Ein Blick in den Koalitionsvertrag von CDU, SPD und FDP Ein klares Ja zur Gagernspange – Teil eins

Wenn die Erinnerung nicht trügt, dann hat es in Kelkheim weit zurückblickend keinen Koalitionsvertrag für die Zusammenarbeit von Fraktionen im Stadtparlament gegeben. Es sind stolze 16 Seiten, die da zusammen- kamen. Wir möchten die Kelkheimer daran teilhaben lassen. Aber mit einem Blick allein ist es nicht getan. Die Grundsatzvereinbarung zur Koalition von CDU, SPD und FDP, die sich schon bei der ersten Sitzung der Stadtverordneten in der neuen Legislaturperiode bewährte, ist fein säuberlich aufgeteilt in Themen, die teilweise schon in der vergangenen Wahlperiode auf den Sitzungsprogrammen standen, aber auch Neues. Die Vereinbarung soll in denJahren 2021 bis 2026 halten. Aber am Schluss heißt es auch: „Im Rahmen einer gemeinsamen Klausurtagung werden die Koalitionspartner die Koalitionsvereinbarung mindestens einmal jährlich evaluieren, präzisieren und fortschreiben, ohne sie in ihren wesentlichen Vertragsbestandteilen zu verändern.“

Zur Einleitung wird vermerkt, dass durch wechselnde Mehrheiten in den letzten fünf Jahren einiges ins Stocken geraten sei. „Das Ziel unserer gemeinsamen Koalition ist es, den Stillstand zu beenden und Kelkheim voran zubringen.“ Zu Albrecht Kündiger: „Wir bieten ihm ein kameradschaftliches Miteinander auf Augenhöhe an.“

Man werde sich nicht scheuen, auch schwierige Projekte anzugehen. Zur Entwicklung Kelkheims brauche es an der einen oder anderen Stelle Mut zur Entscheidung und Lust zum Gestalten. Die Kelkheimerinnen und Kelkheimer sollen konkret beteiligt werden und man wolle sich in konstruktive Debatten begeben. In dem Papier finden sich von allen drei Partnern Programmpunkte.

Gleich zu Anfang der Verkehr mit dem Gagernring und der Wunsch nach einem 15-Minuten-Takt auf der Bahnlinie ab Hornau in Richtung Frankfurt. Und wörtlich: „Zunächst soll der 15-Minuten-Takt in Stoßzeiten am Morgen und am Nachmittag vom Bahnhof Mitte aus eingerichtet werden. Danach soll bedarfsgerecht eine Erweiterung auf zusätzliche Fahrten geprüft werden. Nach Fertigstellung der Gagernspange soll ein 15- Minuten-Takt nach Möglichkeit auch vom Bahnhof Kelkheim-Hornau aus starten.“ Dies natürlich auch zur Entlastung des Bahnübergang am Bahnhof Mitte und der Frankfurter Straße. Ferner wünscht man sich, dass die K-Bahn in Frankfurt unterirdisch bis zur Hauptwache oder Konstabler Wache verkehren kann.

Darüber hinaus soll es nach Meinung der Koalition einen Stadtbus geben, der als On-Demand-Bus oder im Pendelverkehr durch die Stadtteile fährt. Klar, dass hier Subventionen notwendig sind. Dann gibt es den Wunsch nach besseren Busverbindungen in die Nachbarstädte.

Bisher war immer ein Gegenargument für den 15-Minuten-Takt: Fährt die Bahn öfter, verschärft sich in der Rush Hour die ohnehin bestehende Stauproblematik des Individualverkehrs, der die Straßen von Kelkheim-Mitte bis nach Fischbach füllt. Die Lösung laut Konzept, die Gagernspange. Sie soll von Fischbach an die Straße „Am Hühnerberg“ angeschlossen werden und von dort an über das Feld, unter der Bahnlinie am Ende der Künstlerwiese auf den „Gagernring“ treffen. Damit werde der Stau auf der Fischbacher Straße aufgelöst, der Bahnübergang Mitte entlastet, sicherere Wege für Schulkinder der Pestalozzi-Schule und des Privatgymnasiums Dr. Richter sowie zu den beiden anliegenden Kindergärten und der Musikschule geschaffen werden. Anwohnerinnen und Anwohner von dann mehr belasteten innerstädtischen Strecken sollten Unterstützung beim passiven Lärmschutz für ihre Wohnungen und Häuser durch die Stadt bekommen.

Für ein Mobilitätszentrum am Bahnhof Hornau hat man neben Park & Ride-Parkplätzen auch Ladesäulen für E-Fahrzeuge in höherer Zahl und reservierte Parkplätze für Car-Sharing-Angebote im Blick.

Beim Fahrradverkehr lautet die Forderung nach einem getrennten Radweg entlang der Fischbacher und Kelkheimer Straße in beide Richtungen (Kelkheim – Fischbach), Befestigung des Radweges Sindlinger Wiesen; mit einer separaten Spur für Fußgänger, Kinderwagen und Rollatoren gemeinsam. Dann der Wunsch nach einem getrennten Radweg entlang der Frankenallee in beide Richtungen (Kelkheim-Mitte – Hauptfriedhof – Liederbach) und ein getrennter Radweg entlang der Dieselstraße in beide Richtungen (Münster - Hofheim), Forderungen, die in diesem Umfang auch die UKW nicht im Blick hatte.

Dann 50 km/h für die „Hauptschlag-Adern“, bessere Ampelschaltungen, damit der Verkehr nicht steht, sondern läuft und mehr Kreisel, statt viel befahrener Kreuzungen.

Wohnungsbau für alle
lautet die Überschrift zum Thema Wohnbau und Stadtentwicklung. „ Entscheidungen müssen auf einer transparenten und für alle nachvollziehbaren Planung basieren“.

So sieht man vor, dass bei größeren Neubauobjekten eine feste Quote an bezahlbarem Wohnraum eingeplant wird (im Schnitt möchte man 30 Prozent bezahlbares Wohnen bei Bauprojekten mit mehr als 10 Wohneinheiten). Dabei richtet sich die Definition „bezahlbares Wohnen“ nach den Förderrichtlinien. Die StEG soll von einer Verwaltunsgesellschaft zu einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft umgebaut werden. Beispiele: Hofheim und Hattersheim. Favorisiert soll der Kauf von Wohnungen durch die Stadt Kelkheim gegenüber dem Erwerb von Belegungsrechten werden.

„Gagernquartier“

Hier könnte sich Zündstoff ansammeln. Es geht um die Erschließung und maßvolle Bebauung zwischen der Bahnlinie in Hornau und dem Stadtteil Fischbach – das „Gagernquartier“.

Hier erwarten nicht nur die Anwohner des Gagernrings in Hornau eine erhebliche Zunahme des Verkehrs, auch am Südrand Fischbachs regt sich Widerstand, weil die Anwohner Verkehrslärm erwarten. Da in Kelkheim dringend Wohnraum benötigt wird, hat die Koalition entlang der Gagernspange den Bau von Mehr- und Einfamilienhäusern im Visier. Das Gagernquartier solle möglichst umweltschonend auf rund zwei Hektar der derzeit landwirtschaftlich genutzten Flächen errichtet werden und auch den angrenzenden Baumbestand berücksichtigen. „Wir wollen dieses Quartier als Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen mit grünen Technologien und neuen Wohnformen errichten.“

Den Koalitionären schwebt ein Pilotprojekt für die Region für bezahlbaren, ökologisch wertvollen und nachhaltigen Wohnraum in Kelkheim-Hornau vor zu schaffen, ähnlich dem Basler Bogen, mit Begrünung der Dächer und Fassaden, Solarthermie, Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen, Zisternen und naturnachwachsenden Dämmstoffen.

Ein Träger solle bei der Errichtung eines inklusiven Mehrgenerationenhauses unterstützt werden.

Ein Bericht in der nächsten Ausgabe der Zeitung wird mit der Stadtmitte beginnen.



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