Die Bürger haben entschieden – aber es wird wohl um einiges teurer als sie dachten

Mit dem zeitlichen Rahmen dürften sich der damalige Bürgermeister Thomas Horn und SteG-Geschäftsführer Alfred Peter Keller etwas verschätzt haben – denn die Fotos entstanden im Oktober 2014. Inzwischen haben wir bald den Oktober 2019, also fünf Jahre, nachdem die beiden voller Elan und guten Mutes meinten, dass Kelkheims Museum aus den zu eng gewordenen Räumen ganz bald in die Feldbergstraße ins ehemalige Pfarrzentrum St. Franziskus umziehen könnte. Irgendwann war das Schild am Pfarrzentrum Vergangenheit. 

Und es entbrannte eine erbitterte kommunalpolitische Diskussion um die Frage: Umziehen oder auf dem Gelände des Pfarrzentrums bezahlbare Wohnungen bauen? Wenn auch Bürgermeister Albrecht Kündiger und Stadtrat Stefan Thalheimer sich positiv für die Pläne des Museumsvereins aussprachen, sagten die meisten Mitglieder der UKW-Fraktion „Nein“, wie auch genauso vehement die FDP-Fraktion der Stadtverordneten. Die CDU stimmte im Grunde genommen zu. Der Grund der Ablehnung: Die vorgesehenen Kosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro seien viel zu hoch und nicht einzuhalten. Für einen Umbau veranschlagte Architekt Tobias Gillenkirch grob geschätzt rund 1,3 Millionen Euro, ohne dabei die Heizung oder Lüftung einzubeziehen. Aus der Sicht rechnender Stadtverordneten: Klar – zu teuer. Die 850.000 Euro geparkten SteG-Vermögen würden für einen Umbau nicht ausreichen. 

Aus der Sicht der Kelkheimer jedoch ja, die meinten, der finanzielle Aufwand sei gerechtfertigt. Sie waren also voll über die finanziellen Risiken des Bürgerbegehrens informiert. In einem Bürgerbegehren entschieden sie sich ganz klar: Pfarrzentrum erhalten, um hier Kelkheims Museum eine Heimstatt zu geben.

Inzwischen ist schon wieder einiges Wasser den Liederbach runtergeflossen und es gab hinter den Rathausmauern keine Pause, um das Projekt voranzutreiben. Denn, so machte es Bürgermeister Albrecht Kündiger klar, informiert durch Juristen auch aus dem Hauptamt: Ein Bürgerbegehren ist für die Politik absolut bindend. Legislative und Exekutive der Stadt müssen sich danach richten und das Beste aus der Situation herausholen. Und wie gesagt: Bürgerbegehren hebeln kommunale Kompetenzen weitgehend aus. Die Kelkheimer wussten also um die Kosten, Geld, das aus der Sicht der Museums-Gegner an anderen Stellen in der Stadt fehlen wird. 

Kündiger betonte, dass bereits Anträge für Zuschüsse aus dem Kreis gestellt würden. Hier parken 1,2 Millionen für ähnliche Zwecke. Nur haben viele Gemeinden im Kreis ähnliche Wünsche. Und mal eben 400.000 Euro für Kelkheim abzweigen: Ob das funktioniert? Im Gespräch jedenfalls war der Betrag.

Denn vom Geld ist trotz aller Zuschüsse, die vom Museumsverband kommen können, immer noch die Rede. Leider auf anderen Ebenen als Architekt Tobias Gillenkirch seine Schätzung machte, die inzwischen von einem Architekten aus der Umgebung Kelkheims als korrekt bestätigt wurden. Und Gillenkirch hatte schon eine 20prozentige Steigerung der Kosten einkalkuliert.

Inzwischen muss man wohl von 1,5 Millionen Baukosten ausgehen. Und, um vorsichtig zu sein, der Einwurf: Die Baukosten sind bekanntlich in den letzten Monaten weiter gestiegen, und nicht zu knapp. 

In die Kalkulationen sind Heizung, Lüftung und die energetische Sanierung nicht eingeschlossen. Dazu die Lüftung für den großen Saal, der für Veranstaltungen genutzt werden könnte. Nur wäre das kein Problem bei vielleicht zwanzig Personen, aber 200? Da spielt auch der Brandschutz eine erhebliche Rolle. 

Kündiger trotz allem: Wir sind den Kelkheimern nach dem Bürgerentscheid schuldig, dass wir beginnen können. Dass es länger dauert als gewünscht, lag auch an den erforderliche Gutachten, die Zeit kosteten. Allerdings gibt es ein gewisses Zeitfenster, weil der Mietvertrag für die jetzigen Räumlichkeiten des Museums noch fast fünf Jahre gültig ist. Kündiger ist sich auch klar dass es noch einige Diskussionen geben wird, vernünftig aus seiner Sicht eine „große Lösung“ in Höhe von zwei Millionen, da ja bei den bisherigen Kalkulationen der Saal noch nicht einbezogen ist.

Zum Thema Heizung meinte Kündiger, dass man  sich unter Umständen zu einem Blockheizkraftwerk entscheiden könnte, um dann den Kindergarten St. Franziskus in die Versorgung mit Wärme einzubeziehen. 

Allerdings betont Kündiger auch: Man darf nichts schön reden. Aber die Kelkheimer haben entschieden. 

Wenn jetzt nichts Außergewöhnliches passiert, kann Kelkheims Exekutive an dem jetzigen Voranschlag festhalten.

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