Jahreshauptversammlung des Museumsvereins: ungewisse Zukunft bereitet Sorgenfalten

Der derzeitige Museumsstandort im Holunderhof Foto: P. Hillebrecht

Kelkheim (kez/ju) – Neben allen Querelen um das Museum standen beim Museumsverein auf der Jahreshauptversammlung Neuwahlen auf dem Programm. Doch hauptsächlich drehte sich dieser Abend, mit zum Teil erregten Diskussionen, um die Zukunft des Museums. Schwerpunkte waren dabei der Antrag der ukw-Fraktion, den Laden in der Frankfurter Straße 51 auf Eignung für den Betrieb des Museums Kelkheim prüfen zu lassen (inzwischen vom Magistrat verworfen), sowie der überraschende Vorschlag des Magistrats, das ehemalige Pfarrzentrum St. Franziskus abzureißen und dort Wohnungen mit dem Museum im Erdgeschoss zu bauen.

Neuwahl des Vorstandes

Nach der Entlastung des Vorstandes bedankte sich der Museumsvereinsvorsitzende Jürgen Moog bei den Vorstandsmitgliedern Andrea Hillebrecht-Schulte, Cornelia Faber und Ursula Kutzner, die sich nicht mehr zur Wiederwahl gestellt hatten, und würdigte ihre Verdienste.

Andrea Hillebrecht-Schulte wurde vor neun Jahren als 2. Vorsitzende mit Schwerpunkt Pädagogik gewählt. Als solche sorgte sie für die orthografisch korrekten Schriftsätze des Museumsvereins. Sie sammelte und archivierte die Zeitungsartikel zum Museum, wirkte bei der Koordination der Museumsaufsicht mit, kümmerte sich um die Organisation und Präsentation einiger Möbel des Jahres und schrieb einen großen Teil der Jubiläumsgratulationen.

Cornelia Faber war seit 2007 Schriftführerin des Museumsvereins und Möbelfachfrau, welche den Vorstand in allem beriet, was Möbel anging. Für diese Beratung steht sie auch weiterhin zur Verfügung. Die Eheleute Cornelia und Peter Faber stellten übrigens das Meisterstück von Peter Fabers Großvater Peter Kunz, einen Vitrinenschrank aus Nussbaum, als Möbel des Jahres 2012 zur Verfügung.

Ursula Kutzner betreute und koordinierte die Damen und Herren der Museumsaufsicht von Anfang an. Auch als langjährige ehrenamtliche Stadträtin setzte sie sich für das Museum ein.

Als 1. Vorsitzender (kommissarisch) wurde Jürgen Moog gewählt. Da die Suche nach einem/er Nachfolger/in (seit längerer Zeit) erfolglos geblieben war und auch in der Jahreshauptversammlung niemand Interesse an dieser Funktion zeigte, erklärte sich Moog bereit, die Funktion kommissarisch wahrzunehmen, bis eine neue Vorsitzende/ein neuer Vorsitzender gefunden und gewählt wird.

Edelgard Kleemann wurde als stellv. Vorsitzende und Schatzmeisterin wiedergewählt. Als weiterer stellv. Vorsitzender fungiert Torsten Weigelt. Weigelt, Jahrgang 1971, ist Kelkheimer, studierte Politikwissenschaften und Germanistik, hat 15 Jahre lang als Redakteur für die Frankfurter Rundschau gearbeitet und ein vielbeachtetes Buch über die Freiherren von Gagern geschrieben. Siehe: https://museum-kelkheim.de/index.php/veroeffentlichungen. Mit dem Museum Kelkheim verbindet ihn seine lange Mitgliedschaft im Verein und zahlreiche Artikel, die er über das Museum geschrieben hat. Sein Großvater war übrigens Schreiner. Neue Schriftführerin wurde Gertrud Müller, ihre Stellvertreterin ist Ingrid Hartleb. Hartleb ist ausgebildete mathematisch-technische Assistentin. Sie arbeitete als Schulbetreuerin und hat viel Erfahrung mit der Vereinsarbeit. Sie war Schriftführerin im ABC-Club e.V., der internationalen Drillings- und Mehrlingsinitiative und ist Schatzmeisterin im Sängerkreis MTK und bei der Euterpe. Mitglied im Erweiterten Vorstand für die Organisation der Museumsaufsicht wurde Petra Krause, die die Funktion aufgrund der Erkrankung von Ursula Kutzner schon seit längerer Zeit wahrnimmt. Außerdem wurde Hartmut Hartleb Mitglied im Erweiterten Vorstand für Sonderaufgaben.

Geschäftsjahr und Zukunft

Nach den Wahlen blickte Moog auf das Jahr 2022 zurück, das – bis auf Corona bedingte Einschränkungen – wieder ein fast normales Museumsjahr war. Der Museumsverein verzichtete zwar auf Sonderausstellungen, konnte jedoch insgesamt 28 Vorträge und Führungen anbieten. Leider würden die Museumsjahre – seit dem Erwerb des ehemaligen katholischen Pfarrzentrums St. Franziskus – von der Frage dominiert, ob dort das neue Stadtmuseum oder gar ein Kulturzentrum mit Stadtmuseum entsteht oder nicht.

Mit dem Start der Bauarbeiten im ehemaligen Pfarrzentrum hatte für den Museumsverein das Jahr 2022 hoffnungsvoll begonnen. Alles sprach dafür, dass acht Jahre nach dem Erwerb der Liegenschaft und gut drei Jahre nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid (am 28.10.2018) endlich das erstrebte Kulturzentrum mit Stadtmuseum entstehen würde. Doch dann wurde am 21. März die wegen Kostensteigerungen notwendige Vorlage zur Bereitstellung von zusätzlichen Mitteln zurückgezogen und die Baumaßnahmen im Juni 2022 eingestellt. Eine von Erstem Stadtrat Dirk Hofmann erstellte neue Vorlage für einen phasenweisen Ausbau erhielt nach zähem Ringen am 20. Dezember 2022 die Zustimmung des Stadtparlaments.

Wieder dachte man im Museumsverein, dass die Baumaßnahmen nun endlich fortgeführt würden. Was dann folgte wissen viele: Antrag der ukw, ein Ladengeschäft in der Frankfurter Straße 51 auf Eignung für den Betrieb des Museums zu prüfen. Bis zum Prüfungsergebnis sollten alle Planungen und Arbeiten in der Feldbergstr. 34 eingestellt werden. Dies wurde wegen der Abwesenheit mehrerer Befürworter der Sanierung des ehemaligen Pfarrzentrums in der Stadtverordnetensitzung mit knapper Mehrheit beschlossen.

Jürgen Moog kritisiert hierbei die Vorgehensweise von ukw und FDP. Obwohl er dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der ukw, Wolfgang Coy, die Gründe für die Nichteignung des Ladens dargelegt hätte und meinte ihn auch überzeugt zu haben, stellte die ukw den Antrag. Die FDP hielt den Laden für „weniger geeignet“ , sprach aber Alternativen an, und votierte für den Antrag der ukw.

Die Prüfung durch den Magistrat ergab jetzt, dass das Geschäft in der Frankfurter Straße für das Museum „völlig ungeeignet“ ist. Eigentlich müsste nun der Beschluss vom 20. Dezember wieder in Kraft gesetzt werden. Stattdessen hat der Magistrat vorgeschlagen, das ehemalige Pfarrzentrum abzureißen und dort Wohnungen mit dem Museum im Erdgeschoss zu bauen. Am 30. März sollte die Vorlage im Haupt- und Finanzausschuss behandelt werden, wurde jedoch wegen Gesprächsbedarfs innerhalb der Fraktionen und der Koalition zurückgezogen. Jetzt wird das Museum wieder Thema auf der Stadtverordnetenversammlung am 8. Mai sein.

Stellungnahmen

Der hierzu vom Museumsverein um eine Stellungnahme gebetene Erste Stadtrat Dirk Hofmann bestätigte, dass die Prüfung der Unterbringung des Museums in der Frankfurter Str. 51 ergab, dass der dortige Laden für das Museum ungeeignet ist. Das einberufene Treffen aller Fraktionsvorsitzenden habe zur Vorlage des Magistrats geführt, das ehemalige Pfarrzentrum abzureißen und dort einen Wohnkomplex mit Museumsräumen im EG zu bauen. Auch wenn Herr Hofmann selbst vor fünf Jahren den Antrag eingebracht hätte, in der Feldbergstr. 34 Wohnungen in Verbindung mit einem Museum zu bauen, stehe er zu seiner Vorlage vom Dezember 2022 mit dem phasenweisen Ausbau.

Bürgermeister Kündiger hielt und hält es dagegen für falsch, das Museum stufenweise auszubauen. Er erklärte, dass derzeit das Verhältnis der Befürworter gegenüber den Gegnern des Museumsausbaus im Stadtparlament 23:22 sei. Das würde ein Risiko für die Durchführung der Baumaßnahmen darstellen und er würde deshalb versuchen, eine breite Mehrheit für das Museum zu erhalten. „Ich möchte dieses Hin und Her beenden und hoffe, dass wir ein Konzept entwickeln können, hinter dem die Mehrheit der Fraktionen stehen kann“, so Kündiger. Entgegen seiner bisherigen Überzeugung hätte er für die Vorlage gestimmt, die den Abriss des ehemaligen Pfarrzentrums vorsehe.

Reaktionen

Aus der Jahreshauptversammlung heraus wurden erhebliche Bedenken gegen die Vorgehensweise der städtischen Gremien geäußert. Hartmut Hartleb wies auf die schon entstandenen Kosten von 800.000 Euro für die bisherigen Baumaßnahmen im ehemaligen Pfarrzentrum hin, die bei einem Abriss einfach weg wären. Dr. Thomas Zellhofer erklärte, dass die Bürgerinitiative hinter dem Beschluss vom 20. Dezember stehe. Er wies darauf hin, dass es sich bei dem Museum Kelkheim wegen seiner Möbelhandwerks- und Stadtgeschichte um ein vom Hessischen Museumsverband anerkanntes „Spezialmuseum“ handeln würde. In der Rhein-Main-Region gäbe es eine Vielzahl von Spezialmuseen und nur wenige Heimatmuseen. Es sei Aufgabe der Stadt, ihre besondere Geschichte im Stadtmuseum zu bewahren. Hierzu gehöre auch die Bedeutung der Freiherren von Gagern für die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie. Die Stadt brauche ein „Kulturzentrum mit Stadtmuseum“.

Jürgen Moog erinnerte daran, dass seit über 10 Jahren aufgrund des Platzmangels und fehlender Barrierefreiheit nach geeigneteren Räumlichkeiten für das Museum gesucht worden wäre. In 2012 wurde ein Museumskonzept für einen Gebäudekomplex in der Hauptstraße (neben der Stadtkapelle) erstellt. Nach dem Kauf des ehemaligen Pfarrzentrums folgten in 2015 und 2016 Feinkonzepte für das Stadtmuseum und nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid ein weiteres Rahmenkonzept für ein Kulturzentrum mit Stadtmuseum. Alle Konzepte wurden bezuschusst vom Hessischen Museumsverband. Käme es zum Abriss des Pfarrzentrums und der Kombination von Wohnungen und Museum, müsste ein neues Konzept erstellt werden. Es wäre äußerst zweifelhaft, dass der Museumsverband sich dann noch beteiligen würde. Kelkheim gäbe hier ein denkbar schlechtes Bild ab.

Besucherzahlen

Die Museumspädagogin Marianne Bopp hat in 2022 insgesamt 30 Veranstaltungen (die meistens außerhalb der Öffnungszeiten bzw. außerhalb des Museums waren) durchgeführt, die von 395 Erwachsenen und 342 Kindern besucht wurden, insgesamt waren das 737 Besucher.

Besucherentwicklung insgesamt seit 2015:

2015: 5.198 Besucher, davon 664 Kinder

2016: 7.134 Besucher, davon 996 Kinder

2017: 6.816 Besucher, davon 733 Kinder

2018: 8.353 Besucher, davon 820 Kinder

2019: 7.412 Besucher, davon 911 Kinder

2020: 929 Besucher, davon 387 Kinder

2021: 1.033 Besucher, davon 172 Kinder

2022: 1.987 Besucher, davon 407 Kinder



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