Eppenhain/Kelkheim (rb) – Am vergangenen Freitag waren interessierte Personen aus Kelkheim und Umgebung eingeladen, im Mehrzweckraum der Othmar-Nicolaus-Halle in Eppenhain der ersten „Sicherheitsberatung für Senioren“ beizuwohnen. Die Aktion wurde vom VdK Ortsverband Kelkheim in Kooperation mit dem Präventionsrat der Stadt durchgeführt, um auf Straftaten zum Nachteil älterer Menschen aufmerksam zu machen.
„Man liest immer wieder davon“, so Regina Kuschka, Vertreterin des VdK und eine der Organisatorinnen. Ob Enkeltricks, falsche Gewinnversprechen oder unseriöse Haustürgeschäfte, die Fälle hätten sich in den letzten Jahren gehäuft. Die Idee sei es gewesen, das Thema im Rahmen des regelmäßig stattfindenden Gedächtnistrainings für Senioren in den Fokus zu rücken, so Kuschka. In Helmut Loos, Mitglied des Präventionsrates der Stadt Kelkheim und zertifiziertem Sicherheitsberater für Senioren, fand sie den richtigen Ansprechpartner. Als ehemaliger Polizist bringt er die nötige Erfahrung mit, um den Anwesenden eine Reihe an Betrugsmaschen zu erklären.
Gesunde Skepsis schützt vor Betrug
„Die Täter gehen geschickt vor. Am Telefon beginnen sie das Gespräch meistens mit Fragen: ‚Na, weißt du, wer hier ist?’ oder ,Erkennst du denn meine Stimme nicht?’ So erfahren sie die Namen der Angehörigen, in deren Rolle sie schlüpfen. Es funktioniert, weil die Leute abgelenkt werden und viele im ersten Moment gar nicht nachfragen“, so Moos.
Durch vorwurfsvolle Fragen („Kannst du denn nicht mal deinem Enkel helfen?“, „Was bist du denn für ein Mensch?“) werde moralischer Druck aufgebaut, der es für die Betroffenen erschwere, rational zu reagieren. Einer der anwesenden Senioren bringt es auf den Punkt: „Die Frage ist natürlich, in welcher Verfassung man gerade ist. Wenn man im falschen Moment erwischt wird, ist niemand davor geschützt.“
Umso wichtiger sei es deshalb, sich in solchen Situationen eine gesunde Skepsis anzugewöhnen, erklärt Helmut Loos. „Gerade Betrüger arbeiten oftmals in größeren Gruppen.“ Während der vermeintliche Handwerker, Polizist oder „Freund des Enkels“ mit den Opfern ins Haus gehe und sie beschäftige, werde die Tür heimlich offen gelassen, um den Komplizen Eintritt zu gewähren. Auch rufe die Polizei am Telefon niemals unter der 110 an. Mit der entsprechenden Kleidung und Vorbereitung könne sich dennoch ein jeder als Polizist oder Handwerker ausgeben. Man solle sich deshalb immer zuerst einen Ausweis geben lassen und ansonsten niemanden in die Wohnung lassen, egal, wer auf den ersten Blick an der Haustür stehe. Echte Polizeiausweise erkenne man an der integrierten Blindenschrift, die für Betrüger nur schwer zu fälschen sei, so Loos.
Thema soll in den Fokus rücken
Aufgrund des regen Interesses der Anwesenden und der interessanten Anekdoten von Helmut Loos musste das eigentlich im Anschluss geplante Gedächtnistraining des VdK leider ausfallen. Der nächste Termin ist für den 7. November angesetzt. Auch wenn die Sicherheitsberatung eine vorerst einmalige Aktion war, will Regina Kuschka die Thematik im Rahmen des Gedächtnistrainings weiterhin in den Fokus rücken. Eine geplante Kooperation mit der Gesamtschule Fischbach und dem Thema „Digital im Alter“ soll auch die Möglichkeit bieten, im Austausch zwischen Jung und Alt die Chancen und Risiken der digitalen Welt zu ergründen. Darüber hinaus stehen die 15 Sicherheitsberater des Präventionsrates der Stadt Kelkheim Betroffenen und besorgten Senioren oder Angehörigen natürlich jederzeit telefonisch oder persönlich zur Verfügung. Sie sind an ihren blauen Westen und einem entsprechenden Ausweis erkennbar.
Mehr Infos gibt es unter: kelkheim.de und präventionsrat.de.
