Schulelternbeiräte und Kreiselternbeirat fordern Luftfilter an allen Schulen im MTK

Kerstin Lünenbürger, Eva Hamann (v. re.) und einige Helfer machten sich daran, in der Stadtmitte ihre Plakate anzubringen. Foto: JU

Die Laune bei den Schulelternbeiräten und beim Kreiselternbeirat geht gegen Null. Sie fühlen sich von der Politik allein gelassen. Allein gelassen beim Schutz ihrer Kinder in den Schulen in Zeiten der Pandemie und einer eventuellen neuen „Welle“ im Herbst. Sie fordern schon lange die flächendeckende Ausrüstung der Schulen mit Luftfiltern. Doch in ihren Augen passiert nichts.

Eva Hamann, Schulelternbeiratsvorsitzende, hat aus diesem Grund gemeinsam mit Kerstin Lünenbürger eine Petition ins Leben gerufen. Sie richtet sich an den Landrat Michael Cyriax und fordert, an den Schulen im Main-Taunus-Kreis mobile Luftfilter in allen 1.208 Schulräumen des Kreises, in denen es keine raumlufttechnischen Anlagen gibt, anzuschaffen, um die Schülerinnen und Schüler vor dem SARS-CoV-2-Virus, vor allem seiner hochansteckenden Omikron-Variante, zu schützen. Gleichzeitig haben sie mit der Unterstützung von Jean-Maurice Weitzel eine Plakataktion ins Leben gerufen, um auf den Umstand hinzuweisen und die Petition weiter voranzutreiben. Obwohl genug Stimmen für das Quorum vorhanden sind, bleiben die Beteiligten weiter hartnäckig. Wird das Quorum erreicht, ist das ein Indikator, dass ein Thema aus Sicht einer erheblichen Anzahl von Bürgerinnen und Bürgern relevant ist. Mit diesem Thema sollten sich also die gewählten Entscheidungstragenden befassen.

Enttäuscht sind die Initiatoren der Petition und Plakataktion von den Gemeinden im MTK, die sich zum großen Teil gegen die Plakatierung ausgesprochen haben. Bis jetzt hängen nur in Kelkheim und Hochheim Plakate, wobei Kelkheim hier eine besondere Stellung einnimmt. 42 Plakate durften aufgehangen werden. Gegenüber den 8 in Hochheim beachtlich. „Viele Gemeinden, die wir angeschrieben haben, verstecken sich hinter ihren Satzungen und begründen es damit, dass sie keinen Präzedenzfall schaffen wollen“, berichtet Eva Hamann kopfschüttelnd. Als ob die 4.627 Stimmen, die bis jetzt auf openpetition.de abgegeben wurden nicht eindrücklich zeigen, dass vielen Müttern, Vätern, Lehrerinnen und Lehrern das Thema unter den Nägeln brennt. Besonders enttäuscht ist Kerstin Lünenbürger darüber, dass man sich das Anliegen nicht mal im Schulausschuss anhören wollte. „Wenn wir nicht mal dort Gehör finden, dann läuft in der Politik etwas falsch“, kritisiert sie.

Was in Privatschulen für alle Klassenräume zu gehen scheint, ist im MTK derzeit nur für die sogenannten Fachräume möglich gemacht worden. Zwischenzeitlich wurden 216 Luftreiniger in 180 Räumen aufgestellt, heißt es aus dem Kreishaus. Dies zum Großteil in „schlecht zu lüftenden Klassenräumen“. Von den insgesamt 2.400 Klassenräumen im MTK sind des weiteren bis jetzt 421 mit RLT-Anlagen (RaumLuftTechnische-Anlage) ausgestattet, das heißt, diese Räume werden mechanisch belüftet.

Für die Klassenzimmer ohne Luftfilter oder Anlage heißt das: 20-5-20. 20 Minuten Unterricht, 5 Minuten Lüften, 20 Minuten Unterricht. Im Winter eine Tortur – für die Kinder und energetisch sowieso. Ein durchgehend wissenschaftlich durch den TÜV Süd überwachtes und begleitetes Pilot- und Referenzprojekt zum Thema mobile Luftfilter im Klassenraum an einer Schule in Speyer zeigt, dass es gerade im Winter während der Unterrichtszeit durchgehend zu kalt ist. In den meisten Sälen dieser Schule lag die Durchschnitts-Raumtemperatur bei cirka 18,2°C, über 24 Stunden bei 19,5°C. Die Heizungen laufen dauerhaft auf Hochbetrieb. Ein Heizkostenanstieg um geschätzt 20 - 30% ist zu erwarten, so die Zwischenbilanz. Im offiziellen Bericht des TÜV wird dann klar, dass Lüften alleine eben nicht ausreicht, Aerosolbelastungen zu verringern.

Im Kreishaus in Hofheim sieht man die Angelegenheit deutlich gelassener. In einer Stellungnahme auf Anfrage dieser Zeitung heißt es: „Wir halten uns an fachliche Expertise. Das Umweltbundesamt und das Robert-Koch-Institut empfehlen die Filter in Räumen, die nicht per Fenster oder Lüftungsanlage gelüftet werden können. Wir haben bislang keine schweren Verläufe bei Kindern und Jugendlichen; Maskentragen und Lüften haben uns durch die Corona-Wellen getragen. Bei den übrigen 1.439 Klassenräumen reicht aufgrund der fachlichen Empfehlungen das Stoßlüften über die Fenster. Zudem haben wir die Schulen flächendeckend mit CO2-Ampeln ausgestattet, die Signale geben, wenn gelüftet werden muss. Wir sind damit auf Basis einschlägiger fachlicher Empfehlungen auf der Höhe der Zeit.

Das dürfte den Eltern sicherlich nicht gefallen. Die Kommentare unter der Petition zeigen ein deutliches Unverständnis:
„Die hessische Staatskanzlei hat zur Verringerung der Infektionsgefahr 20 Luftfiltergeräte angeschafft. (FR vom 17.02.2021). Was zum Schutz der Bediensteten vor fast einem Jahr dringend, wirksam und selbstverständlich war, gilt nicht für den Schutz der Schüler im MTK. Es ist ein Skandal und ein Merkmal der Ungleichbehandlung.“

In dieser Angelegenheit dürfte also noch nicht das letzte Wort gesprochen sein, besonders in Hinsicht auf die von vielen namhaften Virologen vorhergesagte „Welle“ im nächsten Herbst. Aus Sicht der Eltern muss bis dahin einiges passieren.

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