Naturbetrachtungen aus Kelkheim und Umgebung Waschbären in Fischbach?

Süß anzusehen, hat‘s aber faustdick hinter den flauschigen Öhrchen: Waschbären gelten eher als Plage und machen mehr Blödsinn, als sie Nutzen bringen. Foto: pexels/Dave Bishop

Unsere Leser Klaus Schurian und Stefan Nickel entdeckten vor kurzen einen Mitbewohner der etwas lästigen Art. Hier berichten sie darüber: „Vor geraumer Zeit fiel uns auf, dass die Meisenknödel extrem schnell aufgefressen waren. Wir hängten sie daher an längeren Bindfäden auf, doch das Problem bestand weiterhin. Dann beobachteten wir des Öfteren Eichhörnchen, mal im normalen braunroten, dann aber auch im ganz dunklen Kleid, wie sie tagsüber an die Leckerbissen gingen und den Vögeln ihr Futter wegfraßen. Doch das taten sie nur tagsüber, wer aber war der nächtliche Räuber?

Eines Morgens fanden wir im Garten die Hinterlassenschaften eines Tieres, die wir nicht kannten. Das Häufchen war ziemlich groß und sah zwar ähnlich den Fäkalien eines Fuchses aus, doch die vielen Körner darin waren untypisch für einen Fleischfresser. Das Internet wusste es: Das waren die Ausscheidungen eines Waschbären.

Wir sperrten nun, vor allem in der Abenddämmerung, die Augen auf, um den Gesellen zu sehen, aber sämtliche Mühe war vergeblich, weder tagsüber noch am Abend tauchten die Räuber auf. Was also tun?

Da kam uns die Idee, uns mit zwei Wildkameras auf die Lauer zu legen. Am 17. Februar war es so weit. Der Zweitautor brachte zwei Kameras mit, die er fachgerecht an verschiedenen Stellen im Garten aufstellte und „scharf“ machte. Das Ergebnis hat uns doch überrascht! Bereits einen Tag später um 18.53 Uhr – Mitte Februar war es bereits um diese Zeit dunkel – zeigte sich das erste Tier.

Es muss an einer undichten Stelle durch unsere Kirschlorbeerhecke auf das Gelände gekommen sein. Hinter dieser Hecke beginnt schon die „Wildnis“, das heißt, dort sind keine Gärten mehr, sondern eine Wiese, an die sich unmittelbar Bäume und Büsche anschließen, die wiederum an den Wald angrenzen.

Das Tier fühlte sich offenbar ziemlich unbeobachtet, denn es erkundete das Grundstück in verschiedene Richtungen und kletterte sogar auf unsere alten Fliederbäume. Allerdings äugte es immer wieder in Richtung Haus, so als ob es wüsste, dass von dort Gefahr drohen könnte. Spätestens jetzt wurde klar, dass die im Flieder aufgehängten Meisenknödel vor Waschbären nicht sicher waren.

Aber auch unser umfangreicher Kompost muss in Zukunft gesichert werden, denn Waschbären sind Allesfresser, denen schmecken bestimmt auch unsere Küchenabfälle, die wir bisher aus Unkenntnis einfach dorthin brachten, ohne zu ahnen, dass das für Waschbären und vielleicht auch Ratten ein „gefundenes Fressen“ sein könnte.

Wir möchten an dieser Stelle die Bürger von Kelkheim und Fischbach aufrufen, Futter für Vögel und Abfälle auf dem Komposthaufen so zu schützen, dass dieser oftmals unangenehme Neubürger keinen gedeckten Tisch findet, denn es ist ja bekannt, dass diese Allesfresser nicht nur am Vogelfutter und Kompost Gefallen finden, sondern auch üble Nesträuber sind, die vor Jungvögeln und anderem Getier nicht Halt machen.

Die ersten Waschbären wurden in den 1930er Jahren durch Jäger zur Bereicherung der jagdlichen Fauna in Nordhessen ausgesetzt. Schnell war klar: Die Einbürgerung des Waschbären war erfolgreich und nicht mehr rückgängig zu machen.

Nach aktueller Studienlage ist davon auszugehen, dass selbst Fressfeinde wie Fuchs, Uhu und Greifvögel die Anzahl der Waschbären nicht regulieren können. Maßgeblich für den Bestand der Waschbären sind Nahrungsangebot, Krankheiten und Wetterkapriolen.

Auch die Jagd ist im Hinblick auf die Eingrenzung der Waschbären nicht zielführend, sondern kontraproduktiv. Waschbären, genauso wie Füchse, gleichen Verluste durch dementsprechend höhere Geburtenraten schnell wieder aus. So führt die Jagd zu einer deutlichen Verschiebung des Altersklassenaufbaus und zu mehr Wanderungen zwischen den Revieren und damit zu einer schnellen Verbreitung von Krankheiten und Seuchen.

So gesehen ist die beste Lösung, den Tieren möglichst wenig Futter zu bieten und den Lebensraum dadurch unattraktiv zu gestalten.“

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