Leserbrief: Nein zum Trinkwasser für die Bergdörfer

Bürgermeister Kündiger plant, was jahrzehntelang erfolgreich verhindert wurde. Den Anschluss der Bergdörfer Kelkheims (Ruppertshain und Eppenhain) an das Wassernetz des Großversorgers Hessenwasser GmbH. Bisher wurde die Bevölkerung der Bergdörfer mit bestem Taunuswasser aus eigenen Brunnen versorgt. Kalkarmes und wohlschmeckendes Grundwasser, das kaum einer Aufarbeitung bedarf. Was ist passiert?

Am Sonntag, 5. August diesen Jahres wurde per Lautsprecherdurchsage der Feuerwehren der akute Trinkwassernotstand in den Bergdörfern ausgerufen und die Bevölkerung zu drastischen Sparmaßnahmen beim Wasserverbrauch aufgerufen. Diesem Aufruf kamen die Bürger in vorbildlicher Weise umgehend und über Wochen nach. Es herrschte Verwunderung über diese Katastrophenwarnung, da noch in den Tagen zuvor die Bevölkerung öffentlich zur Mithilfe beim Bewässern von Bäumen im öffentlichen Raum aufgerufen wurde. Es war schließlich ein Ausnahmesommer, ein Jahrhundertsommer. Aus bis heute unklaren Gründen (Ferienende?) war der Wasserverbrauch am Tag zuvor von normalen ca. 19 m³/Stunde auf 24 angestiegen. Dadurch kam es in einem der Hochbehälter (Rossert), die Ruppertshain versorgen zu einem Abfall der Füllmenge in die Nähe der sog. Feuerwehrreserve. Diese darf nicht angetastet werden. Der dadurch ausgelöste Alarm führte letztlich zum Ausruf des Wassernotstands.

Von der Feuerwehr wurde eine Schlauchleitung vom Sportplatz Ruppertshain zum betroffenen Hochbehälter verlegt, und dieser genau einmal wiederbefüllt (ca. 110 m³). Das Wasser hierfür wurde aus Fischbach heraufgepumpt und war sog. Riedwasser aus der allgemeinen Versorgung der Stadt Kelkheim durch den Versorger Hessenwasser GmbH. Also genau jenes kalkhaltige, mehrfach aufbereitete Wasser, das in den Bergdörfern niemand will. Weder in der örtlichen Presse, noch auf der Homepage der Stadt Kelkheim wurden in den folgenden Tagen, ja Wochen weitergehende Informationen zu diesem akuten Trinkwassernotstand publiziert.

Erst bei einer Infoveranstaltung der Stadt in Ruppertshain drei Wochen später, lernten wir Folgendes: die Versorgung mit Trinkwasser ist eine komplexe und sehr technische Angelegenheit. Grundwasser wird in den Bergdörfern aus mehreren Brunnen gefördert und auf mehrere Hochbehälter als Sammelstellen verteilt. Diese Hochbehälter sind untereinander verbunden. Die aktuellen Daten zu Brunnenständen, Fördermengen und Füllständen der Hochbehälter stehen den Wassermeistern der Stadt permanent online sogar auf ihren Handys zur Verfügung. Bislang deckt die tägliche Fördermenge der Brunnen ziemlich genau den täglichen Wasserverbrauch der Bürger und dies seit Jahren. Dass hier Verbesserungsbedarf im Sinn einer Reserve bestehe wurde bejaht, auch dass die Stadt hier seit Jahren geschlampt habe. Herr Sowade, der Leiter des Wasserwerks der Stadt, sagte, es gebe genug Wasser im Boden, es müsse nur erschlossen werden. Auch gebe es alte Quellen, die früher zur Trinkwasserversorgung genutzt wurden, aber irgendwann einmal stillgelegt wurden. Unter anderem prüfe man, inwieweit hier wieder eine Wassergewinnung möglich sei. Da die Bürger so vorbildlich Wasser eingespart hatten, habe sich die Situation in den Brunnen wie auch den Hochbehältern nach wenigen Tagen auch wieder normalisiert.

Nur wurden die Bürger darüber nicht informiert, sondern bis zu dieser Infoveranstaltung Ende August im Unklaren gelassen. Im Lauf der Veranstaltung verkündete der Bürgermeister, dass er vorhabe, die Notfallschlauchleitung (nochmal: Genau einmal genutzt) durch eine fest verbaute Wasserleitung zu ersetzen, um jederzeit Wasser aus Fischbach, und damit Riedwasser, nach Ruppertshain pumpen zu können, wenn dies nötig sei. Eine solche Krisensituation wolle er nicht noch einmal erleben.

Aus dem Auditorium gab es dazu folgende Anmerkungen/Vorschläge:

1. Eine feste Leitung wird abgelehnt, weil völlig unnötig. Hierdurch wäre eine dauerhafte Anbindung der Bergdörfer an das allgemeine Wassernetz des Großversorgers Hessenwasser GmbH gegeben.

2. Der tägliche Wasserverbrauch in den Bergdörfern könnte auf der Homepage der Stadt Kelkheim dargestellt werden. Die Daten hierzu liegen ja vor. Dies dürfte mit wenig Aufwand technisch machbar sein. Wären die Bürger rechtzeitig informiert gewesen, dass es mit dem Wasser knapp wird, hätte man schon früher Wasser einsparen können und sicher auch gerne getan. Dem Bürgermeister wäre der Krisenmodus erspart geblieben.

3. Eine Erweiterung der Hochbehälterkapazitäten sollte zeitnah geprüft und umgesetzt werden.

4. Die vorhandenen Brunnen sollten so instandgesetzt/gehalten werden (Stichwort Versandung), dass reibungslos Wasser gefördert werden kann.

5. Rasche Prüfung wo am ehesten neue Brunnenbohrungen möglich sind, um auch dem zukünftig steigenden Wasserverbrauch Rechnung zu tragen (Stichwort Neubaugebiet in Ruppertshain, das in der Planung schlicht vergessen wurde, was den steigenden Wasserverbrauch angeht).

6. Prüfung des Vertrags zwischen Stadt Kelkheim und den Besitzern des Zauberbergs (CCZ). Denn der Zauberberg verfügt über eine eigene Wasserversorgung aus eigenem Brunnen, der soviel fördern soll, dass ein Teil dieses Wassers aktuell ironischerweise per Falleitung nach Fischbach transportiert wird, um dort die Wasserqualität zu verbessern. Allerdings gibt es bei dieser Anlage wohl technische Probleme. Weder zum Inhalt dieses Vertrags, noch zur Art der Probleme konnten der Bürgermeister oder Herr Sowade etwas sagen. Daher die Bitte, dies rasch zu prüfen.

Bis heute (drei Monate später) ist völlig unklar, was aus diesen Vorschlägen wurde. Lediglich kürzlich die Meldung, dass ein Experte des Landes Hessen für die Wasservorkommen im Taunus und ihre Erschließung Ende Januar 2019 im zuständigen Ausschuss der Stadt referieren und informieren wird. Das ist löblich.

Bürgermeister Kündiger hat bei einer weiteren Infoveranstaltung in Eppenhain vor wenigen Tagen zum Thema Wasserversorgung in Eppenhain bekräftigt, dass die feste Wasserleitung (für immerhin auch etwa 120.000–250.000 Euro) gebaut werden soll und nur noch das Stadtparlament zustimmen müsse. Eine ausschließliche Nutzung als Notleitung wollte er freilich nicht garantieren. Daher an dieser Stelle der Aufruf an die gewählten Stadtverordneten aller Parteien, diesen Sachverhalt kritisch zu prüfen und zu hinterfragen. Es gibt keinen Grund hier hektisch und übereilt zu handeln. Denn auch nach diesem einmaligen Ereignis hat es monatelang nicht geregnet ohne dass sich ein Wassernotstand wiederholt hätte. Vielmehr sollte auf eine zügige Umsetzung der oben genannten vorgeschlagenen Maßnahmen hingearbeitet werden.

An die betroffenen Mitbürger mein Aufruf sich auch einzusetzen für unser gutes Wasser auf dem Berg. Ihre Haushaltsgeräte, Rohrleitungen und ihr Körper werden es Ihnen danken. Dieses saubere, kalkarme und schmackhafte Wasser ist ein sehr kostbares Gut. Das wissen auch die großen Wasserversorger wie die Hessenwasser GmbH.

Dr. Joachim Hahn,Robert-Koch-Str. 41 a



X