Streichkonzert mit hohem Besuch

Die Seulberger Streicher begeistern bei einem „Auswärtsspiel“ in Gonzenheim. Foto: jbr

Friedrichsdorf (jbr). Das Seulberger Streicher-Ensemble ist zurück. Nach einer Zwangspause von knapp einem Jahr konnten die Musiker um die Geigerin Sibylle Szymanksi-Köhr wieder proben und unter Einhaltung der 3-G-Regel vor vollem Haus in Gonzenheim auftreten. Das Ensemble wurde 2014 ins Leben gerufen und tritt seither in Friedrichsdorf und Umgebung auf. Mit dabei sind – neben der Gründerin Sibylle Szymanksi-Köhr – Sandra Schmidt-Zander, die Anette Svat, welche verletzungsbedingt pausieren muss, vertritt, Cornelia Hoppe, Astrid Bergner, Susanne Vielhauer, Sigrid Jahns und Matthias Deutsch, sowie die Bratschisten Heinz-Frieder Loesch, Klaus Donecker und Gabi Schmitt und Ilka Büchsel am Violoncello.

Sichtbar motiviert betraten die Streicher den Altarraum der evangelischen Kirche, der ihnen als Bühne diente, und eröffneten den Abend mit einem zehnteiligen Stück aus der Feder des berühmten italienisch-französischen Komponisten Jean Baptiste Lully (1632-1687). Nach einer eingängigen Ouvertüre folgte ein kurzes Menuett. Mit einer Bourrée, die als besonders beliebt am Hof französischer Könige galt, erklangen im Anschluss wieder einmal typisch barocke Klänge, womit das Streicher-Ensemble das Publikum in die prunkvolle Zeit Ludwigs XIV. zurückversetze. Mit dem musikalischen Auftreten römischer Götter, nach denen Lully die nachfolgenden Sätze der Ballett-Suite benannte, kam es zu wiederkehrenden, harmonischen Wechseln zwischen Heiterkeit und Dramatik. Indes leitete Szymanksi-Köhr ihr Ensemble aus zehn talentierten Laienmusikern mit führenden Taktbewegungen an. Souverän gestalteten die Streicher die klanglich schillernde Darbietung und beendeten das erste Konzertdrittel schließlich mit feierlichen und leicht beflügelten Melodien des „Entrée de Mars et des Armours“.

Völlig andere Eindrücke waren im zweiten Stück „Da pacem domine“ („Gib Frieden, Herr“) zu gewinnen. In diesem Werk habe der estnische Komponist Arvo Pärt die Madrider Zuganschläge im Jahr 2004 verarbeitet, erläuterte Susanne Vielhauer, die neben dem Violine-Spielen auch durch den Abend führte. Mit ruhigen, teils dissonanten Klängen lud das Streichensemble die Zuhörer zum Nachdenken ein. Jenem musikalischen Gebet verleiht die Ungebundenheit an harmonische Vorgaben und Regeln der vorherigen Stil-Epochen seinen ganz eigenen Charakter und Charme.

Für das dritte und letzte Stück konnte das Seulberger Streicher-Ensemble ganz besondere Gastmusikerinnen gewinnen. Gesine Kalbhenn-Rzepka, Karen von Trotha und Freya Ritts-Kirby, drei Violinistinnen des Frankfurter Opernorchesters, bereicherten die Stammstreicher als Solistinnen während der Darbietung des Konzertes in D-Dur für drei Violinen von Johann Sebastian Bach. Konzertpianistin Nina Gurevich begleitete am E-Cembalo. Mit noch mehr Begeisterung und Ausdrucksstärke ließen die Berufsmusikerinnen Bachs feierliche, polyphon geprägten Klänge ertönen. Mit wechselnden Soli zogen die Profis gemeinsam mit dem Ensemble das Publikum in ihren Bann. Durch Terrassen-Harmonik (übergangsloses Lauterwerden) und anschließendes Decrescendo entstand zusätzlich eine besondere Atmosphäre. Nach einem ruhigen Adagio als Mittelteil, bei dem die Solistinnen im Wechsel mit den anderen Musikern spielten, folgte als krönender Abschluss ein Allegro, das von ambivalenten harmonischen Eindrücken geprägt war. Mit lautem und langanhaltendem Beifall brachten die Zuhörer ihre Begeisterung zum Ausdruck.

Die Musiker des Ensembles aus Seulberg und ihre Gaststreicher unterhielten einen bis auf den letzten Platz besetzen Saal und feierten so ihr „Comeback“ mit einem gelungenen Auftakt, dem Menschen aus der Umgebung beiwohnten.



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