Timm Thaler und die eigene Einzigartigkeit – Sprachcamp der EDS als gelungenes Integrationsprojekt

Oleg kommt aus der Ukraine und hat ähnliche Interssen wie sein Kumpel Alex.

Kelkheim
(ju) – Was haben Timm Thaler und 22 Schülerinnen und Schüler mit Flucht- und Migrationshintergrund gemeinsam? Sie alle sind etwas Besonderes! Dass sie dieses Besondere an sich entdecken und auch in Worte fassen können, dafür sorgte das 6. „Sprachcamp“ in der Eichendorffschule. Eine lange, liebevoll gepflegte Tradition, deren Erfolg sich in den guten schulischen Entwicklungen und Schulabschlüssen der Teilnehmer aus den vergangenen Jahren ablesen lässt. Lehrerin Ina Schindler und die Schule hatten sich das Konzept vom „Deutschsommer“ abgeguckt und es auf die Schule angepasst. Denn immer wieder musste die Schule feststellen, dass gerade die Schüler mit Flucht- und Migrationshintergrund mit guten Deutschkenntnissen in die Ferien entlassen wurden und mit großen Sprachdefiziten aus eben diesen zurückkehrten, da sie daheim häufig nur in ihrer Muttersprache kommunizierten. Das zweiwöchige Sprachcamp am Ende der Ferien war geboren.

In der nunmehr 6. Auflage stand für die Deutschgruppe „Timm Thaler oder das verkaufte Lachen“ auf der Leseliste. Timm, dieser Junge mit dem ansteckenden Lachen, das einzigartig ist. Mit der Einzigartigkeit der eigenen Person beschäftigte sich auch die Kunstgruppe. Hier war es Aufgabe, den Kindern in erster Linie zu zeigen, dass sie etwas Besonderes sind. „Einige von den Kindern und Jugendlichen war erst drei Wochen vor Ferienbeginn hier angekommen. Sie waren und sind verunsichert, haben noch keine Freunde gefunden, und dann sollen sie sich noch als etwas Besonderes empfinden und dies zu Papier bringen – das ist wirklich eine Mammutaufgabe“, erklärt Ina Schindler. Doch sie wird positiv überrascht. Die Gruppe harmoniert, Sprachbarrieren werden überwunden, Herkunftsländer spielen keine Rolle. Da übernimmt Alex aus Russland die Rolle des Vermittlers zwischen Kursleitern und den ukrainischen Kindern, wenn es doch Verständigungsprobleme gibt. Da werden stundenlang Selfies gemacht, bis auch der Letzte mit seinem Portrait zufrieden ist. Es wird zusammen gegessen, gemeinsam Tischtennis gespielt, gelacht. Wie eben das Lachen von Timm Thaler. Einem Lachen kann niemand widerstehen. Es ist so ansteckend und entwaffnend, es verbindet. Diese Verbindung spüren auch die Jungs und Mädchen, die sich gemeinsam mit Fahreta Heric „Timm Thaler“ erarbeiten. Lautes Vorlesen vor den anderen gehört dazu, um ein Sprachgefühl zu bekommen. Die einzelnen Kapitel werden analysiert, Charaktere beschrieben und alles in Deutsch auf kleinen Plakaten festgehalten. In diesem Raum sitzt die Zukunft Deutschlands. Viele der Jugendlichen sprechen drei, vier oder mehr Sprachen. Und sie alle haben einen Plan und ein Ziel. So wie die 18-jährige Walla. Sie floh mit ihrer Familie aus Syrien und wollte an der Eichendorffschule unbedingt in die Praxisklasse, in der sie ihren Schulabschluss nachholen kann. „Ich mache erst meinen Hauptschul-, dann den Realschulabschluss und wenn ich fertig bin, möchte ich gern Bankkauffrau werden“, erklärt sie selbstbewusst. Das freut vor allen Dingen Markus Franz, Vorstand der Taunussparkasse, die das Sprachcamp gemeinsam mit den Kelkheimer Rotariern finanziell unterstützt. „Nachwuchs wird immer gebraucht, vor allen Dingen, wenn er so engagiert und bemüht ist“, lobt Franz die junge Syrerin. Überhaupt wird Integration an der Eichendorffschule groß geschrieben. Gab es bisher zwei Intensivklassen für Deutsch als Zweitsprache an der Schule, sind es seit Schuljahresbeginn drei geworden. Und trotzdem gibt es immer noch geflüchtete Kinder, für die noch kein Schulplatz gefunden werden konnte. So erzählt es Silke Gocht-Zimmermann vom Schulamt, die für die Intensivklassen zuständig ist. „In Kelkheim sind es derzeit drei Jugendliche, für die wir keinen Platz auf einer weiterführenden Schule finden konnten, aber wir sind in Gesprächen mit der Gesamtschule Fischbach, um eventuell dort eine weitere Intensivklasse zu eröffnen“, so Gocht-Zimmermann. Es soll auf jeden Fall niemand verloren gehen.

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