Die Polizei im Main-Taunus-Kreis meldet die höchste je erreichte Aufklärungsquote

Auch mit diesem Ergebnis wird man sich sicherlich nicht zufrieden geben. Das gehört einfach zur Polizeiarbeit dazu. Trotzdem – die Gesichter der leitenden Polizeibeamten des Main-Taunus-Kreises spiegelten keine Traurigkeit wider als die Beamten in einer Online-Pressekonferenz bekannt gaben, dass von den Straftaten im Kreis im Jahr 2020 60,7 Prozent aufgeklärt werden konnten. Das ist die höchste jemals im Kreisgebiet erreichte Aufklärungsquote. Vor 20 Jahren lag diese Zahl noch bei gerade einmal 34,6 Prozent. Im Jahr 2008 lag die Marke bei über 50 Prozent. Registriert wurde auch ein allgemeiner Rückgang der Straftaten. Damit zählt der Main-Taunus-Kreis nach wie vor zu den sichersten Kreisen im Lande Hessen. Allerdings musste sich die Polizei, wie Landrat Michael Cyriax und Kriminaldirektor Urban Egert erklärten, aber auch weiter intensiv mit Betrugsfällen bei älteren Menschen beschäftigen.

Laut den Polizeibeamten gibt es erhebliche Rückgänge bei Wohnungs- und Büroeinbrüchen sowie Ladendiebstählen; tatsächlich habe aber wohl auch die Pandemie dazu beigetragen, so Egert: „Viele Menschen blieben wegen der Kontaktverbote zuhause, und Geschäfte waren wegen des Lockdowns lange geschlossen – da mangelte es einfach an Tatgelegenheiten für Kriminelle“. Egert ergänzend: „Wir werden weiter gemeinsam mit der Polizei und dem Präventionsrat Main-Taunus alles unternehmen, damit es hier noch sicherer wird“.

Der Landrat wies auf das ehrenamtliche Engagement im Präventionsrat mit den Geschäftsführern Peter Nicolay und Jürgen Moog hin: „Hier wird mit viel Herzblut für die Sicherheit im Kreis gearbeitet, etwa mit den vielen ehrenamtlichen Seniorenberatern“.

Jetzt das Thema Betrug. Der Leiter der Regionalen Kriminalinspektion Andreas Beese berichtete, dass der Kampf gegen Betrug auch 2020 ein herausforderndes Feld der Polizeiarbeit gewesen sei. So wurden 460 Anrufe bei Senioren registriert, bei denen so- genannte Enkeltrick-Betrüger oder falsche Polizisten versucht hatten, an Geld heranzukommen. In vielen Fällen hätten die Senioren richtig reagiert und aufgelegt. Die Zahl von 460 Anrufen sei zwar unter den Vorjahreswerten, aber immer noch „besorgniserregend hoch“. Dass viele Senioren nicht auf solche Betrugsversuche hereinfielen, könne auch –siehe weiter oben – als ein Erfolg der Aufklärungskampagnen von Polizei und Präventionsrat gewertet werden.

Allerdings gab es in Kelkheim, in der zweitgrößten Stadt des Landkreises, eine Erhöhung der Straftaten um 4,2 oder 5,2 Prozent. Trotzdem gilt Kelkheim als viertsicherste Kommune im Kreis. Die Aufklärungsquote lag bei 66 Prozent. Es wurden insgesamt 557 Taten aufgeklärt und 416 Tatverdächtige ermittelt. Darunter waren 80 weibliche, 346 männliche und 198 nichtdeutsche Tatverdächtige 46,5 Prozent. Unter Kapitalverbrechen sind zwei Fälle einzureihen, beide aufgeklärt, ein Fall weniger als im Vorjahr. Erheblich zugenommen haben die Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung.

Sie stiegen von 14 auf 24 und wurden bis auf einen Fall aufgeklärt. Die Zahl der Raubüberfälle ging von sieben auf drei zurück, alle aufgeklärt. Die Zahl der Ladendiebstähle stieg entgegen dem allgemeinen Trend an, von 24 auf 44. (Geschäfte in Marktplatznähe?). Etwas zurückgegangen ist die Zahl der Sachbeschädigungen, von 121 auf 102, von denen aber nur 16 Prozent aufgeklärt werden konnten. Unter die Rubrik Gewaltkriminalität fallen 39 Fälle, im Vorjahr waren es 54. Die Aufklärungsquote lag bei etwas über 90 Prozent.

Zurück zum Main-Taunus-Kreis. Gezündelt wurde mehr als im Vorjahr, dreizehn mehr als im Vorjahr. Von den 30 Fällen konnten 14 aufgeklärt werden.

Innerhalb der 5.839 aufgeklärten Straftaten im Jahr 2020 wurden 4.315 Tatverdächtige“ „ermittelt. Dies waren 89 Personen weniger als im vorangegangenen Jahr. Unter den Tatverdächtigen waren 3.352 männliche (77,7 Prozent) und 963 weibliche (22,3 Prozent) Personen.

Damit sank der Anteil weiblicher „Tatverdächtige“ gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent.

Bei der Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen wurde ein Rückgang um 40 auf 1.664 Personen registriert.

Damit liegt der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen beinahe unverändert bei 38,6 Prozent. Die meisten Täter stammten aus den Tatortgemeinden; ohne festen Wohnsitz waren 514 und 77 kamen aus dem Ausland. Älter als 20 Jahre waren 79 Prozent. Dann folgten die Heranwachsenden mit 10 Prozent, die Jugendlichen mit neun Prozent und Kinder unter 14 Jahren mit zwei Prozent. Die Zahl der ermittelten Kinder habe sich deutlich verringert.

Die jungen Tatverdächtigen stammten fast ausschließlich aus der Tatortgemeinde oder einer umliegenden Kommune.

In dem Bericht der Inspektion heißt es unter anderem: „Die hessenweit durchgeführten verdachts- und anlassunabhängigen Kontrollen (sogenannte „Schleierfahndung“) und die zahlreichen Kontrollen im Streifendienst haben die Kriminalitätsentwicklung im Main-Taunus-Kreis positiv geprägt und zu einer erhöhten Verkehrssicherheit beigetragen“.

Speziell im Rhein-Main-Gebiet, das aufgrund der Tatgelegenheiten und seiner zentralen verkehrsgünstigen Lage für Straftäter besonders attraktiv ist, habe diese Fahndungsmöglichkeit eine große Bedeutung.

Dabei sei es die Zielrichtung, die grenzüberschreitende Kriminalität vorbeugend zu bekämpfen und somit Erkenntnisse über Straftaten zu gewinnen, die der Polizei sonst verborgen geblieben wären.

Außerdem könnten so vermehrt Straftaten aufgeklärt und Täter ermittelt werden. Durch den Wegfall der EU-Binnengrenzen wurde mit dieser Form ein Ausgleich geschaffen, um Tätern, die über Landesgrenzen hinaus agieren, habhaft zu werden.

Der hohe Anteil von festgestellten nichtdeutschen Tatverdächtigen im grenzüberschreitenden Verkehr zeige auch, dass die reisenden Straftäter keine „freie Fahrt“ haben und rechtzeitig abgefangen werden.



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