das theater domino: Ganz „Oben!“ in der Cafeteria des Rathauses

Wie vor zwei Jahren auf dem Gimbi beim Goldini-“de Dalles“, als das Publikum beim Open-Air fast in unmittelbarer Tuchfühlung mit den Schauspielern Theater hautnah erlebte, jetzt ganz Ähnliches: Das Publikum in einem Kammerspiel des theater domino vielleicht noch „dichter dran“ im Theatersaal „Rathaus-Cafeteria“ mit Plätzen auf den Fensterbänken – der Unterschied jedoch: Hier griff Volker Zill als Autor mit „Oben“ ein Problem des Heute auf, das Wohnungsproblem.

Schon im Foyer des Kelkheimer Rathauses wurden die Zuschauer auf das eingestellt, was sie im Stück erwartet: Statt einer gewöhnlichen Eintrittskarte erhielt jeder ein Kärtchen, auf dem steht: „Wohnung zu vermieten, in zentraler Lage, 168 qm groß“ Und das für auffallend günstige 1.100 Euro Kaltmiete. Besichtigungstermine mit dem Vermieter können bei Vorlage eines Gehaltsnachweises und persönlichen Lebenslaufs vereinbart werden, steht da noch drauf.

Kopfschütteln bei dem einen oder anderen Besucher: Was soll das?

Dieses Rätsel löst Volker Zill ganz schnell auf, wenn die Zuschauer nach „Oben!“ in die Cafeteria des Rathauses kommen, Bühne und Zuschauerraum zugleich. Ein leer stehendes Penthouse tut sich auf, leergeräumt, mit einem Farbeimer und Pinseln auf dem Boden, ausgelegtem Malerfilz und einem mit Malerfolie abgedeckten Klavier in der Ecke. Keine Stühle – das Publikum nimmt auf dem Fenstersims des rundum verglasten „Penthouses“ Platz.

Dann die Geschichte. Kaum sitzen alle, erscheint auch schon ein junges Pärchen in der „Wohnung“. Es hat einen Termin mit dem Vermieter und hofft auf den Zuschlag für die Dachgeschoss-Wohnung. Doch kurz darauf taucht eine blinde Frau auf, die ebenfalls mit dem Vermieter verabredet ist und ein paar Minuten später noch ein weiterer Wohnungsinteressent. Wer nicht da ist, ist der Vermieter. Dieser lässt per SMS ausrichten, dass er sich verspäten werde.

Die Wohnungsinteressenten mögen sich bis zu seiner Ankunft schon einmal untereinander darüber verständigen, wer in die Wohnung einziehen dürfe. Und sollte ihnen das nicht gelingen, sei das auch nicht schlimm: Dann habe er selbst noch einen Bekannten, an den er das Penthouse vermieten würde, so der Vermieter

So beginnt ein „Kampf“ um die Wohnung. Wer hat die besten Argumente? Wer braucht die Wohnung am nötigsten? Hier zeigen sich menschliche Tiefen, Eigenheiten, es gibt wechselseitige Anschuldigungen. Alte Wunden brechen auf, verdrängte Konflikte ebenso. Irgendwann geht es gar nicht mehr nur um die Wohnung sondern um viel mehr… Wie sich die Geschichte weiter entwickelt und wer am Ende den Zuschlag für die Wohnung erhält, schaut man sich in dieser spannenden Geschichte am besten selbst an.

Regisseur und Auto Volker Zill hat eine raffinierte und tiefgründige Geschichte in seinem ersten selbst geschriebenen Kammerspiel auf die Bühne gebracht. Dann die großartigen schauspielerischen Leistungen der vier Darstellerinnen und Darsteller: Nora Kühnlein, Johanna Seifert, Leonard Mink und Eric Lenke. In langen Probestunden hat Volker Zill die Schaupieler zu Personen geformt, die Leben auf die Bühne bringen. Eine blinde Frau, die so lebensecht wirkt, dass man ihr das als echt abnimmt, die quirlige junge Frau die für Freude sorgt, der undurchsichtige Profesor, der zu Boden geht und der junge Freund des Mädchens, der nicht immer auf der Höhe des Geschehens ist. Oder doch?

Ein außergewöhnliches Theaterereignis für Kelkheim, zumal zur gleichen Zeit im Plenarsaal des Rathauses die Pop Art-Ausstellung auf ihre Besucher wartete. Eine ganz andere Nutzung der Cafeteria dort ganz „OBEN!“ im Rathaus.

Langer, sehr langer stürmischer Beifall als der unsichtbare Vorhang gefallen war. Das Interesse ist so groß, nicht nur bei jungen Zuschauern, dass Zusatzvorstellungen geplant sind: Am 22., 23., 29., 30. März um 20 Uhr, sowie am 24. und 31. März um 18 Uhr. Kartenreservierungen: 06195-969415 oder per E-Mail an karten[at]theater-domino[dot]de. Noch ein Hinweis: Das Stück ist geeignet für Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren.

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