In Kelkheim regt sich der Widerstand

Mit lautem Protest zogen die rund 100 Teilnehmer durch die Straßen Kelkheims. Auf dem Marktplatz gab es einen Zwischenstopp mit einigen Redebeiträgen bis man sich weiter auf den Weg zum Rathaus machte. Hier fand die Abschlusskundgebung statt. Fotos: Judith Ulbricht

„Danke Kelkheim“, sagte Jannis Gollub von der Antifaschistischen Bildungsinitiative (Antifa BI) Main-Taunus in der Facebookgruppe „Alles rund um Kelkheim“ allen Teilnehmern, die sich vergangenen Sonntag gegen die „Spaziergänger“ auf die Straße begaben und für Solidarität, Gesundheit und Wissenschaft demonstrierten.

Aufstand der Anständigen

Rund 100 Kelkheimerinnen und Kelkheimer, Lokalpolitiker, Magistratsmitglieder, Bürgermeister Albrecht Kündiger und Menschen, denen die „Spaziergänger“ „gehörig gegen den Strich gehen“, versammelten sich auf der Wiese an der Altkönigstraße, um dann friedlich durch die Kelkheimer Straßen zu ziehen. „Wir sehen uns in erster Linie als Aufstand der Anständigen“, fasst Jannis Gollup zusammen. Er weist darauf hin, dass sich viele Demonstranten, die gegen die Coronamaßnahmen auf die Straße gehen, nicht darüber im Klaren sind, mit wem sie da mitmarschieren. „Zu den Demos wird im Internet auf rechtsextremen Seiten, wie zum Beispiel dem III. Weg, aufgerufen. Sprich, Rechtsextreme eignen sich die Wut dieser Menschen an, um ihre Interessen durchzusetzen.“ Worin diese bestehen, fasst Marianne Wehner, Vorsitzende der Antifa BI, zusammen: „Ihnen geht es nicht um die Coronamaßnahmen, die sind nur Mittel zum Zweck. Sie wollen den Umsturz des Systems, bewusst die Demokratie schwächen, Ausländerhass beziehungsweise Vertreibung unserer Mitbürger, Faschismus, Gewalt.“ Hier in Kelkheim hielten sich die Demonstranten noch zurück, ganz anders sehe es hingegen in Hofheim aus, wo unsägliche Parolen skandiert würden, berichtet Wehner von ihren Eindrücken, die sie sich in den vergangenen Wochen verschaffte.

Fakten anerkennen

Den Demonstranten, die an diesem Sonntag durch Kelkheim marschierten, ging es um etwas ganz anderes. Sie wiesen auf die Einschränkungen hin, die jeder Bürger, jeder Schüler, jeder Student, jedes Kind auf sich nimmt, um der Solidargemeinschaft zu dienen, die Krankenhäuser zu entlasten und Menschen zu schützen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können.

Alessio Dale, von der Grünen Jugend Main-Taunus, kritisiert die „unreflektierten Rufe der Coronamaßnahmengegner, die nur bedeuten, sich selbst der Nächste zu sein.“ Er weist darauf hin, dass die Wissenschaft bei vielen ihrer Aussagen, die Pandemie betreffend, richtig lag und faktenbasiert ist. „Ganz anderes die Aussagen der Gegner, die selten auf Fakten basieren, sondern viel eher auf Gefühlen oder gefühlten Wahrheiten.“

Auch die Stadtverordnetenvorsteherin Julia Ostrowicki drückte bei ihrer Rede auf dem Marktplatz in der Stadtmitte ihr Unverständnis aus: „Ich habe inzwischen kein Verständnis mehr für die Menschen, die die Entscheidung des Impfens von sich weisen.“ Viel mehr forderte sie die Gegner auf, den „Tanz auf den Gräbern der Toten“ sein zu lassen.

Thomas Völker, vom Bündnis „Main-Taunus - Deine Stimme gegen Rechts“, steht einer Diskussion mit Maßnahmengegnern offen gegenüber. „Aber diesem vereinnahmenden ‘Wir‘, dass die Coronaleugner vor sich hertragen, dem muss widersprochen werden.“ Und er fordert die Distanzierung der „Spaziergänger“ zu den Rechten.

Weitere Pläne

Am Ende des Tages zeigten sich die Veranstalter zufrieden. „Wir sind sehr glücklich über die rege Teilnahme der Kelkheimer Bürger und anderer Teilnehmer. Wir sehen unseren Aktionstag als vollen Erfolg, auch wegen des positiven Feedbacks in den sozialen Netzwerken (Alles rund um Kelkheim). Die vielfältigen Redebeiträge unserer Mitstreiter und Bündnispartner trafen den Kern der Sache!“, freut sich Marianne Wehner. Ihrer Meinung nach beleuchteten die Redebeiträge alle Gesichtspunkte der aktuellen Krise und dank der Partei „Die PARTEI“ konnte auch herzhaft gelacht werden. Und um den Mittwochs-Spaziergängen entgegenzutreten, sind auch schon neue Pläne geschmiedet worden. Marianne Wehner: „Als nächstes haben wir für Mittwoch, 26. Januar, um 18 Uhr eine Mahnwache angemeldet, um dem zur gleichen Zeit stattfindenden Spaziergang etwas entgegenzusetzen. Diese wird in sicherem Abstand zu den Querdenkern stattfinden. Wir planen Redebeiträge, Gedenkminuten sowie einen kurzen Rundgang.“

Eine Stellungnahme der Partei „die Basis“ (Anmelder der Demos) zu den „Spaziergängen“, die mittwochs in Kelkheim stattfinden, lesen Sie auf
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