Atemberaubende Klänge im Bürgerhaus Glashütten

Glashütten – „Ein Phänomen mit eigenem persönlichen Stil, Selbstvertrauen und technischer Brillanz“, nennt der bekannte Dirigent Paavo Järvi den Pianisten und Komponisten Vestard Shimkus, der am Karsamstag beim Kulturkreis Glashütten im Bürgersaal debütierte.

Der wohl dem ungünstigen Termin geschuldeten, nicht wie gewohnt großen Besucherzahl stand ein Kulturereignis ersten Ranges gegenüber, das das anwesende Publikum sehr wohl zu schätzen wusste. Kein bequemes Zurücklehnen bei vertrauten Klängen war angesagt, sondern ein im wahrsten Wortsinn atemberaubendes Hören und auch Zuschauen, wie Musik unter den Händen eines Könners zum Ereignis wird.

Das galt sowohl den Werken von Vestard Shimkus selbst, „Procrastination“ und „Black Charleston“, der „Frühlingsmusik“ seines Kompositionslehrers Peteris Vasks aus dem Jahr 1995, als auch den verschiedenen Bearbeitungen der Werke von Richard Wagner, Franz Liszt und Johann Sebastian Bach. Nur vordergründig schienen Bachs neun Choräle in der Übertragung von der Orgel auf das Klavier durch Ferruccio Busoni leichter spielbar zu sein. Wer genau hinhörte, erkannte den hohen technischen Schwierigkeitsgrad, dem Busoni, der als bester Klavierspieler seiner Zeit galt, gerecht werden konnte. Ohne dass sich ein echter Vergleich erbringen ließe, kann man sagen, dass sich Vestard Shimkus als gleichrangiger Interpret erwies. Ein wahrer Höllenritt ist der „Totentanz“ von Franz Liszt in der Fassung für Klavier durch den Komponisten selbst. Der Hörer erlebt ein nicht enden wollendes Hin und Her zwischen dem Thema des „Dies irae“ aus der gregorianischen Totenmesse mit seinen Variationen und den sich aufbäumenden, stampfenden Einwürfen und Glissandi unter Einbeziehung aller dynamischen Möglichkeiten eines Konzertflügels.

Nur ein technisch derart souveräner Virtuose wie Vestard Shimkus kann dieses Werk in sein Programm aufnehmen und es adäquat wiedergeben. Nicht umsonst ist er Lottoförderpreisträger des Rheingau-Musik-Festivals 2014, und seine Konzertauftritte in ganz Europa, den USA, dem Mittleren Osten, Japan und China wurden vom Publikum und der Kritik begeistert aufgenommen. Die Zugabe, eine ideenreiche Variationsfolge auf die Brahms-Melodie „Guten Abend, gut Nacht“, zeigte den sympathischen Pianisten aus Riga auch als komponierenden Meister der leisen Töne.

Elvy Mäkitalo (li.), die neue Vorsitzende des Kulturkreises Glashütten e.V., im Gespräch mit dem Pianisten Vestard Shimkus. Links davon Ingrid Berg, die die Organisation des Konzertes übernommen hatte.

Foto: Armin Scheer



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