Polizei-Bilanz: Weniger Straftaten – mehr Aufklärung

„Jede Straftat ist eine zu viel“ – so urteilte Kriminaldirektor Urban Egert bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für den Main-Taunus-Kreis 2018 im Landratsamt. Das war sein Schlussstrich unter die positive Bilanz der Kriminalpolizei für das vergangene Jahr. Dazu Landrat Michel Cyriax: „Auch mit Unterstützung der Bürger hat die Polizei ganze Arbeit mit einer Aufklärungsquote von fast 60 Prozent geleistet“, und der Kriminaldirektor schob nach: „Dazu hat auch die umfangreiche Präventionsarbeit beigetragen“, eine Bemerkung, die an den Präventionsrat des Kreises mit Jürgen Moog und Peter Nicolay gerichtet war. Dann: Früher war alles besser? Nein, auch wenn das persönliche Sicherheitsgefühl des einen oder anderen aufgrund der Meldungen in den Medien trügen mag. Ein Rückgang der Straftaten, obwohl der „betuchte“ Main-Taunus-Kreis so eng an den Flughafen und an die Autobahnen eingebunden ist. Und schaut man sich die Grafik an: Kelkheim und Liederbach stehen im Vergleich zu anderen Gemeinden des Kreises viel besser da.

Der Blick in die Unterlagen zeigt: Es gibt immer noch hohe Fallzahlen. Vor allem bei der Sachbeschädigung, die in der Massenkriminalistät als häufigstes Delikt in den Statistiken auftaucht. Leider auch ein Delikt, das sich oft nur schwer aufklären lässt, weil Sachbeschädigungen angezeigt werden, die vorher kaum jemand als Straftat zur Kenntnis nahm. Ähnlich die hohe Zahl der leichten Körperverletzungen, die zu fast 95 Prozent aufgeklärt werden konnten. Viele Fälle, in denen früher die Polizei nie befasst worden wäre, aber so der Kriminaldirektor: „Die Regeln in der Gesellschaft haben sich geändert. Respekt schwindet, es gehen Regeln verloren.“ Dazu gehöre auch, dass nachgetreten werde, wenn jemand schon am Boden liegt. Eine schnelle Lösung sieht er nicht, eher die Aufgaben für die Familie, die Kindergärten und die Schulen.

Zum Thema Rauschgift: Keine spektakulären Fälle, aber auch kein Spaß.

Dann der Wohnungseinbruch. Auch hier stimme das Sicherheitsgefühl nicht mit den echten Zahlen überein. Hier hat die Prävention ganze Arbeit geleistet, denn mehr und mehr Einbrecher scheitern. Es gab 398 Einbruchsversuche – 164 nur hatten Erfolg. Nachbarschaftshilfe und die Sicherung der Wohnungen hätten sich bewährt.

Die Delikte „Angriffe auf das Leben“ und „sexuelle Übergriffe“ seien stabil geblieben. Allerdings gab es bei Streit unter Asylbewerbern Verletzte in Hattersheim und Eschborn.

Sehr ernst wurden Kriminaldirektor Urban Egert und der Leiter der Kriminalinspektion Michael Mayer, als das Thema Betrug zur Sprache kam. Hier sind es vor allem ältere Menschen, die immer wieder auf die Anrufe von Betrügern reinfallen, ein Delikt, das schwer aufzuklären sei, weil die Drahtzieher, die sich ihre Opfer oft aus Telefonbüchern heraus suchen, und denen sie fürchterliche Familiengeschichten vorgaukeln, im Ausland sitzen. Vornamen übrigens im Telefonbuch, die auf ältere Jahrgänge schließen lassen.

Mit dem Enkeltrick wurden Tausende erbeutet, auch mit der Behauptung, Polizeibeamte warnen vor Einbrüchen.

Absolut kein Verständnis haben die Beamten, wenn Rettungskräfte behindert werden. Der Höhepunkt: Ein Autofahrer fuhr einen Rettungswagen einfach zur Seite, der ihm im Wege stand, während die Besatzung bei einer Hilfeleistung war.

Jetzt jedoch der Blick nach Kelkheim und Liederbach. In der Statistik ist Kelkheim die drittsicherste Stadt im Kreise. Mit 880 erfassten Delikten gab es 76 Taten weniger als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote stieg um 3,4 Prozent auf 62,8 Prozent. Von den ermittelten 480 Tatverdächtigen waren 389 männlich und 91 weiblich. Die Zahl der Nichtdeutschen wird mit 42,9 Prozent beziffert.

Auch in Kelkheim lagen Sachbeschädigungen und (leichte) Körperverletzungen in der Statistik deutlich vorn. Es folgen Rauschgiftdelikte und Ladendiebstahl. Gefährliche und schwere Körperverletzungen (37) wurden zu fast 92 Prozent aufgeklärt. Bei den 34 Wohnungseinbrüchen blieb es bei 22 Versuchen. Hier konnte kein Fall aufgeklärt werden. In der Statistik tauch der Raub sechsmal auf, von den Fällen wurden drei geklärt. Von den 45 Ladendiebstählen klärten die Beamten 40 auf. Zurückgegangen ist die Zahl der Sachbeschädigungen von 143 auf 111, von denen 33 aufgeklärt werden konnten. In Liederbach mussten sich die Beamten mit 235 Straftaten befassen, 17 weniger als im Vorjahr. Liederbach gilt mit der Aufklärung fast jeder zweiten Straftat als zweitsicherste Gemeinde im Kreis. Von den 96 ermittelten Tätern waren 49 Prozent nichtdeutsch, 78 Täter waren männlich, 18 Frauen tauchen in der Statistik auf.

Diebstahl aus Kraftfahrzeugen (30) und Sachbeschädigung (26) führen die Liste der Straftaten an. Aufgeklärt wurden 23 und 7,7 Prozent. Dann folgen die Körperverletzung in 21 Fällen, der Fahrraddiebstahl (12), die Rauschgiftdelikte (11) und der Ladendiebstahl (10). Beleidigt wurde neunmal, von den 6 schweren Körperverletzungen wurden 5 aufgeklärt. Für den Kriminaldirektor ist jede Straftat immer noch eine zu viel.

Dass zum Ende der Pressekonferenz die Stimmung gelöster war – bei diesem Report. Kein Wunder. Rechts im Bild mit ausgestrecktem Arm der Leiter der Kriminalinspektion, Michael Mayer und Peter Nicolay (Stellvertretender Vorsitzender des Präventionsrates. Links von beiden Kriminaldirektor Urban Egert und ganz links Jürgen Moog, Vorsitzender des Präventionsrates.



X