Wasserversorgung der Stadt hat ihren Preis: 1,2 Millionen Euro für neue Wasserkammer

Ein Richtfest ohne Richtspruch, ein Richtfest ohne zersplittertes Glas – auch heute gilt die alte Regel noch, wenn ein Bau Glück bringen soll dann mit dem traditionellen Richtfest und Richtspruch. Dem Bauherrn, aber auch den Mitarbeitern, die oft in großer Höhe ihre Arbeit – jetzt noch zusätzlich mit viel zu viel Sonne versehen – verrichten müssen. So auch an der Gundelhardt, wo der Hochbehälter um eine zweite Wasserkammer mit 2.000 Kubikmetern Inhalt für rund 1,2 Millionen Euro erweitert wird. Ausgetrunken vom Polier flog das Glas nach unten, landete aber auf zu weichem Boden. Ein Griff, und ein Mitarbeiter ließ es an der Betonwand zersplittern – in so viele kleine Teile, dass das einfach Glück bringen muss. Und der Weg war frei für Brat- und Kochwurst wie für viele kühle Getränke.

Beobachter waren nicht nur der Bürgermeister, sondern auch Stadtverordnete, die sich so ein Bild über Kelkheims Wasserversorgung machen konnten.

Es handelt sich hier um eine Investition in die Zukunft. Nur ungern denkt der Bürgermeister an die Engpässe bei der Wasserversorgung der „Bergdörfer“ im Sommer des vergangenen Jahres. Und klar ist auch, dass Kelkheim weiter wächst, der Wasserverbrauch der Einwohner steigen wird. Und der Blick auf den Sonnenschein der letzten Tage lässt für viele nichts Gutes erwarten, wenn es nicht bald ergiebig regnet. Deshalb: Lieber vorbeugen, als später teuer heilen.

Der Bürgermeister betrachtet den Bau der weiteren Wasserkammer als eine langfristige Investition für das Kelkheimer Trinkwassernetz, vor allem in der Mittelzone des Kernstadtbereichs und es sichert mehr Reserven.

Die Bauleute rechnen damit, dass die Bauarbeiten im September dieses Jahres abgeschlossen sein werden. Dann werden auch die Erdwälle am Wegesrand in Richtung Gaststätte Gundelhardt verschwinden, die nur vorübergehend zur Ablagerung der abgetragenen Erde an der Baustelle dienten.

Der Hochbehälter an der Gundelhardt wird zu 95 Prozent mit Wasser aus dem hessischen Ried gespeist, nur fünf Prozent kommen aus Kelkheimer „Tal“-Brunnen in den Krautgärten und Gimbach.

Und der Blick weiter in die Zukunft: Die Schaffung von zusätzlichen Versorgungsleitungen, um Wasser aus dem Hofheimer Versorgungsnetz einzuspeisen, dies allerdings innerhalb eines interkommunalen Projektes mit der Nachbarstadt.

Das alles ändert nichts an der Mahnung des Bürgermeisters (Meldung an anderer Stelle) ,sparsam mit Wasser umzugehen, auch wenn es jetzt keinen Grund zur Beunruhigung gebe. Vor allem sollte man Ruhe bewahren, wenn man aus dem Urlaub zurückkommt und der Rasen verbrannt ist. Wenn das zu Ferienende mit Nachdruck und vielen Heimkehrern erfolgt – siehe Sommer 2018.

Die TSG Münster hat bereits reagiert und das Berieseln it Wasser des Sportplatzes eingestellt. Das sind immerhin 30 Kubikmeter Trinkwasser in jeder Nacht, die damit eingespart werden.

Dem Leiter des Kelkheimer Waserwerkes, Stefan Sowade, jedoch „schwillt der Kamm“, wenn er die Trinwasserentnahme der letzten Nächte betrachtet. Trotz der Mahnung im Amtsblatt steigte der nächtliche Verbrauch des Wassers auf bis zu 50 Kubikmeter ud mehr. „Die Unvernunft der Menschen kennt keine Grenzen“, meint Sowade. Und Geld scheie in vielen Fällen keine Rolle zu spielen, wenn der Rasen nachts berieselt werden soll.

Sowade warnt: „Wir dürfen nicht warten, bis die Behälter leer sind, bis die Feuerwehren wieder durch die Straßen rollen und über Lautsprecher sparsamen Wasserverbrauch anmahnen.“

Und weiter: „Grüner Rasen. Das kann es nicht sein. Hier wird Trinkwasser verschwendet. Das geht nicht“. Gießen mit der Gießkanne - kein Problem. Wie Sowade sagte, war der Wasserverbrauch in allen Stadtteilen während der 35-Grad-Nächte vergleichsweise gleich hoch.

Und der Leiter des Wasserwerks weist auch darauf hin, dass die Grundwasserstände nach dem Winter nicht so hoch sind wie normal bzw. wie sie sein sollten. Dafür gab es nicht genügend Schmelzwasser vom getauten Schnee, der fehlte. Und der neue Hochbehälter wird erst im Herbst fertig.

Die Bilder: Oben der Richtspruch, dann „Briefing“ der Richtfestgäste durch Stefan Sowade und den Bürgermeister. Wie hoch die Besucher steigen mussten, um etwas zu sehen, illustriert der „Abstieg“ der Gäste und dann der Blick auf die Baustelle.

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