Im Rathaus: Kelkheims Kalendergirls

Er habe, so gestand er offen, bei der Vernissage der Bilder der Kelkheimer „Kalender-Girls“ im Kelkheimer Rathaus ein, etwas überlegt und gezögert, ob er die Schirmherrschaft für die Aktion übernehmen solle. Heute sei er voll davon überzeugt. Ihm geht es nicht anders als vielen Kelkheimern, die zunächst dem Projekt des Kalenders, auf den ersten Blick etwas skeptisch gegenüberstanden.

Nicht nur, weil die Fotografin Anja Schütz und Silke Offermann der Öffentlichkeit ein Projekt vorstellten, dass mit einiger Sicherheit noch andere ähnliche Aktionen nach sich ziehen wird, sondern auch vor dem Mut dieser Kelkheimer, die sich im Grund genommen für die Bürgerstiftung Kelkheim zur Verfügung stellten. Denn der Erlös aus dem Kalender – das Stück kostet 20 Euro – geht an den Verein Bürgerstiftung Kelkheim. Nachdem Bürgermeister Thomas Horn die ersten 30 Kalender aus der Hand gerissen wurden, hat schon zwanzig nachbestellt. Und Dr. Hildegard Bonczkowitz, die Vorsitzende der Bürgerstiftung Kelkheim, sprach davon, dass die Hälfte der Kalender bereits ihren Besitzer gewechselt hätten. Das könnte bedeuten: rund 15.000 Euro für die Bürgerstiftung. Einen Scheck über 785 Euro brachten Silke Offermann und Anja Schütz mit, gespendet von den Damen, die als Teilnahme für das Fotoshooting selbst jede noch 200 Euro spendeten. Horn unterstrich: Diese Aktion zeigt, wie sehr diese Frauen mit der Stadt Kelkheim verbunden sind. Eine besondere Bemerkung von ihm: Keine Bilder, die dem Schlankheitswahn frönen und es habe sich gezeigt, mit wieviel Spaß und Freude die Damen dabei waren, auch wenn es hier wohl auch die eine oder andere Diskussion in den Familien gegeben habe. „Keine Frage: Die Bürgerstiftung leistet vorzügliche Arbeit. Auch deshalb können die Bilder hier im Rathaus hängen.“

Wie schon auf Seite Eins berichtet: Die Laudatio kam von einem Mann, der in den letzten Jahren „jede Menge Frauen verschlissen hat“: Als Vorlage für seine Bücher über außerordentliche Frauen, wie diese hier in Kelkheim, die damit auch zeigten: Wir sind unerschrockene Frauen. Er sprach davon, dass für das Projekt Kelkheimer Geschäftsfrauen „ihre hüllen fallen ließen“, dass sich aber auch Silke Offermann und Anja Schütz mit diesem Projekt gegen den Jugend- und Schönheitswahn stemmen. Und wörtlich: „Finden Sie nicht, dass die Idee der Künstlerinnen und der Mut der Kelkheimer Kalendergirls einen Applaus verdienen?“ Und er beantwortete auch die Frage, weshalb er die Laudatio übernommen hatte: „Es hat wohl damit zu tun, dass ich unter anderem fünf Bücher schrieb, die zeigen, dass es zu allen Zeiten und in allen Lebensbereichen Frauen gegeben hat, die nicht bereit waren, ihr Schicksal passiv zu erdulden oder sich gesellschaftlichen Erwartungen widerstandslos zu unterwerfen, sondern ihre persönlichen Ziele verfolgten und dabei Leistungen vollbrachten, von denen man geglaubt hatte, sie seien Männern vorbehalten.“

Im Bild links oben das Ehepaar Wunderlich mit Dr. Hildegard Bonsczkowitz und rechts darüber: Bilder können so sorgfältig aufgehängt sein, wie möglich – man kann mit dem Vorhang auch Bilder wegziehen. Silke Offermann nahm das mit genauso viel Humor auf, wie die Gäste der Vernissage.

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