Ruppertshain (ju) – Am vergangenen Freitag erlebte die Rossert-Schule in Ruppertshain einen dieser seltenen Momente, die für immer im Herzen bleiben. Zehn Jahre – ein runder Geburtstag, der nicht nur gefeiert, sondern mit viel Liebe, Kreativität und Gemeinschaftsgeist lebendig gestaltet wurde. Schon am Nachmittag füllte sich das Schulgelände mit aufgeregtem Stimmengewirr, fröhlichem Lachen und erwartungsvollen Blicken. Familien, Freunde, Lehrkräfte und Ehemalige kamen zusammen, um diesen besonderen Tag gemeinsam zu begehen.
Ein bewegender Auftakt
Der Beginn des Festes war so schwungvoll wie herzlich: Gemeinsam mit ihren Lehrkräften zogen die Kinder in die bis auf den letzten Platz gefüllte Aula ein, singen und klatschend. Das Lied „Zamena, mena é“ erfüllte die Luft mit Rhythmus, Leichtigkeit und einer fast greifbaren Freude. Schon da war spürbar: Hier ist etwas gewachsen, das trägt – über viele Jahre und Generationen hinweg.
Erinnerungen, Stimmen, Geschichten
Dann wurde es ruhiger – aber nicht weniger bewegend. Die Schulleiterin Andrea Gräsner begrüßte gemeinsam mit ihrer Konrektorin Martina Welscher die Gäste mit Worten, die berührten. Sie sprach von Anfängen, vom Wandel, von kleinen und großen Schritten. Es war nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Dank an all jene, die die Schule in diesen zehn Jahren geprägt haben. Besonders schön: Die ehemalige Schulleiterin Dorothee Mohr richtete ein paar bewegende Worte an die Kinder und zeigte den langen Weg auf, den diese Schule gegangen war. Denn seit 1770 wurde in Eppenhain „Schule“ gehalten, aber nur im Winter. Im Sommer mussten die Jungen und Mädchen auf den Feldern helfen. Die Ruppertshainer Mädchen und Buben hatten sogar schon ab 1765 einen Winterlehrer. Seit 1818 unterrichteten richtige Lehrer die Kinder, Schulleiter folgte auf Schulleiter, darunter auch Robert Zellhofer, der die Volksschule Ruppertshain von 1945-1971 leitete. Im Jahre 1972 kam die Zusammenlegung der beiden Grundschulen aus Eppenhain und Ruppertshain – die Rossertschule war geboren.
Ein Theater, das die Welt ein bisschen heller macht
Und dann wurde die Bühne zur Wunderwelt: Die dritten und vierten Klassen führten ihr Theaterstück auf – ein Plädoyer für Toleranz und Vielfalt. Mit selbst konzipierten Szenen, leuchtenden Augen und beeindruckender Bühnenpräsenz zeigten die Kinder, was Theater kann: Herzen öffnen, Verständnis zeigen, Vorurteile ausräumen. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer zeigten Rührung, Freude und Stolz.
Musik, die verbindet
Musik war das Band, das diesen Nachmittag durchzog. Ob die Schulhymne „Wir“, gesungen von den Jüngsten, das beschwingte „Jambo Bwana“ oder der Abschluss mit „Ayelevi“ – jedes Lied erzählte seine eigene Geschichte. Eine Geschichte vom Zusammenhalt, vom Wachsen, vom Dazugehören.
Mehr als Worte: Die Kraft der Gemeinschaft
Auch der Förderverein zeigte einmal mehr, wozu eine engagierte Schulgemeinschaft fähig ist. Ob liebevoll dekorierte Stände, ein fantasievoller Bewegungsparcours oder die herzliche Versorgung mit Speisen und Getränken – überall spürte man: Hier wird nicht nur organisiert, hier wird mit Herz gegeben. Die Kinder tobten, lachten, probierten Neues aus – frei, mutig und voller Freude.
Ein Fest, das nachhallt
Als am Ende alle Kinder singend durch die Aula hinauszogen, war das kein Abschied, sondern ein Versprechen: Wir machen weiter. Gemeinsam. Mit Neugier, Offenheit und einer Schule, die mehr ist als ein Lernort – nämlich ein Zuhause auf Zeit. Zehn Jahre Rossert-Schule – das war kein Fest mit großem Pomp. Es war ein leises, warmes, strahlendes „Danke“ an alle, die diese Schule zu dem machen, was sie ist: ein Ort, an dem Kinder mit offenen Armen empfangen und in die Welt hinaus begleitet werden. Ein Ort, an dem das Herz mitschlägt.
Entstehungsgeschichte
Die Entstehungsgeschichte der Rossert-Schule in Kelkheim-Ruppertshain ist geprägt von langjährigen Diskussionen, baulichen Herausforderungen und letztlich einem modernen Neubau, der heute als Vorzeigeprojekt gilt.
Ein langer Weg zur Einigung
Bereits seit 2003 wurde über die Zusammenlegung der beiden Schulstandorte in Ruppertshain und Eppenhain diskutiert. Die Grundschule war bis dahin auf beide Ortsteile verteilt: Die ersten beiden Klassen wurden in Ruppertshain unterrichtet, die dritten und vierten in Eppenhain. Diese Aufteilung führte zu organisatorischen Problemen und war für Schüler, Eltern und Lehrer eine Belastung. Nach jahrelangen Debatten einigten sich Schulgremien, Stadt und Kreis schließlich auf einen Neubau an der Robert-Koch-Straße in Ruppertshain. Das angrenzende frühere Feuerwehr-Areal wurde in das Bauvorhaben integriert, um ausreichend Platz zu schaffen.
Architektenwettbewerb und Bauverzögerungen
2010 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, den das Münchener Büro Maisch und Wolf mit einem Entwurf für ein kompaktes Gebäude mit durchgehenden Glasfronten gewann. Der Bau sollte ursprünglich bis Sommer 2012 fertiggestellt sein. Doch es kam zu erheblichen Verzögerungen und Mängeln: Wasserschäden, mangelnde Absprachen zwischen den beteiligten Firmen und ein Architekt, der sich kaum auf der Baustelle zeigte, führten zu einer Kostensteigerung von ursprünglich veranschlagten 7,4 auf 9,6 Millionen Euro. Der Kreis kündigte mehreren Firmen und leitete rechtliche Schritte ein, um zumindest einen Teil der Mehrkosten zurückzuholen.
Einzug und Einweihung
Am 20. Mai 2015 war es dann endlich so weit: Die 93 Grundschüler zogen vom Standort in Eppenhain in ihr neues Domizil in Ruppertshain ein. Die offizielle Einweihungsfeier fand am 19. September 2015 statt und wurde mit einem bunten Programm aus Tänzen, Liedern und Theaterstücken gefeiert. Vertreter von Stadt, Kreis und Schulgemeinde zeigten sich begeistert von dem modernen Bau, der nun alle Schüler unter einem Dach vereint.
Ein modernes Schulgebäude
Die neue Rossert-Schule ist ein energieeffizientes Passivhaus mit moderner Ausstattung. Sie verfügt über eine vielseitig nutzbare Aula, eine Bibliothek, einen PC-, Kunst- und Zeichenraum sowie Platz für die Nachmittagsbetreuung. Dieser kommt im Zuge des Übergangs zur Ganztagsbetreuung eine ganz neue Bedeutung zu, wie Silke Hofer, Betreuungsleiterin, erklärt. „Wir haben noch einen Anbau, der demnächst frei wird, und den werden wir in unser Betreuungskonzept mit einbeziehen. Denn machen wir uns nichts vor – derzeit betreuen wir 70 Kinder, aber ich denke, wir werden auf die 90 zugehen.“ Sie findet die Größe angenehm und erwartet eine viel bessere Verzahnung von Schule und Betreuung, wenn das Ganztagsangebot erst steht. „Wir haben hier so ein tolles Miteinander und schaffen hier eine Schulkultur, in der sich alle akzeptieren, die vielfältig ist und bunt.“
Die Rossert-Schule gilt heute als gelungenes Beispiel für modernen Schulbau, der trotz anfänglicher Schwierigkeiten ein zukunftsfähiges Lernumfeld für die Kinder aus Ruppertshain und Eppenhain geschaffen hat.