Wie geht es mit dem Umbau des ehemaligen Pfarrzentrums und dem neuen Museum weiter?

Die Arbeiten am ehemaligen Pfarrzentrum ruhen. Keiner weiß, wie es weitergehen soll - das Stadtparlament muss nun entscheiden. In den Ausschüssen wollte man den Beschlussvorschlägen nicht folgen. Foto: Judith Ulbricht

Kelkheim
(ju) – Es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass der Startschuss und offizielle Baubeginn für das neue Museum Kelkheim gegeben wurde. Der Kick-off für die Rückbau- und Abbrucharbeiten im ehemaligen Pfarrzentrum startete mit dem Abhängen des geschichtsträchtigen „Sonnegesangs“ des bekannten Künstlers Johannes Klarmann. Alles lief erstmal nach Plan, bis im März die erste Bombe platzte. Bürgermeister Albrecht Kündiger musste vermelden, dass die geplanten Ausgaben von 2,6 Millionen Euro nicht reichen würden. 900.000 Euro müssten draufgelegt werden, um den Umbau des Pfarrzentrums weiter vorantreiben zu können. Baukostensteigerung, neue Auflagen beim Brandschutz, Energieeinsparungen sind die Preistreiber. Die Arbeiten kommen zum Erliegen, die Politik streitet, ob es weitergeht und wenn ja, wie? Ein im Sommer beauftragtes Fachbüro prüft die von 2,6 Millionen auf 3,5 Millionen Euro gestiegenen Sanierungskosten noch einmal von vorn bis hinten. Einsparpotenziale sieht die Frankfurter Firma FF Projekt beim Verzicht auf den sofortigen Ausbau des Kellers und des Foyers. Hier könnten rund 700.000 Euro eingespart werden. Es gibt jedoch auch genug zusätzliche Risiken, die das Fachbüro mit rund 360.000 Euro einschätzt. Bisher wurden das gesamte Gebäude entkernt, das Kellergeschoss des Aufzugschachtes und einige Türdurchbrüche hergestellt sowie die Fenster zum Kindergarten aus Brandschutzgründen zugemauert. Weitere Arbeiten wurden noch nicht ausgeführt, derzeit liegt das Pfarrzentrum verwaist da. Bis heute sind Kosten in Höhe von rund 490.000 Euro aufgelaufen (Planung, Bauantrag, ausgeführte Leistungen). Weiterhin wurden Aufträge für Planungsleistungen in Höhe von rund 260.000 Euro vergeben, die noch nicht abgerechnet sind.

Sondersitzung

Auf einer Sondersitzung des Haupt- und Finanzausschusses und des Bauausschusses sollten jetzt die Weichen dafür gestellt werden, wie es mit dem ehemaligen Pfarrzentrum weitergehen solle, bevor das Parlament am Dienstag, 20. Dezember, eine Entscheidung trifft. Doch es wurde schnell klar, dass hier gar nichts klar ist.

Erster Stadtrat Dirk Hofmann plädierte dafür, das Projekt weiter fortzuführen und berief sich dabei auf die vom Fachbüro ermittelten Einsparpotenziale, die realisiert werden sollten. Das hieße, dass der Keller im ersten Abschnitt nicht ausgebaut wird, die Toilettenanlage in das Kellergeschoss verlegt wird, der Fahrstuhl nur noch als Personenaufzug (nicht wie vorgesehen als Personen- und Lastenaufzug) fertiggestellt wird, auch der große Saal wird hinten angestellt. Allein mit dem Nichtausbau des Saales könnten 350.000 eingespart werden. Dafür sollen Keller und Saal soweit bautechnisch vorbereitet werden, dass ein späterer Ausbau ohne weitere Vorarbeiten erfolgen kann. Da der Museumsverein das Foyer wünscht und beibehalten möchte, beteiligt er sich an den Kosten mit rund 50.000 Euro. Das alles würde die über allem schwebenden 900.000 Euro auf 270.000 Euro drücken, die im Haushalt eingestellt werden müssten.

Hitzige Diskussionen

CDU-Mann Thomas Horn ergriff als erster das Wort und forderte, den „gordischen Knoten“ endlich zu zerschlagen. Seiner Meinung nach sei der Kompromissvorschlag von Dirk Hofmann gut gelungen. Schließlich habe man durch den erfolgreichen Bürgerentscheid 2018 die Aufgabe bekommen, diesen auch umzusetzen. „Das Verzögern, verschleppen durch die Stadt ist das falsche Signal an die Bevölkerung“, so Horn. Seine CDU-Fraktion stehe voll hinter dem Entwurf.

Für Michael Trawitzki, Fraktionschef der FDP, sah und sieht das ganze nach einer „Mogelpackung“ aus. Er machte auch keinen Hehl daraus, dass seine Partei das Projekt von Anfang an für falsch hielt. „Was jetzt noch auf die Stadt zukommt, kann man doch gar nicht abschätzen“, ist Trawitzki überzeugt. Es sei in seinen Augen verantwortungslos und er erschüttert darüber, „dass so etwas vorgelegt wird“. Schon damals hätte seine Partei „keinen Arm für etwas gehoben, was nicht umsetzbar ist.“

Er sei sich bewusst, dass die abgespeckte Version wie eine Mogelpackung aussehen würde, schaltet sich Hofmann in die Diskussion ein. Sie sei es aber nicht, nur ein Verschieben von Kosten in die Zukunft, in der Hoffnung, dass sich die Lage entspannt.

Doris Salmon, Fraktionsvorsitzende der ukw, wies ihrerseits noch einmal darauf hin, dass im Bürgerentscheid die Rede von einem „Kulturzentrum mit Museum“ war. „Jetzt soll es ein Museum ohne Kultur werden“, monierte sie. Inzwischen habe sich ihre Partei klar positioniert, für die Beschlussvorschläge würde es in den Ausschüssen kein Ja von der ukw geben. Auch Robert Wintermayr von den „Freien Wählern Kelkheim“ sieht in Hofmanns Vorschlag keinen Kompromiss. Das wäre so, als wenn man ein Haus ohne Dach errichtet oder dem Museumsverein den Rohbau hinstellen würde, zum Selbstausbau, erklärt er überspitzt. Es kämen immer noch unvorhersehbare Kosten auf die Stadt zu, deswegen müsse man von Dingen auch abrücken können. „Das ganze hat auch eine Tragweite für die nächste Generation“, so sein Fazit.

Jürgen Schnabel (CDU) und Ivaloo Schölzel (FWG) sehen sich beide der Bevölkerung und deren Willen verpflichtet. Hinzu komme noch, dass bereits Geld geflossen sei und „es um ein Stück Kelkheimer Geschichte gehe“, so Schölzel.

„Wir sind keine Museumsgegner“, erklärte Maximilan Alter. Aber die 3,5 Millionen seien auch seiner Fraktion einfach zu viel. „Das heißt nicht, dass wir uns gegen das Museum stellen, sondern wir wollen gemeinsam schauen, wie sich andere Alternativen finden“, plädiert er. Bei der letzten Runde hätten sie noch zugestimmt, jetzt sei die Lage eine völlig andere als damals beim Bürgerentscheid. „Wir zahlen zu viel und bekommen zu wenig“, so seine Schlussworte.

Doch einen wirklichen Schlussstrich gab es an diesem Abend nicht. Die Beschlussvorschläge wurden in beiden Ausschüssen mit einer Mehrheit der FDP und der ukw abgelehnt. Jetzt muss das Stadtparlament entscheiden, wie es weitergeht. Es bleibt also spannend, was die Zukunft des neuen Museums anbelangt.



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