Waldschutz ist Klimaschutz! – SDW fordert mehr Geld zum Wiederaufbau der Wälder

Es steht nicht gut um Hessens Wälder. Der Klimawandel belastet gerade die Fichten, die den trockenen Sommern nichts entgegenzusetzen haben und absterben.Foto: pexels.com

Kelkheim (kez) – Bundesforstminister Cem Özdemir stellte am vergangenen Dienstag in Berlin die Ergebnisse der vierten Bundeswaldinventur vor. Hieraus lassen sich auch aufschlussreiche Ergebnisse für Hessen entnehmen, das nach Rheinland-Pfalz weiter das waldreichste Bundesland Deutschlands ist. Der Bericht enthält sowohl positive als auch negative Befunde, erklärt Willi Dorn vom Ortsverband Kelkheim der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald.

10 Prozent der Wälder abgestorben

Der Klimawandel zeigt ganz eindeutige Folgen auch für die Zahlen aus den Hessischen Wäldern. Rund 10 Prozent der Wälder sind durch die Dürren der Jahre 2018-2022 abgestorben. Im fast gleichen Anteil haben sich folglich auch die Holzvorräte über die gesamte Waldfläche verringert, was vor allem auf die Zwangsnutzungen der abgestorbenen Fichten zurückzuführen ist. Während bei fast allen anderen Bäumen die Holzvorräte zunahmen, mussten 39 Millionen Kubikmeter Fichten-Holz mehr genutzt werden als nachwuchs. Das entspricht einer Nutzung von 331% gegenüber dem Zuwachs dieser Baumart. Die Dürre machte sich aber auch bei allen anderen Baumarten bemerkbar. So nahm der Holzzuwachs um durchschnittlich 2 Kubikmeter je Hektar und Jahr über alle Waldbestände ab. „Das ist eines der erschreckendsten Ergebnisse dieser Statistik“, so Christoph von Eisenhart Rothe, Landesgeschäftsführer der SDW Hessen. „Holz ist der nachhaltigste und klimafreundlichste Rohstoff und er ersetzt viele andere Baumaterialien wie Stahl, Beton und Ton, die den Klimawandel bei der energieintensiven Produktion beschleunigen. Die Senkenleistung der Wälder Hessens ist um rund 40 Prozent zurückgegangen, weniger Kohlendioxid wurde zusätzlich gebunden - das ist ein Alarmsignal! Wir sollten daher alles daran setzen, unsere Wälder so schnell wie möglich wieder aufzuforsten, um den Kohlenstoffspeicher Wald wieder fit zu machen. Die Bundesregierung hat nun ein riesiges Problem, denn der Wald spielt eine wichtige Rolle beim Erreichen der Klimaziele. Der Wald bringt diese enorme Klimaschutzleistung nicht, wenn wir ihm nicht dringend helfen und hierfür Geld in die Hand nehmen.“ Der anerkannte Naturschutzverband fordert daher Forstminister Ingmar Jung dazu auf, den Wald aus den Sparzwängen bei der Aufstellung des Landeshaushalts 2025 auszuklammern, ja sogar mehr Geld für Personal und Pflanzungen zur Verfügung zu stellen.

Artenreichtum

Erfreulich ist aus Sicht der SDW, dass die Bundeswaldinventur ergab, dass Hessens Wälder artenreicher geworden sind. Fast zwei Drittel des Waldes ist mit Laubbäumen bewachsen, die ein sehr großes ökologisches Potential haben. Hierbei hat die Buche als typische Baumart Hessens eine große Bedeutung. Rund 100.000 Hektar dieser Baumart sind älter als 120 Jahre. Dies zeigt, wie nachhaltig und ökologisch hochwertig die Forstwirtschaft in Hessen den Wald behandelt. 27,4 Prozent beträgt der Waldanteil mit sehr naturnaher Baumartenzusammensetzung. Dieser Anteil nahm im Vergleich zur vorherigen Erhebung 2012 um rund drei Prozent zu. Hessen hat einen deutlichen Vorsprung bei diesem positiven Kriterium gegenüber allen anderen Bundesländern. Gleiches gilt für den Anteil von Totholz in Hessens Wäldern. 39 Kubikmeter Totholz fanden die Wissenschaftler je Hektar, womit das Bundesland ebenfalls Spitze ist. Totholz ist beim Artenschutz, insbesondere für zahlreiche Insekten, aber auch seltene Pilzarten und Flechten von großer Bedeutung.

Der Wald braucht uns

Hessen sollte nach Auffassung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald diesen guten Weg weiter verfolgen. „Die Förster in Hessen machen einen guten Job, jedoch muss die Unterstützung aus der Politik weiter anhalten“, so Christoph von Eisenhart Rothe. „Jahrzehntelang wurde mit dem Wald gutes Geld verdient. Nun braucht der Wald uns. Die Gesellschaft steht in der Verantwortung diesem einmaligen Klimaschützer zu helfen. Waldschutz ist Klimaschutz und nur ein artenreicher und gesunder Wald kann diese Aufgabe erfüllen.“



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