Sehr geehrte Frau Semler,
als verantwortungsvolle Bürgerin fragen Sie sich, ob man in Münster einen offenen Bücherschrank aufstellen soll, wo es dort doch eine gut ausgestattete Bücherei gibt.
Ein offener Bücherschrank hat eine anderen Sinn und Zweck als eine Bücherei. Es werden in der Regel auch andere Benutzer angesprochen. Menschen, die nicht Bücherei-Mitglied sind oder regelmäßig in Buchhandlungen Bücher kaufen, werden durch den Bücherschrank zum Lesen geführt. Man tritt ein, stöbert in den Büchern, nimmt eines, blättert darin, setzt sich eventuell auf eine Bank und beginnt zu lesen. Wenn es gefällt, nimmt man es mit, liest es zuhause, kann es behalten, gibt es weiter oder bringt es zurück. Völlig ohne Registrierung oder irgendwelche Regeln.
Genauso ohne irgendwelche Regeln kann man auch Bücher einstellen, die man mal gut gefunden hat und von denen man meint, sie könnten auch andere interessieren.
Ein offener Bücherschrank ist jederzeit offen. Man kann die Bücher mitnehmen und behalten (zum Beispiel Kochbücher, Reiseführer, Bücher über gesundes Leben, Kinderbücher, die auch mal bemalt werden können. Es finden sich auch Bücher in vielen Sprachen, Bücher jeglicher Couleur, für jeden Geschmack. Natürlich stehen selten augenblickliche Bestseller wie die von Rebecca Gable, Harper Lee, Dörte Hansen, Siri Hustvedt oder Nele Neuhaus im Bücherschrank. Wer Lust auf die hat, geht in die Bücherei oder in eine Buchhandlung.
Ein offener Bücherschrank ist keine Konkurrenz zur Bücherei. Im Gegenteil, er bringt oft Menschen zu Lesen, die schon fast verlernt haben, wie schön es ist, in Ruhe mal ein Buch zu lesen. Die werden dann eventuell später Bücherei-Mitglieder oder Buchhandlungskunden. Es gibt bei den meisten Büchereien keine „Berührungsängste“ mit dem Bücherschrank. In Hofheim wird er sogar vom Leiter der städtischen Bücherei betreut und in Liederbach steht er gegenüber der Bücherei.
Die Betreuung efolgt von ehrenamtlichen Bürgern und stellt, weder in der Stadtmitte, noch in Hornau ein Problem dar. Der Standort an der Bahnstraße/Ecke Mittelweg wurde bewusst gewählt um die Bahnstraße mit einem neuen – wenn auch kleinen -Anziehungspunkt zu versehen. Der offene Bücherschrank dort funktioniert seit Juni 2014 zur vollsten Zufriedenheit der Kelkheimer und wird entsprechend häufig besucht.
Dieter Stark,Lokale Agenda 21. Kelkheim
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