Leserbrief: Museum Kelkheim Unverständnis und Entrüstung über Vorgehen der UKW/FDP

Ich kann nicht verstehen, wie in Kelkheim mit dem Stadtmuseum umgegangen wird. Ein Museum bewahrt die Vergangenheit, bereichert die Gegenwart und gibt Anregungen für die Zukunft. Es steigert die Lebensqualität der hier lebenden Menschen und es rechnet sich!

Ende letzten Jahres lernte ich bei der Stadtführung in Eisenach das Bachhaus (ein Museum in einem Fachwerkhaus, welches in der Mitte des 19. Jahrhunderts fälschlicherweise als Johann Sebastian Bachs Geburtshaus identifiziert wurde) und das Lutherhaus (in welchem Martin Luther wahrscheinlich nie gewohnt hat) kennen. Beachtlich erscheint mir die Erklärung unseres Stadtführers, dass die Museen großen Anteil am wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt und dem pulsierenden
Leben
mit seinen vielen kleinen Läden, Cafés, Gaststätten und Hotels haben. Ein (natürlich bekannteres) Beispiel ist der sogenannte Bilbao-Effekt, nämlich die Aufwertung der Stadt durch das spektakuläre Guggenheim-Museum.

Mit der Geschichte des Möbelschreinerhandwerks als Beispiel für innovative Wirtschaftsentwicklung oder auch dem Demokratisierungsprozess im 19. Jahrhundert hat Kelkheim Einzigartiges zu bieten. Das sollte bewahrt und entsprechend präsentiert werden. Hierfür bestand ein hervorragendes Konzept für ein integrierendes Mitmachmuseum, welches im ehemaligen Pfarrzentrum in der Feldbergstraße verwirklicht werden sollte.

Doch statt eines neuen Kulturzentrums, das am Mühlgrundpark mit angeschlossenem Café zum Besuch einlädt, wollen UKW und FDP das Stadtmuseum an seinem derzeitigen ungünstigen Standort in der Frankfurter Straße mit den unzureichenden Räumlichkeiten auf längere Sicht festhalten. Dies wird der Zielsetzung einer so wichtigen Kulturstätte nicht gerecht. Mit den stattdessen geplanten Sozialwohnungen kann Kelkheim keine Werbung machen – wohl aber mit einem wunderbaren Museum, welches die Besonderheiten unserer Stadt herausstellt und greifbar macht.

Als beschämend und unprofessionell empfinde ich es, dass UKW und FDP ihren Deal mit dem Areal altes Feuerwehrgerätehaus Münster, dem Areal Feldbergstr. 34 und dem Stadtmuseum zwar untereinander abstimmen, nicht aber den betroffenen Museumsverein, der ehrenamtlich für den Betrieb des Stadtmuseums sorgt, anhört oder gar beteiligt.

Mit Stolz teilte mir ein Stadtverordneter mit, dass die gesamte UKW-Fraktion geschlossen hinter dem Beschluss steht, den
Umzug
des Museums abzulehnen – und das obwohl der Bürgermeister, ebenfalls UKW, öffentlich für das Museum eintritt.

Am Geld allein (Mehrkosten von 330.000 €) kann es nicht liegen, wenn die Stadt zeitgleich ein Restaurant für 1,2 Millionen am Schlosshotel Rettershof bauen will. Ich empfehle der UKW dringend, neben ihrem Engagement für die Natur, das Wohl der Menschen in unserer Stadt und die Entwicklungschancen nicht aus dem Auge zu verlieren. Das Museum verdient eine Zukunft und kann wie in Eisenach für Lebensqualität und weiteren Aufschwung sorgen!

Reinhard Frenzel, Am Flachsland 10.

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Zum Thema Rettershof.

Die Redaktion.

Es stimmt, dass für einen geplanten Bau rund 1,2 Millionen Euro vorgesehen sind. Im Gespräch ist ein Multifunktionsbau, mit dem der Betrieb des Schlosshotels erweitert werden kann. Langfristig finanziert wird dieser Betrag durch die anfallenden höheren Pachtgebühren, wie Bürgermeister Albrecht Kündiger dazu erklärt.

Er weist in diesem Zusammenhang auf bisher steigende Einnahmen durch die gleitende Umsatz-Pacht des Pächters hin, ein System. das sich deutlich bewährt und zu höheren Pachtgebühren geführt habe.

Ganz abgesehen von einem Restaurant könne ein solcher Ausbau in Zukunft auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden, sodass der Rettershof dadurch auch im Ganzen aufgewertet werde.

Kultur/Soziales



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