„Heimat shoppen“ – Wie kann die Innenstadt attraktiver werden?

So belebt sieht die Innenstadt jeder gern. Doch der Einzelhandel hat es nicht leicht, gerade auch durch Corona. Wie kann man der Verödung der Innenstädte entgegentreten? Mit dem Aktionstag „Heimat shoppen“ wollen die Teilnehmer mit zahlreichen Aktionen darauf aufmerksam machen, dass die Kunden durch ihren Einkauf vor Ort ihr eigenes Lebensumfeld selbst mitgestalten können. Fotos: Judith Ulbricht

Es tummelten sich viele Menschen am vergangenen Samstag in der Innenstadt. Nicht nur der samstägliche Markt in der Mitte lockte Besucher, auch viele Infostände auf der anderen Straßenseite boten Interessantes für Jedermann.

„Heimat shoppen“

„Heimat shoppen“ unter diesem Motto präsentieren sich die Vereinigung Kelkheimer Selbständiger (VKS), die Stadt sowie lokale Unternehmer und Vereine den Kelkheimern.

Es ist ein sensibles Thema, das durch Corona nicht einfacher geworden ist. Der Onlinehandel zieht immer mehr Kunden ab, das Ladensterben in den Stadtzentren ist sehr real und die Pandemie wirkt wie ein Beschleuniger dieses Effekts. Davon ist leider auch Kelkheim nicht ausgenommen.

Die VKS ist sich dessen bewusst und versucht gegenzulenken. Dazu ist so ein Aktionstag natürlich Gold wert. „Wir kommen mit vielen Menschen ins Gespräch, die wir so vielleicht nicht erreichen“, erklärt Rainer Brestel, Vorsitzender der Vereinigung. Es gibt positives und negatives Feedback. „Was vielen aufstößt, sind die Öffnungszeiten der Geschäfte. Mal sind sie auf, mal sind sie zu, es gibt nicht immer Verlässlichkeit“, fasst Brestel die Kritik zusammen. Auch das Angebot in Kelkheim wird bemängelt, wissen Dirk Stelzer und Staphan Wolf von der VKS. „Das Angebot für Herren geht gegen Null, für Damen und Kinder ist es sehr übersichtlich“, so die beiden.

Doch was tun? Wie kann die Innenstadt attraktiver gestaltet werden? Ein Patentrezept haben die VKSler auch nicht. Man müsse auf jeden Fall mit der Politik Hand in Hand arbeiten, so die Ansicht von Dirk Stelzer und spielt damit auch ein wenig auf das Thema Haingraben an. „Eine Art Flaniermeile in der Mitte der Stadt würde die Attraktivität steigern“, so seine Ansicht.

Es bewegt sich was

Doch es gibt auch Positives zu vermelden. So ist der Leerstand in der Innenstadt sehr übersichtlich und mit der Firma Lenz E-Bikes wird im nächsten Jahr die dann hoffentlich sanierte und im alten Glanz erscheinende Bahnstraße bereichert. Das Unternehmen verlagert seinen Standort aus Fischbach in die Stadtmitte. Auf dem Aktionstag präsentiert das Familienunternehmen die Zukunft: E-Bikes und Lastenräder. Und das Interesse war groß. Viele Kelkheimer nahmen das Angebot an, ließen sich beraten oder starteten zu einer Probefahrt. Und auch hier setzt die Idee von „Heimat shoppen“ an: Je weiter man zum Einkaufen fahren muss, um so stärker wird die Umwelt belastet. Nimmt man aber die kurzen Wege in die Stadt und nutzt dann noch die umweltverträglichen Verkehrsmittel, dann verdoppelt sich der positive Aspekt.

Überhaupt ist es wohl der Appell an das Gemeinschaftsgefühl der Kelkheimer, der etwas bewegen und dafür sorgen kann, dass die Innenstadt ein abwechslungsreiches Angebot bietet. „Jeder Euro, der innerhalb der Gemeindegrenzen ausgegeben wird, nutzt unserem Standort, denn Einzelhändler und Gastronomen zahlen Gewerbesteuer. Diese Steuer ist die wichtigste Einnahmequelle der Kommunen. Somit wird mit jedem Einkauf oder Restaurantbesuch die wirtschaftliche Grundlage des Ortes gestärkt“, wirbt Rainer Brestel für den Einkauf vor Ort und ein Bewusstsein für die Zusammenhänge.

Denn es geht ja nicht nur um das liebe Geld. Geschäfte und Gastronomiebetriebe sind Arbeitgeber und Berufsausbilder. Mit jedem Einkauf sorgt man dafür, dass es so bleibt und jungen Menschen eine wirtschaftliche Perspektive in ihrer Heimat geboten wird. So bleibt auch Kelkheim jung und lebendig.

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