Spaziergang im Rahmen des Aktionsjahres „Kelkheim schützt den Gartenschläfer“

Kelkheim (kez) – Bei schönstem Wetter begaben sich im Mai rund 40 Naturfreunde gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) Hessen und dem Obst- und Gartenbauverein (OGV) Fischbach 1906 e. V. auf einen Spaziergang über die Streuobstwiesen rund um den Rettershof. Auf der rund fünf Kilometer langen Strecke erfuhren die Teilnehmenden von Susanne Steib (BUND Hessen) und Tobias Scherner (OGV Fischbach) Wissenswertes über das Kulturgut und den Lebensraum Streuobst, in dem bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind. Wie auch der Gartenschläfer, das „Tier des Jahres“ 2023. Der kleine gefährdete Bilch mit der Zorromaske besiedelt vor allem im Rhein-Main-Gebiet siedlungsnahe Streuobstwiesen.

„Besonders reich strukturierte Streuobstbestände mit Altbäumen, die durch Hecken und Feldgehölze miteinander vernetzt sind, sind beim Gartenschläfer beliebt. Hier findet er Rückzugsorte in Baumhöhlen sowie Nahrung in Form von Insekten und Früchten. Die Hecken bieten ihm Deckung“, erklärte Steib. Doch was vielen Menschen nicht bewusst ist: Streuobstwiesen sind kein natürlicher Lebensraum, sondern gehören zur vom Menschen gemachten Kulturlandschaft. Um sie zu erhalten, müssen sie gepflegt werden. Werden die Flächen nicht beweidet, müssen sie mindestens einmal im Jahr gemäht und die Obstbäume geschnitten werden. Tobias Scherner dazu: „Der OGV Fischbach betreut insgesamt ca. 450 Bäume und setzt sich so für den Erhalt dieses Kulturguts ein. Die Pflege ist, gerade bei überalterten Beständen und daraus resultierenden Neupflanzungen, sehr aufwendig. Dies ist für viele Besitzerinnen und Besitzer ein Hauptgrund dafür, die Bewirtschaftung von Streuobst einzustellen oder stark zu reduzieren. In der Folge sind über die Jahrzehnte viele Flächen brach gefallen.“ Hinzu kämen die veränderten klimatischen Bedingungen wie die im Sommer oft langanhaltende Trockenheit und durch Stress verursachte Krankheiten der Bäume, so Scherner.

An verschiedenen Stopps thematisierten die Fachleute verschiedene Aspekte der Streuobstwiesenbewirtschaftung, deren Veränderung über die Jahrhunderte und daraus resultierende Auswirkungen für Tiere und Pflanzen. „Die Landschaft war noch vor 70 Jahren viel kleinteiliger; meist hatten die vielen kleinen Stücke Hecken, die als natürliche Grenze dienten. Dieser Strukturreichtum hat abgenommen und damit sind auch Lebensräume für viele Tiere verschwunden“, sagt Steib. Daher gilt es, auch und insbesondere für den Gartenschläfer, die verbleibenden Lebensräume zu schützen und neue zu schaffen. Dazu gehört auch die Anbringung von Nistkästen für den Bilch auf Flächen der Mitglieder des OGV, um ihm zusätzliche Rückzugsorte zu bieten. 

Nach rund zwei Stunden endete der Spaziergang wieder am Kelterhaus des OGV am Rettershof, wo selbstgekelterter Apfelsaft und Apfelwein für eine willkommene Erfrischung sorgten und zu angeregten Gesprächen einluden.

Hintergrund

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Aktionsjahres „Kelkheim schützt den Gartenschläfer“ statt, das die AG Naturschutz der Stadt Kelkheim und der BUND gemeinsam durchführen. Verschiedene Veranstaltungen geben spannende Einblicke in die Lebensräume des Gartenschläfers und zeigen auf, was alle tun können, um den kleinen Zorro zu schützen.



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