lösung zu den fehlenden Parkmöglichkeiten an der Kirche. Und als Melania von ihm praktische Unterstützung einfordert, kommt nur ein lapidares „Ich soll arbeiten?“. Mit den Schunkel- und Mitsingrunden von Reinhard und Rainer zu „Am Rosenmontag bin ich geboren“ oder „Wir sind die Trems von der Pfalz“ nimmt das Programm weiter Fahrt auf. Als Sellwicher Engel kommt Pfarrer Frank Couard in die Bütt und stellt sich als „EIP“, den 57-jährigen Engel im Praktikum, vor, der als Flügelträger im Alltag auch mit Widrigkeiten zu kämpfen hat. „Ich komm nicht ins Auto rein.“ Im Papst sieht er den einzigen Konzernvize auf der Welt, der seinen Chef nie zu Gesicht bekommen wird.

Als Rotkäppchen verkleidet hat sich Silke Buchkremer aus Friedrichsdorf. Der böse Wolf, genäht aus einer grauen Socke, liegt brav im Körbchen und lässt sich von Buchkremer herumtragen. Sie weiß, wie viel Arbeit und Zeitaufwand in der Vorbereitung einer großen Sitzung steckt. „Ich bin beeindruckt vom Engagement der Fastnachtsakteure.“

Die nicht mehr ganz so „Jungen Köpperner Familien“ bereiten sich auf die anstehende 750-Jahr-Feier vor und erinnern unter anderem daran, wie einst der Eisenbahnhalt eingeweiht wurde. Vor 50 Jahren soll sogar Elvis in Köppern gewesen sein, wurde von den Mädchen angehimmelt und rockte als „Elvis Preskopp aus der Wetterau“ mit „Jailhouse Rock“ die Bühne. Eine Musikkappelle der besonderen Art verkörpert die nächste Formation. In Livree, mit Glitzerperücken und Luftpumpen anstelle von Musikinstrumenten legen sie zu den Klängen der „Ritsch-Ratsch-Polka“ einen „schmissigen“ Auftritt hin.

Die Lacher auf seiner Seite hat Jürgen Fleck, angereist aus der Partnergemeinde Halle. Alles nur Mimosen seien die Fußballer, von den Handballern könnten die sich mal was abschauen. Ein Lob hat er immerhin für Prinz Philip parat, der im „zarten Alter von 97 Jahren“, um sich und andere zu schützen, endlich mal den Führerschein abgegeben hat. Unter dem Motto „Das fehlende F“ liefert sich das Duo Trapp und Spiering ein Rededuell; Schreibmaschine gegen Computer. Denn wenn das F bei der alten Maschine hängt, ist ein junger Computerspezialist ratlos, denn es gibt weder einen Akku zum Hochfahren noch einen Monitor.

Bevor zum Finale alle Akteure noch einmal auf die Bühne kommen, zeigen die „Boni Bjutie Beus“ ihre Show. Herein wanken sie als Zombies, entern die Bühne, tanzen zu einem Medley von Michael-Jackson-Hits und setzen damit einen umjubelten Schlusspunkt.

Die „Jungen Köpperner Familien“ erinnern daran, dass vor 50 Jahren Elvis in Köppern gewesen sein soll. Foto: bnk

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