Leserbrief

Zunächst möchte ich der Redaktion danken, dass eine Plattform für eine im Bürgerinteresse notwendige kritische öffentliche Diskussion über die geplante Energiewende ermöglicht wird. Zunehmend liest man übrigens in den führenden Medien ähnliche Kommentare, wie ich einen mit meinem Leserbrief geäußert habe. Nur die Öffentlich-Rechtlichen bleiben entgegen ihrem Auftrag weiter bei einer einseitigen Berichterstattung zum Thema.

Jetzt meine Antwort auf die Ausführungen von SB:

Es begann am 29.03.2011 mit einem Artikel in der FAZ, der über Schmidt-Böcking (SB)und das Speichern von Energie in mit Wasser gefüllten Beton-Kugeln berichtete. Es war von einer Betonkugel mit 280 Metern Durchmesser die Rede, die in 2.000 Meter Tiefe 58.000 MWh speichern könne. Das reizte mich zum Widerspruch, da einfach mit der „Kesselformel“ auszurechnen war, dass dazu eine Wandstärke von utopischen circa 70 Metern nötig war, um dem Außendruck bei leerer Kugel standzuhalten.

SB bekam trotzdem 3,5 Millionen Fördergelder, die Fraunhofer (IWES) und Hochtief zur Weiterentwicklung des Projektes verwendeten. Wie dazu in der FAZ vom 15.11.2016 berichtetet wurde, kam als machbar eine Kugel mit 30 Meter Durchmesser heraus, die lediglich bis 700 Meter abgesenkt werden und nur noch 20 MWh speichern kann. 20MWh/58.000 MWh= 1/2.900. Aus dem Elefant wurde eine Maus.

Am 18.08.2019 berichtete dann die FAZ über einen neuen Vorschlag von SB zum Nutzen des „Hambacher Lochs“ zur Energiespeicherung, wieder mit gigantischen Dimensionen: In dem ca. 460 Meter tiefen Loch sollen 1.600 (!) Rohre mit 50 Metern Durchmesser und ca. 100 Metern Länge gestapelt werden. Gesamtfüllvolumen: 300 Millionen Kubikmeter. In diesen könnten rechnerisch in circa 400 Metern Wassertiefe circa 300 Millionen KWh /Zyklus gespeichert werden (300.000MW/Zyklus).

Die Anlage soll mit 100 Füllzyklen arbeiten, das heißt, bei Nutzung von 90 Prozent der Jahreszeit ergeben sich pro Zyklus (328 /100) Tage = 3,28 Tage/Zyklus, also ein Zeitbedarf zum Füllen und Entleeren des Speichers zu je 39 Stunden. In dieser Zeit müssen zum Leerpumpen des Speichers Windräder (WAs) 300.000 MWh Strom liefern, also 300.000MWh/39 h=7700MW Leistung haben. Bei einer 5 MW-WA wären 7700/5= 1540 WAs nötig. WAs sind für eine-Windgeschwindigkeit von 12 m/s ausgelegt (Volllast). Der Wind weht meist lediglich mit 6 m/s (und weniger), da die Leistung eines Windrads aber in der dritten Potenz von der Windgeschwindigkeit abhängt, sinkt dann die Leistung auf (1/2)³ = 1/8. Damit erhöht sich die Anzahl der WAs auf 1.540*8=12.320!

Jetzt kommt als weiteres Problem dazu: Wegen der Volatilität des Windes kommen Windräder onshore überhaupt lediglich auf 2.000 Volllaststunden im Jahr von 8.600 möglichen Stunden. Folgerung: Die 100 Zyklen reduzieren sich – egal wieviel WAs man aufstellt – auf 100*(2.000/328*24)= 25 überhaupt mögliche Zyklen, also auf ¼. Entsprechend ändert sich die Kostenrechnung dramatisch.

Außerdem: Was geschieht mit dem anfallenden Windstrom, wenn der Speicher selbst Strom erzeugt (Füllen über Turbinen zur erneuten Stromerzeugung)?

Ein weiteres Problem ist die Bereitstellung der notwendigen Betonmengen zur Herstellung der 1.600 Rohre. Eine Überschlagsrechnung ergibt Mengen in der Größenordnung um 100 Millionen Kubikmeter Beton. Derzeit liegt die jährliche Produktionsmenge an Transportbeton in Deutschland bei lediglich 53 Millionen Kubikmeter!

Es ist außerdem ein erheblicher Auftrieb der leeren Rohre in den Griff zu bekommen.

Und noch ein Sicherheitsargument, welches das ganze Projekt überhaupt in Frage stellt: Was ist, wenn jemand eine Wasserbombe abwirft und der Zünder auf ca. 400 Meter Wassertiefe eingestellt? Dann wird es zappenduster.

Die oben verwendeten Daten entstammen übrigens einem Werbeprospekt zum Thema, das mir SB auf meine damaligen schriftlichen Einwände zur Verfügung stellte.

Jetzt schreibt er plötzlich in seinem Leserbrief, dass im Hambacher Loch 500 (statt 300) Millionen KWh/Zyklus und 200 (statt 100) Zyklen möglich sein sollen. Mit diesem Trick erhöht er somit die jährlich umgesetzte Strommenge von 30 TWh auf 100 TWh!

Es wäre seriös, wenn er der Öffentlichkeit erklären würde, wie das nach meinen Ausführungen oben plötzlich in der Praxis funktionierten soll.

Immerhin hat seine Methode der Übertreibung wieder „zu genügend öffentlicher Gelder für eine Planung geführt“.

Die gebeutelte „Speicherstadt Kerpen“ nimmt es sicher gerne an, wie auch Fraunhofer/Hochtief.

SB charakterisiert mich übrigens in seinen Ausführungen als Bedenkenträger, der den technologischen Fortschritt der Menschheit nur aufhält, er dagegen nennt sich Visionär.

Gerne lasse ich mich überzeugen.

Bei der Gelegenheit sollte er auch begründen, warum er für sein offensichtliches Hobby ahnungslose Schüler zur Umsetzung aufruft. Ich dachte, das hätten wir hinter uns.

Christian Gnabs, Kelkheim



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