Der Mann mit der Axt streitet jetzt mit dem Schwert für den Franken Karl

Sollte ein Fernseh- oder Filmproduzent auf die Idee kommen statt einen der ausgelutschten Kriminalfilme etwas anderes mit Mord- und Totschlag, mit Liebe, Landschaften, Pferden, anderen Tieren und vor allem Menschen zu drehen – beim Kelkheimer Autor Robert focken bekommt er dafür mit dessen neuem Buch „Arnulf Kampf um Bayern“ die beste Vorlage für ein Drehbuch.

Erinnerlich? Aus dem Computer des Kelkheimer Autors Focken stammt die packende mittelalterliche Geschichte von „Arnulf – die Axt der Hessen“. Inzwischen hat es der gelernte Holzhauer zum Offizier gebracht, gehört zu den Kämpfern an König Karls Hof, mit deren Hilfe er gern Kriege führt. Und da war Karl bekanntlich nicht zimperlich. Und so taucht der Leser gleich zu Beginn in das Treiben beim Hoftag in Worms ein und erlebt wie sich so hergelaufene Thüringer (natürlich von Adel) erlauben, einen Anschlag auf den Kaiser zu verüben.

Daraus entwickelt sich eine spannende Geschichte mit viel Blut, mit Leidenschaft, Liebe und auch der Zügellosigkeit des Kaisers, und auch anderer Herren in damaligen Zeiten. Viel Fantasie, aber alles sehr dicht angelehnt an die Geschichte der Zeiten um 787/88 so zwischen Hessen und Bayern.

Wie gesagt, Arnulf hat mit seinem Schwert Karriere gemacht und sein Name taucht heute sogar auf einem Straßennamen in Regensburg auf. Das entdeckte Robert Focken bei einer Radtour mit Freunden und hatte sofort Kontakt zur Vergangenheit, zu Herzog Tassilo von Bayern, der in Regensburg residiert und gar nicht gut Freund mit König Karl war, mit dessen Truppen er schwerterklirrend Kontakt am Lech bei Augsburg hatte und der sich erdreistete, Karls Neffen zu beherbergen, den der König liebend gern in die Hände bekommen hätte.

Bester Mann für eine solche Sache jenseits vieler Gesetze: Kämpe Arnulf und hochrangiger Offizier unter Karl. Sein Himmelfahrtskommando würde man heute als Kommando-Unternehmenbezeichnen.

Daraus entwickelt sich bis zum enttäuschenden Ende für den narbenbeckten Arnulf eine großartige Geschichte, de aber in der Großen Freiheit für ihn und seine große Liebe Erika, Halbschwester Widukinds, Herzog der Sachsen, endet.

Faszinierend ist, wie Robert Focken wie schon in seinem ersten Roman Einzelheiten des mittelalterlichen Lebens aufdröselt, das Leben auf dem Lande, die Herumzieherei von einer Pfalz zur anderen, wie er Leser auf staubigen Wegen durch Wälder reiten lässt, Kleinigkeiten, ja filigrane Dinge aus der Natur, der Menschlichen, und der draußen unter dem Himmel darstellt. Und auch daran erinnert, dass man mal schnell im Kloster verschwinden kann, wenn Karl nicht mehr seine schützende hand darüber hält. Wie gesagt, der mittelalterlichen...

Der Kollege am Rechner neben an formulierte: „Der Autor malt Landschaften und Menschen mit Worten“. Und alles fußt auf dem Wissen, das sich Focken im Geschichtsstudium und den Möglichkeiten beim Studium alter Urkunden angeeignet hat. wie gesage: Viel Geschichte, aber auch beneidenswerte Fantasie.

Das muss man sich erst einmal einfallen lassen: Will man auf der Flucht in einer abbruchreifen Hütte übernachten – aus deren Tür ein Riesenbär heraus gestürmt kommt. Viel Mühe, um dieses grauselige Tier zu erledigen. Und deutlich spürt man den Geruch vom Scheiße bei Lesen, als Arnulf und seine Beute durch eine Regensburger Kloake übelster Sorte türmen...

Nicht nur Landschaftsbeschreibungen faszinieren, auch Städte wie Augsburg und Regensburg tauchen vor dem geistigen Auge auf.

Um es kurz zu machen: Hier wurde das Buch in einem Zug bis tief in nächtliche Stunden gelesen. Auch vom Kollegen. Da braucht man noch nicht einmal Mittelalter-Freak zu sein.

Macht man 14 Euro locker, kann man den treuen Arnulf und skrupellosen Karl der Große (Bis zur Vergewaltigung in Einzelheiten) begleiten. ISBN 978-3-86282-715-2.



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