Dauerthema Vermüllung – Mangelnde Sorgfalt der Stadt oder mehr Eigenverantwortung der Bürger?

Gerade die Stadtmitte mit ihrem Marktplatz macht keinen guten Eindruck: Überall liegen zerknüllte Tüten, zerbrochene Flaschen, Tücher, die ein oder andere Maske, Verpackungen. Die Stadt bemüht sich um regelmäßige Reinigung. Für den Dreck verantwortlich ist sie nicht – da müssen wir Kelkeimerinnen und Kelkheimer uns an die eigene Nase fassen. Fotos: Judith Ulbricht

Ein Leserbrief der Kelkheimerin Gudrun Grosscurth in der ersten Ausgabe des Jahres brachte den Stein ins Rollen und sorgte für eine Flut weiterer Wortmeldungen und Leserbriefe, die die Redaktion erreichten: Das Thema Müll und Vermüllung der Innenstadt schlägt hohe Wellen – nicht zum ersten Mal. Immer wieder taucht das Thema auf und beschäftigt die Gemüter. Nicht nur hier, sondern auch in der Facebook-Gruppe „Alles rund um Kelkheim“ wird kontrovers diskutiert. Mal geht es um die übervollen Unterflurglascontainer, neben denen sich die Flaschen stapeln, dann um „Feierwütige“, die gern die Abfälle einer spaßigen Nacht im Park zurücklassen und immer wieder die Stadtmitte – übervolle Abfallbehälter, Zigarettenkippen, zerbrochene Flaschen etc.. Was haben die Stadt und die politischen Parteien in Kelkheim nicht alles unternommen und diskutiert, um gerade den Marktplatz attraktiver zu gestalten. Geändert hat sich bisher wenig.

Es ist gut, wenn sich die Bürger Gedanken über ihre Stadt machen und Sorge haben, dass der Eindruck kein guter ist, vor allen Dingen bei Auswärtigen. Die Frage dabei ist, wieviel Eigenverantwortung müssen die Bürger tragen?

Stadt leert regelmäßig

Die Stadt tut, was sie kann, so die Rückmeldung aus dem Rathaus. Die Papierkörbe im Stadtgebiet werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des städtischen Betriebshofes mindestens einmal wöchentlich geleert. Die Papierkörbe auf dem Marktplatz und in bestimmten Parkanlagen werden fast täglich angefahren. Es sind weit über 500 Papierkörbe, die turnusgemäß von Münster bis Eppenhain geleert werden. Durch die Pandemie ist festzustellen, dass vermehrt Speiseverpackungen – ohne sie zu verkleinern – oben auf den Papierkorb gelegt werden. Eine aufgelegte Pizzaschachtel suggeriert, der Papiereimer sei voll. Außerdem wird immer wieder festgestellt, dass Hausmüll in den öffentlichen Papierkörben entsorgt wird.

Da muss angesetzt werden und zwar nicht bei der Stadt, sondern bei den Einwohnern. Natürlich ist es einfach, die Packung oben drauf zu legen (als Beispiel) mit dem Gedanken, die wird schon weggeräumt werden. So in dem Sinne: Nach mir die Sinflut. Warum nicht einfach selbst Hand anlegen, Packung zerkleinern und vernünftig im Müllkorb entsorgen? Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit? Problem bei der Sache ist, der Nächste packt seine leere Bäckereitüte oben drauf, der Nächste seine leere Einwegflasche – ein Windstoß, der Müll liegt auf dem Boden und wird von dort durch die Straßen getragen.

Bei der Volksbank in der Frankfurter Straße will man sich die Verschmutzungen vor der eigenen Tür nicht anschauen. An der Bushaltestelle vor der Filiale liegen Taschentücher, leere Getränkepackungen, Zigarettenstummel – und das, obwohl am Wartehäuschen ein Papierkorb angebracht ist. Eine Reinigungskraft, von der Bank beauftragt, sammelt gerade mit Eimer und Greifzange den Müll ein. Schließlich geht es auch um die äußere Wahrnehmung.

Mehrweg und Pfand

Anderes Beispiel: Mehrweg und Pfand. Es fällt auf, dass Getränkedosen oder Mehrwegplastikflaschen gekauft und diese nach dem Leeren einfach in Mülleimern oder auf der Straße entsorgt werden. Dass man dafür beim Einkauf 25 Cent Pfand (bei Einwegflaschen und Dosen mit DPG-Logo) bezahlt hat, scheinen einige nicht zu wissen oder auch hier scheint es egal zu sein. Wohlstandsverwahrlosung? Jeder sollte sich bewusst sein, dass das in Deutschland bestehende Pfandsystem dafür Sorge trägt, dass Materialien recycelt und wiederverwendet werden. Durch die Rückgabe kann der Kunststoff PET zu fast 100% in einem Kreislauf gehalten werden: Der Weg der entleerten Flasche führt nach der Rückgabe durch den Verbraucher über einen Rücknahmeautomaten in ein hochwertiges Recycling, wo aus dem geschredderten Material wieder neue Flaschen geformt werden. Ebenso funktioniert die Wiederaufbereitung von Getränkedosen aus Aluminium oder Blech.

Gleiches gilt bei den Glasflaschen und dem Aufreger Glascontainer. Hier heißt es aus dem Rathaus: Für die Leerung der Glascontainer ist ausschließlich die Firma Kilb zuständig. Das Unternehmen ist vom Dualen System Deutschland (DSD), mit Sitz in Berlin, hierfür beauftragt. Die Abfuhr belastet die Kelkheimer Müllgebühren nicht. Beim Einkauf von Glasflaschen zahlt der Bürger bereits die Entsorgung und Verwertung des Altglases. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Gelben Säcke. Oftmals ist der Grund für angeblich volle Container, dass die Flaschen nicht richtig eingeworfen werden. Die um die Container stehenden Flaschen sind also kein Indiz dafür, dass die Container voll sind. Es kommt auch vor, dass Menschen außerhalb der Einwurfzeiten Flaschen vor den Containern abstellen, um Lärm zu vermeiden. Der Nächste denkt dann, die Container seien voll.

Fazit

Die Stadt Kelkheim ist für den Müll in der Stadtmitte, den umliegenden Parks und Straßen nicht zuständig. Ihrer Pflicht zur Reinigung kommt sie nach. Für den Müll verantwortlich sind wir – Kinder, Jugendliche, Erwachsene. Achten wir alle gemeinsam mehr auf unsere Umwelt, sensibilisieren wir unsere Kinder für den richtigen Umgang mit Abfällen, Pfandflaschen und Co., rücken wir ab von dem Denken „wir zahlen Steuern, also hat die Stadt dafür zu sorgen“ und werden wir umsichtiger und vorausschauender. Dann kann Jeder dazu beitragen, dass Kelkheim nicht als „Schmutzstadt“ wahrgenommen wird, sondern als das, was sie wirklich ist: Ein Ort, an dem es sich gut leben lässt.

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