„Mords-Schwestern“ haben nicht nur Kartoffeln im Keller

Das Ensemble der Schloßborner Laienbühne hatte sich den tosenden Applaus am Schluss ihres neuen Stücks „Arsen und Spitzenhäubchen“ mehr als verdient. Foto: Streit

Schloßborn (st) – Wer am Samstagabend hoffte, noch an der Abendkasse eine Eintrittskarte für die Premiere der Schloßborner Laienbühne zu bekommen, dem wurde die Hoffnung direkt an der großen Eingangstür zur Mehrzweckhalle genommen. Denn hier stand in großen Lettern „Heute Abend leider ausverkauft“. Des einen Leid ist bekanntlich des anderen Freud – und so war es für die Mitglieder der Laienspielgruppe eine besondere Freude, ihre Premiere von „Arsen und Spitzenhäubchen“ vor ausverkauftem Haus aufführen zu können.

Die große Halle füllte sich bereits eine Stunde vor Beginn der Aufführung kontinuierlich mit Gästen. Wer vor dem Theaterstück schon etwas Appetit verspürte, dem bot das Ensemble des „Bembel“ einen Snack in Form von Würstchen, belegten Brötchen und frisch gebackenen Brezeln an. Pünktlich um 19.30 Uhr betrat eine „graue Dame“, passend gekleidet im Stil der 40er-Jahre, die Bühne und tat kund, dass sie die Leiterin der Heilanstalt „Seelenheil“ sei und Inge Hansdotter hieße. Schon dieser Auftritt sorgte für Schmunzeln bei den Theaterbesuchern.

Unter der Regie von Kilian Marx und der Spielleitung von Mary Kuhn, die beide an diesem Abend übrigens selbst Rollen in dem Stück „Arsen und Sptizenhäubchen“ von Joseph Kesselring übernommen hatten, hatten die Mitglieder Schloßborner Laienbühne ein Stück in Angriff genommen, das an Schaupielern auf der Bühne und zu lernendem Text sehr umfangreich war.

Im Laufe des Abends entführte das Schauspiel-Ensemble sein Publikum in ein kleines Dorf in Schweden, wo nur vordergründig alles in bester Ordnung zu sein schien. Nach und nach erfuhren die Zuschauer, dass das so liebreizend wirkende Geschwisterpaar Anna und Martha Andersson (Bettina Rusche und Marx Kuhn) mehr als nur eine Leiche im Keller hat – und das nicht nur sprichwörtlich. Als sei dies nicht genug der Aufregung, griff auch noch der geisteskranke Neffe Boris samt Schönheitschirurg, direkt aus der geschlossenen Psychiatrie ausgebrochen, in das Geschehen ein – überzeugend dargestellt von Manfred Kunz und Florian Kunz. Überblick und Ordnung wollte in diesem Stück Florian Schrimpf bekommen, der den überaus nervösen und sichtlich nervlich angegriffenen einzig „Normalen“ in der Familie spielte. Hatte der doch noch seine Verlobte (Christina Ernst) bei Laune zu halten.

Bettina Gerlowski verkörperte die immerzu hungrige – und nach eigener Meinung zur Schriftstellerin geborene – Politesse mit einer fröhlichen Selbstverständlichkeit, dass man ihr überhaupt nicht anmerkte, welch langes Üben und Proben sie und auch ihre Schauspielkollegen hinter sich gebracht hatten. Ihre Ausdrucksweise sorgte im Publikum für einige Lacher.

Während der erste Akt zur Einführung diente und die Zuschauer auf das bereits Geschehene einstimmte, nahm das Stück im zweiten Akt immer mehr Fahrt auf und gipfelte im dritten Akt nahezu turbulent in der Auflösung des Stückes. Doch die Zuschauer wurden enttäuscht, wenn sie dachten, dass sich nun alles zum Guten wendet. Als sich bereits der letzte Vorhang gesenkt hatte, präsentierten die mörderischen Tanten den überraschten Zuschauern doch noch eine weitere Leiche, die nicht die letzte sein sollte.

Und stets dabei und doch nicht im Rampenlicht stand eine weitere wichtige Person: die Souffleuse. In diesem Jahr übernahm zum ersten Mal Yvonne Mader diese Aufgabe und wurde ihr mehr als gerecht.

Wer nun neugierig geworden ist und gern wissen möchte, wie man Leichen ganz dezent verschwinden lassen kann, der hat am kommenden Samstag und Sonntag noch die Möglichkeit, die Aufführung der Schloßborner Laienbühne zu besuchen. Karten gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen oder mit etwas Glück an der Abendkasse.



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