AG Naturschutz startet Projekt „Insektenfreundliches Kelkheim“

Diese herrliche Blumenwiese vor dem Kelkheimer Rathaus wurde von einem unserer Leser fotografiert. Hier tummeln sich viele Insekten. Die Stadt hat viele dieser sogenannten Blühstreifen angelegt, um Hummel, Biene und Co. ein Zuhause zu geben.Foto: Fischer

Kelkheim (ju) – Naturschutz ist entscheidend, weil er die Vielfalt und Gesundheit unserer Ökosysteme erhält. Diese Systeme liefern uns saubere Luft, Wasser, Nahrung und Rohstoffe. Sie regulieren das Klima und bieten Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Ohne Naturschutz würden wir das Gleichgewicht dieser Systeme gefährden, was zu gravierenden Folgen für die Umwelt und unser eigenes Überleben führen könnte.

Neues Projekt

Nach dem erfolgreichen Projekt „Kelkheim schützt den Gartenschläfer“ im Vorjahr startet die Arbeitsgruppe Naturschutz Kelkheim mit ihrem neuen Projekt „Insektenfreundliches Kelkheim“.

Ziel des Projektes ist es, den Lebensraum und die Lebensbedingungen für Insekten in Kelkheim nachhaltig zu verbessern. Mit einer Vielzahl von Maßnahmen sollen die Biodiversität gefördert, Lebensräume geschützt und das Bewusstsein der Bevölkerung für die große Bedeutung von Insekten gestärkt werden. Insekten spielen eine zentrale Rolle in unseren Ökosystemen. Sie bestäuben Pflanzen, dienen als Nahrung für andere Tiere und tragen zur Bodenbildung bei. Doch ihre Lebensräume sind zunehmend bedroht, und die Bestände vieler Arten sind drastisch zurückgegangen. „Mit dem Projekt ,Insektenfreundliches Kelkheim’ möchte die AG Naturschutz die Bürgerinnen und Bürger für diesen wichtigen Aspekt des Naturschutzes sensibilisieren und Kelkheim insektenfreundlicher gestalten“, sagt Wolf-Dieter Hasler, Naturschutzdezernent und Vorsitzender der AG Naturschutz Kelkheim.

Infoveranstaltung

Zum Auftakt des Projekts hatte die AG Naturschutz zu einer Infoveranstaltung auf dem Kelkheimer Marktplatz eingeladen. Interessierte konnten sich über die geplanten Maßnahmen und die Bedeutung von Insekten für unsere Umwelt informieren. Dabei wurden Fragen beantwortet und Möglichkeiten aufgezeigt, im Kleinen anzufangen und zum Beispiel den eigenen Garten insektenfreundlicher zu gestalten. Denn dass das dringend nötig ist, zeigen viele, viele Studien zum Thema Insektensterben, die belegen, dass unter anderem die Biomasse von fliegenden Insekten in Deutschland zwischen 1989 und 2014 um über 75 Prozent zurückgegangen ist (Erhebung an 63 Standorten in Naturschutzgebieten in NRW, Rheinland-Pfalz und Brandenburg), was auch heute noch ein ernstes Problem darstellt, da die Population von landlebenden Insekten auch weiterhin drastisch zurückgeht. „Wir müssen jetzt aktiv werden“, wissen auch Franziska Pitz und Martina Weitzel von der Waldjugend, die die AG ebenfalls unterstützen. „Die Bevölkerung muss informiert und sensibilisiert werden. Wenn wir nicht im Kleinen anfangen, haben wir irgendwann ein massives Problem“, appelliert Pitz nicht nur an die Kelkheimer Bürgerinnen und Bürger. Recht hat sie, denn 85 Prozent aller Pflanzenarten sind von der Bestäubung abhängig. Bestäuber sind für etwa 35 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion verantwortlich. Ergo: Ohne Insekten weniger Früchte, Gemüse und Nüsse. Folgen: Mehrere Millionen Menschen würden jedes Jahr als Folge von Mangelernährung sterben.

Um all diese Um- und Zustände weiß auch Wolf-Dieter Hasler, der aus diesem Grund am Samstag, 19. Oktober, von 10 bis 15 Uhr Führungen durch seinen naturnahen Garten anbietet, bei denen praxisnah gezeigt wird, wie sich heimische Gärten insektenfreundlich gestalten lassen. Die Teilnehmer erhalten wertvolle Anregungen für den eigenen Garten und können erleben, wie schon kleine Veränderungen eine große Wirkung für die Artenvielfalt haben können.

Klaus Schurian, vielen Lesern ob seiner Naturbetrachtungen bekannt und ein anerkannter Entomologe, lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen, an diesem Tag zu netzwerken und sein breites Wissen, gerade zu Schmetterlingen, anzubieten. Bei Wolf-Dieter Hasler läuft er da offene Türen ein und so werden die beiden in naher Zukunft klären, wie sich der Fachmann in der AG einbringen kann – sei es mit einem Vortrag oder anderen Aktionen. Wichtig, gerade für die Schmetterlinge, sind in Kelkheim die Blühstreifen, die überall in der Stadt zu finden sind, jetzt zum Herbst hin aber abgemäht werden. „Allerdings sollte man die besser stehen lassen, denn gerade die Schmetterlinge legen dort ihre Eier ab, aus denen im nächsten Jahr der Nachwuchs schlüpft“, weiß Martina Weitzel. So gilt es auch bei der Stadt, über gewisse Abläufe nachzudenken.

AG Naturschutz

Die AG Naturschutz der Stadt Kelkheim ist eine Arbeitsgruppe, der Kelkheimer Vereine und Organisationen, die sich in Kelkheim für den Naturschutz engagieren, angehören. Zu den Mitgliedern gehören unter anderem die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGNO) und der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund). Die Arbeitsgemeinschaft organisiert regelmäßige Sitzungen und Veranstaltungen, um die lokale Umwelt zu schützen und zu pflegen. Dazu gehören Aktivitäten wie die Lebensraumsicherung, faunistische Kartierungen, Artenschutz und die Durchführung von Naturerlebniswanderungen und -aktionen.

Die Arbeitsgruppe möchte die Zusammenarbeit der Kelkheimer Naturschutzverbände stärken und das Engagement rund um den Schutz der Natur aktiv fördern.

Zusätzlich zu den Einzelprojekten der Vereine und Verbände können gemeinsame Projekte unter der Leitung der Arbeitsgruppe Naturschutz durchgeführt werden.

Die Mitglieder der AG Naturschutz Kelkheim arbeiten eng zusammen, bleiben dabei aber flexibel und eigenständig.

Den Vorsitz hat der Dezernent für Umwelt- und Naturschutz der Stadt Kelkheim inne.

Weitere Artikelbilder



X