Kleinbahn: Da wird noch viel Geduld nötig sein ...

Von Liederbachs Bürgermeisterin Eva Söllner kam das Schlusswort. Übersetzt lautete es etwa: „Bitte noch Geduld haben, bis sich alle Wünsche verwirklichen lassen. Und bis dahin bitte fair miteinander umgehen.“ Es war das Ende der Informationsveranstaltung im voll besetzten Plenarsaal der Stadt zur K-Bahn, Regionalbahnlinie 12 oder immer noch von vielen als „Kleinbahn“ bezeichnet. Eine Veranstaltung vor dem Hintergrund, dass diese Bahnlinie vor mehr als hundert Jahren gebaut wurde und sich bis heute in der Linienführung nichts änderte.

Ein Informationsabend, an dem die Regionalbahn mit Vorwürfen überschüttet wurde, mit Wiederholungen der Argumente, die seit Monaten, seit Jahren in der Presse auftauchen. Immerhin so gravierend, dass sich die Kommunalpolitik mit dem Bürgermeister von Kelkheim Albrecht Kündiger, der Bürgermeisterin von Liederbach, Eva Söllner und dem Bürgermeister von Königstein Leonard Helm und seinem Ersten Stadtrat einschalteten und an dieser Veranstaltung teilnahmen und auch kurz zu Wort kamen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Albrecht Kündiger.

Der volle Stadtverordneten-Sitzungssaal zeigte aber auch, wie tief sich der Ärger und der Frust über die vielen Unzulänglichkeiten und Pannen bei den Fahrgästen eingefressen haben. Zugausfälle, Verspätungen, schlechte Informationen, zuweilen nicht sehr freundliches Personal und Fahrzeuge, die im Sommer Toastern, im Winter Eisboxen gleichen. All das mussten sich die Damen und Herren am Vorstandstisch anhören.

Beantwortet wurden die Fragen von Mitgliedern des RMV und der Hessischen Landesbahn. Sehr erschöpfend, wenn auch nicht immer zur Zufriedenheit der Besucher, die sich über mangelnde Informations-Politik ärgern, beispielsweise wenn man am Bahnhof steht und nicht weiß, wann der Zug denn kommt oder ob überhaupt. Dieses wie auch andere Problemen seien in Angriff genommen worden, um Verbesserungen zu erzielen, wie auch eine bessere Ausbildung des Personals. Doch vieles brauche seine Zeit. Dazu gehöre auch die Lieferung neuer Fahrzeuge, um die teilweise 32 Jahre alten Ratterkisten zu ersetzen, in denen man in Winter friert und im Sommer vor Hitze umkommt. Doch die Zeit zwischen Bestellung und Lieferung dauere vier Jahre. Es gab da noch mehr Beispiele, die, wie Eva Söllner anmahnte, noch Geduld erfordern, auch wenn es in diesem hochtechnisierten Zeitalter für viele nicht verständlich ist.

Dazu gehört auch die Überfüllung der Züge, die in Spitzenzeiten des Berufsverkehrs Sardinenbüchsen gleichen, in die zusteigende Passagiere in Münster und Liederbach sozusagen in die Abteile geschobenen werden müssen.

15 Prozent mehr Passagiere. Das könnten auch 15 Prozent mehr Einkommen sein? Ja, aber es verteilt sich auch auf die anderen Strecken der HLB.

Wann der Taktverkehr eingeführt werden kann, ist auch eine Frage der Zeit, da Ausweichgleise geschaffen werden müssen, was auch nicht von eben auf gleich möglich sei. Hinzu kommt das Schreckgespenst der alle zehn oder 15 Minuten geschlossenen Schranke am Bahnhof Kelkheim Mitte – vor allem in der morgendlichen Rushhour oder im abendlichen Berufsverkehr. Diese Frage sei schon vor 40 Jahren angeschnitten worden...

Eine hundertprozentige Pünktlichkeit sei nicht zu erreichen, wegen oft fehlendem Personal, defekten Fahrzeugen, und einige mehr. Eine gemischte Fahrzeugflotte hat Fahrzeuge mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Auch das könnte ein Grund für Verspätungen sein, wenn ein Zug bei Begegnungen auf den anderen warten muss.

Doppelstockwagen? Da würden die Züge an der einen oder anderen Brücke hängen bleiben.

Übrigens: Die Extrabusse, die vom Bahnhof Kelkheim nach Höchst morgens und abends umgekehrt fahren, erfreuen sich noch nicht sehr großer Beliebtheit, hieß es im Laufe der Diskussion.

Weitere Kritik: Anschlusspläne stimmten oft nicht. Ein Trost: Wolle man nach Eppstein ausweichen, sei bei der „großen Eisenbahn“ manches nicht viel besser.

Dann auch die Frage, weshalb Kelkheim nicht an die Express-Buslinie Bad Homburg – Wiesbaden angeschlossen ist.

Im Sommer gibt es keinen Patz für Fahrräder und der VdK mahnte bessere Barriefereiheit wie auch andere Erleichterungen für Behinderte an.

Eine Frage, die an diesem Abend auch nur am Rande auftauchte: Wird die Hessische Landesbahn für diese Strecke bei der kommenden Ausschreibung wieder den Zuschlag erhalten.? Dass ein Management entsprechend vorsichtig reagiert, liegt auf der Hand. Andererseits hat wohl kaum jemand damit gerechnet, dass so viele Arbeitnehmer ihr Auto stehen lassen, aus Klimaschutzgünden oder weil in Frankfurt nicht genügend Parkfläche zur Verfügung stehen.

Ob denn das Kreischen der Räder in der Hornauer Kurve mit den neuen Wagen verschwinden werde, eine Frage. Eine sichere Antwort darauf gibt es nicht. Auch dies ein Grund der vor hundert Jahren angelegten Kurve. Und mehr Takt – mehr Lärm.

Weiter: Warum es denn Erste Klasse gebe, warum man bei Überfüllung nicht in den Abteilen Platz nehmen dürfe. Die Antwort: Das Personal solle in solchen Fällen die Plätze freigeben. Vieles mehr noch und Statistik wurde angezweifelt – so bleibt es beim Söller-Zitat: Vieles ist im Moment nicht zu ändern, an Verbessserungen arbeiten, fair miteinander reden.

Oben: Der Blick in den voll besetzten Stadtverordneten-Sitzungssaal, dann Protestshirts: „Zug fällt aus und genug vom Stau.“ Die Bürgermeister von rechts: Albrecht Kündiger, Eva Söllner, Leonard Helm und Königsteins Stadtrat Rolf Kerger. Unten das HLB-Team und nach Ende der Veranstaltung: Weitere Diskussionen.

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