Koalitionsantrag: Einheitliches Mehrwehrkonzept für Kelkheimer Gastronomen

Mit „Mehrweg“ zum „Mehrwert“ – so schick und praktisch kann Mehrweggeschirr sein! Foto: G. Scholl

Dass unsere Umwelt durch den von uns produzierten Müll schwer belastet ist, ist kein Geheimnis. Laut Statistik entsorgte jede Person in Deutschland demnach im Jahr 2020 im Durchschnitt 632 Kilogramm Müll, Abfall, Reste, nicht mehr Gebrauchtes. Tendenz steigend.

Um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, stellte die Koalition (CDU, FDP und SPD) auf der letzten Stadtverordnetenversammlung einen Prüfantrag für eine stadteinheitliche Einführung eines Mehrwegkonzeptes für „To-go-Verpackungen“ für die Gastronomie in Kelkheim. Sie beauftragte unter Zustimmung aller Fraktionen den Magistrat, sich über den Sachstand bei den Kelkheimer Unternehmen zu informieren und sich entsprechende Konzepte für Mehrwegsysteme im Stadtverbund vorstellen zu lassen. Ziel sei es, ein präferiertes System in einer Veranstaltung den Gastronomen in Kelkheim vorzustellen. Vorbild könnte hier sein, was mit dem System RECUP und FairCUP in Königstein/Ts. umgesetzt wird.

Denn
wer kennt diesen leidvollen Anblick nicht: volle Mülltonnen in den städtischen Anlagen und achtlos weggeworfene Einwegverpackungen im Gebüsch? In Zeiten der Pandemie hat „Essen to go“ ganz neue Dimensionen erreicht, sodass die städtische Abfallwirtschaft vor enorme Herausforderungen gestellt wird. Darüber hinaus fallen bei der Beseitigung der „Müllberge“ hohe Kosten an, und über die Aspekte „Umweltfreundlichkeit“ und „Nachhaltigkeit“ kann man bei der Menge an Einwegverpackungen eigentlich nur den Kopf schütteln.

Gesetzliche Vorgabe

Dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, hat auch der Gesetzgeber erkannt – mit dem 1. Januar 2023 tritt ein Gesetz in Kraft, dass Gastronomen beim Außer-Haus-Verkauf von Speisen und Getränken dazu verpflichtet, ihren Kunden alternativ auch umweltfreundliche Mehrwegverpackungen anzubieten. Dies bedeutet per se zwar nicht die völlige Abschaffung der Pizzakartons und Pappbecher, jedoch MUSS der Gastronom seinen Kunden AUF WUNSCH eine umweltfreundliche Mehrwegvariante anbieten.

Einheitliches System

Kelkheim erfreut sich einer hohen Dichte an gastronomischen Betrieben, die spätestens mit dem Beginn des kommenden Jahres vor der Frage stehen werden, welches Mehrwegsystem sie ihren Gästen und Kunden anbieten wollen. Damit nicht jeder Gastronom ad hoc nach einer eigenen Lösung suchen muss und um für die Stadt Kelkheim eine möglichst abgestimmte Lösung zu finden, hat die Koalition den Antrag eingebracht, der eine möglichst einheitliche Nutzung eines oder weniger Mehrwegsysteme für alle Gastronomen der Stadt anstrebt.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Je mehr Gastronomen sich einem „einheitlichen“ Mehrwegsystem anschließen, desto übersichtlicher wird die praktische Handhabung – auch für den Kunden. Die Möglichkeit, das in einem Restaurant erhaltene Mehrweggeschirr auch in einem anderen, dem gleichen System angeschlossenen Betrieb abgeben zu können, macht das System sehr viel leichter handhabbar.

Vorbilder „RECUP“ und „FairCup“

„RECUP“ ist das deutschlandweite Pfandsystem für Coffee to go-Mehrwegbecher. Für den Kunden ist das Prinzip simpel: Wer bei einem RECUP-Partner den Kaffee im Mehrwegbecher kauft, zahlt einen geringeren Preis plus einen Euro Pfand. Den Euro bekommt man wieder, sobald man den Becher bei einem der teilnehmenden Cafés zurückgibt. Ähnlich läuft es auch bei „FairCup“. Der Kunde holt sich seinen FairCup mit Deckel oder inzwischen auch die FairBox, zahlt Pfand, genießt sein Getränk oder seine Mahlzeit, gibt die Verpackungen wieder ab und erhält seinen Pfand zurück. FairCup wird dann professionell gereinigt und kann bis zu 1.000-mal wiederverwendet werden. Kaputte Becher oder Boxen werden zu Granulat verarbeitet und zu 100 Prozent recycelt und wiederverwendet.

Die Koalition verspricht sich von einem einheitlichen System einiges. So solle die Umwelt entlastet und Anreize zur Müllvermeidung geschaffen werden. Desweiteren würde eine Vernetzung und Stärkung der einheimischen Gastronomie stattfinden, da die Rückgabe nicht an der Ausgabestelle erfolgen muss. Achtlos weggeworfene Mehrwegverpackungen hätten einen Wert, ähnlich wie Pfandflaschen, und schlussendlich stünde kein Gastronom alleine vor der Umsetzung der gesetzlichen Regelung 2023.



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