Naturbetrachtungen aus Kelkheim von Klaus Schurian – Der Große Fuchs auf der Japanischen Zierkirsche

Die Raupe des Großen Fuchses auf Wanderschaft die Hauswand hoch

Kelkheim (kez) – An einem schönen Maientag letzten Jahres besuchte mich ein jugendlicher Bekannter und er hatte eine Raupe auf der Hand. Er wusste auch sofort den Namen: „Großer Fuchs“ (Vanessa polychloros). Auf meine Frage, woher er die denn habe, antwortete er: „Die laufen bei dir am Haus hoch.“ Das wollte ich zuerst nicht glauben.

Aber ein Gang nach draußen überzeugte mich schnell, denn da waren weitere Tiere, die die gepflasterte Einfahrt überquerten, um dann die Hauswand zu erklimmen. Aber wo kamen die Tiere her? Auf der anderen Seite der Einfahrt wuchsen nur die großen Koniferen der Nachbarn. Doch da fristete auch eine Japanische Zierkirsche ihr etwas kümmerliches Dasein. Ja, und genau von dort kamen auch die Raupen. Einige saßen noch in etwa drei Metern Höhe an mehreren Ästen, hatten aber dem Baum schon ganz schön zugesetzt. Davon zeugten die kahlen Stellen, die mir jetzt erst auffielen.

Andere Tiere waren bereits erwachsen und auf der Suche nach einem Verpuppungsplatz. Dazu mussten sie den Baum verlassen. Doch warum sie sich dazu ausgerechnet die gegenüberliegende Hauswand auserkoren hatten, bleibt bis heute ein Rätsel. Oft wählen die Raupen aber zur Verpuppung einen viel näher liegenden Ort wie um Beispiel ein Ästchen.

Zur Information: Der Große Fuchs war zu Beginn des Neunzehnten Jahrhunderts auch bei uns ein oft gesehener Schmetterling. Doch seine Raupen traten auch in Obstbaumkulturen auf. Und wer möchte das schon? Die immer häufigeren Spritzattacken der Obstbäume ließen den attraktiven Schmetterling vielerorts gänzlich verschwinden.

Mittlerweile hat ein Umdenken eingesetzt, und es wird in den Gärten deutlich weniger Gift verwendet. So hat sich die Art erholt, und der Schmetterling zeigt sich wieder öfter, worauf bereits hingewiesen wurde (Kelkheimer Zeitung, 28. Juli 2011). Gerne setzen sich die Falter auch auf die Erde, um sich zu sonnen.

Hinter dem Haus steht eine große Saalweide, daran kann man den Großen Fuchs im Frühjahr gelegentlich bei der Nektaraufnahme sehen. Und dort hätte ich auch dann die Raupen erwartet. Man findet sie außerdem – wie bereits erwähnt – an einer Reihe von Obstbäumen sowie Pappeln und Ulmen, aber ausgerechnet an der Zierkirsche aus Japan – das hätte ich nicht gedacht.

So manches Raupennest kann aus mehr als 100 Raupen bestehen, und der eine oder andere Baum hat dann viele entlaubte Äste.

In Kelkheim gab es bis vor kurzem eine große Anzahl Japanischer Zierkirschen. Im Frühjahr ein wunderschöner Anblick. Nun sind sie fast alle abgesägt worden, obwohl sie kurz vor dem Austrieb standen. Viele der alten Bäume sahen gesund aus und auch die abgesägten Baumstümpfe haben nur wenige Krankheitsanzeichen. Dem Großen Fuchs wird das egal sein, er kann auf viele Gehölze bei der Eiablage ausweichen, aber bis wieder blühende Bäume nachgewachsen sind, werden viele Jahre vergehen.

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