Neunzig Jahre Freiwillige Feuerwehr Münster

Draußen zuckte ein Blitz nach dem anderen über den Himmel – der Grund, weshalb so viele Plätze in der Halle der TSG Münster leer geblieben waren. Alles Stühle, auf denen die geladenen und befreundeten Einsatzkäfte hätten Platz nehmen sollen, um mit der Münsterer Wehr anlässlich des neunzigjährigen Bestehens der Wehr ein fröhliches Fest zu feiern. Stattdessen befanden sie sich an anderen Ecken des Kreises im Einsatz, um der Wassermassen Herr zu werden.

Das Wasser kam an diesem Abend denn auch in anderer Beziehung zur Sprache, als Joschi Jürgen Freund in seinen Erinnerungen als Wehrführer kramte und beklagte, dass es den Bürokratismus auch schon zu seiner Zeit gegeben habe, nicht nur heute. So habe eine höhere Dienststelle der Wehr zwei Bootsführerscheine verpassen wollen. Seine Gegenfrage: Wofür, für den Liederbach?

Nun, er löste das Thema ganz „demokratisch“, indem er allein bestimmte: Wir nicht. Dafür erinnerte er sich aber an Kelkheimer Fluten, in denen man vielleicht ein Schlauchboot gebraucht hätte, ohne Bootsführerschein.

Erster Kreisbeigeordneter Wolfgang Kollmeier, der neben Stadtverordneten-Vorsteher Alexander Furtwängler und Bürgermeister Thomas Horn zu den Gästen zählte, will sich bei der Hatterheimer Wehr, zu der er gute Beziehungen habe, dafür einsetzen, den Münsterern eine Schlauchbootpartie auf dem Main zu ermöglichen. Als Jubiläums-Geschenk sozusagen. Denn am Main gehört ein Schlauchboot zur Ausrüstung.

Auch so wurde es noch ein fröhlicher Abend, zumal das Herren-Ballet der TSG Münster, Abteilung Karneval, für eine begeistert beklatschte Einlage sorgte und die 90 Jahre Wehr auch auf den Rücken deutlich sichtbar werden ließ. Allerdings nicht als richtige Tattoos. Sondern in abwaschbarer Farbe.

Bürgermeister Thomas Horn hatte einen großen Umzugskarton mitgebracht, der erste, wie er meinte. Wehrführer Stefan Kunisch korrigierte: Wir haben schon viele Kartons für den Umzug gepackt. Trotzdem freute er sich über die Gabe. Der Bürgermeister wies mit dem Blick nach draußen daraufhin, dass der Liederbach renaturiert wurde, dass ein solches Hundert-Jahr-Hochwasser wie von Jürgen Freund erwähnt, wohl nicht mehr zu erwarten sei. Ausdrücklich erwähnte er Stefan Kunisch: „Es ist gut, wenn junge Menschen Führungsbereitschaft zeigen.“ Und Alexander Furtwängler wies auf die Opferbereitschaft und Kameradschaft der Wehren hin.

Richtig „Handfestes“ bietet die Gabe der Bürgervereinigung Altmünster. Sie hat die Wehr zu einem Grillfest mit Bratwürsten für alle eingeladen. „Ihr helft uns so oft“, war das Motto. Und Ähnliches gilt auch für die TSG Münster, die durch ihren Vorsitzenden Helmut Christmann vertreten war. Sozusagen eine seiner letzten Amtshandlungen, bevor er jetzt nicht noch einmal für den Vorsitz des Vereins kandidierte. Die notwendigen Informationen über das Werden und Wachsen der Wehr Münster brachte Klaus-Peter Hahn mit einem Diavortrag rüber, in dem viele alte Bilder aus der Vergangenheit der Münsterer Wehr und ihrer Persönlichkeiten ihren Niederschlag fanden.

Und um noch einmal auf die Gründung mit Stefan Kunischs Worten mit dem Blick auf die 22 Gründer zurückzukommen: Wenn Münsterer etwas anpacken, dann ordentlich.“

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