Buchpremiere „Gagern - Pioniere der deutschen Demokratie“

Das Buchcover Foto: Torsten Weigelt

Kelkheim
(kez/ju) – Im nächsten Jahr steht auch für Kelkheim ein großes Jubiläum an: 175 Jahre Nationalversammlung. Die von Gagern sind eng mit ihr verbunden und schon oft wurde ihr Werdegang und ihre politische Arbeit in Büchern beschrieben. Der Kelkheimer Autor Torsten Weigelt nahm sich ebenfalls der von Gagern an und porträtiert in seinem Buch „„Gagern - Pioniere der deutschen Demokratie“ die politische Familie. Die Buchpremiere im Vorfeld der Präsentation bei der Frankfurter Buchmesse findet am Freitag, 14. Oktober, um 19 Uhr im Plenarsaal des Kelkheimer Rathauses statt.

Als die Abgeordneten des ersten gesamtdeutschen Parlaments 1848 in die Frankfurter Paulskirche einziehen, befinden sich unter ihnen mit den Brüdern Heinrich und Max gleich zwei Mitglieder der Familie von Gagern: Heinrich wird als Präsident der Nationalversammlung und Reichsministerpräsident eine Art „Popstar“ des Paulskirchen-Parlaments, dessen 175. Jubiläum 2023 gefeiert wird. Aber auch Max übernimmt wichtige Funktionen in Verfassungsausschuss und provisorischer Regierung. Schon zuvor waren Angehörige der Familie mehr als ein halbes Jahrhundert lang an fast allen wichtigen Ereignissen und Weichenstellungen der deutschen – und hessischen – Politik beteiligt. In seinem Buch „Gagern – Pioniere der deutschen Demokratie“ zeichnet der Autor Torsten Weigelt erstmals die Geschichte dieser außergewöhnlichen Politiker- Dynastie nach – und erzählt gleichzeitig von den Anfängen unserer Demokratiegeschichte.

Während der Zeit ihres politischen Wirkens war die Familie von Gagern eng mit dem Rhein-Main-Gebiet verbunden, insbesondere mit dem heutigen Kelkheim: 1818 kauften Hans Christoph und Charlotte von Gagern das Hornauer Hofgut. Bis zu ihrem Tod blieb es ihr Wohnsitz und der zentrale Treffpunkt der gesamten Familie. Zwar lebte nur Max während zweier Zeitabschnitte fest auf dem Gut (1833-1836 und 1854/55), dennoch hatten auch seine Brüder Heinrich und Friedrich eine enge emotionale Bindung an Hornau. Von Heinrich stammt der Satz: „Ich liebe Hornau ungemein.“ Und Friedrich erklärte: „Ein paar Wochen in Hornau zugebracht, gehören dazu, wenn ich das Jahr zu den guten zählen soll.“ So war es denn auch kein Zufall, dass die drei Brüder während eines gemeinsamen Aufenthalts in Hornau ihren symbolischen Bund auf dem nahe gelegenen Staufen schlossen („Staufenschwur“).

Mit der Verknüpfung von Familien- und Demokratiegeschichte greift „Gagern – Pioniere der deutschen Demokratie“ eine aktuelle Tendenz in Geschichtswissenschaft und Politik auf, die eigenen demokratischen Traditionen genauer in den Blick zu nehmen und damit die Aufarbeitung der Diktaturerfahrungen aus Nazi-Zeit und DDR zu ergänzen. Dazu gehört etwa der Beschluss des Bundestages von 2019 zur Gründung der Stiftung „Orte der Demokratiegeschichte“, aber auch das Vorhaben, die Frankfurter Paulskirche um ein Demokratiezentrum zu ergänzen. „Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit kann den Blick auf die Gegenwart schärfen. Sie kann deutlich machen, wie wichtig es ist, sich für die liberale Demokratie einzusetzen, ohne ihre Defizite und das Noch-nicht-Erreichte auszublenden“, ist Autor Torsten Weigelt überzeugt. Er geht in seinem Buch aber auch auf problematische Aspekte ein. Hans Christoph von Gagern und seine Söhne Heinrich, Max und Friedrich waren zeitlebens Anhänger der konstitutionellen Monarchie und Gegner der Republik; auch ein allgemeines Wahlrecht betrachteten die Gagerns mit Skepsis.

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