Hessen (kez) – Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen und viele Naturschützerinnen und Naturschützer machen sich an die alljährliche Reinigung der Vogelnistkästen. Doch Vorsicht, denn so mancher Nistkasten ist noch besetzt: Viele Gartenschläfer sind immer noch im Winterschlaf, der je nach Witterung bis in den April hinein andauert. Die Schlafmäuse nutzen dafür neben natürlichen Verstecken verschiedene Arten von Nistkästen, wie Vogel- und Fledermauskästen oder Niströhren für Steinkäuze. Nicht selten werden sie bei der Nistkastenreinigung geweckt und ausquartiert – eine große Gefahr für die Tiere. „Gartenschläfer wissen nicht, dass die Nistkästen für Vögel oder andere Tierarten gedacht sind. Sie sind bei uns heimisch und gehören genauso zu unserer Fauna wie die Vögel und Fledermäuse“, erklärt Susanne Steib, Managerin Naturschutzprojekte beim hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen).
„Wenn man große Moosnester in Nisthilfen findet, bitten wir, den Kasten nicht auszuräumen, sondern einfach wieder zu schließen. Dort verbringt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Gartenschläfer die kalte Jahreszeit“, erklärt Susanne Steib. Werden winterschlafende Gartenschläfer ausquartiert, so sinkt deren Überlebenswahrscheinlichkeit enorm: Die Tiere haben ein höheres Risiko, von Fressfeinden erbeutet zu werden oder einen erheblichen Energieverlust zu erleiden, wenn sie aus dem Schlafzustand erwachen. Fällt ein winterschlafender Gartenschläfer unbeabsichtigt beim Öffnen des Kastens heraus, sollte das Tier bitte vorsichtig wieder zurückgesetzt werden.
Sind besonders häufig Bilche anzutreffen, rät der BUND das Nistplatzangebot zu erhöhen, indem weitere (Bilch-)Nistkästen angebracht werden. Das kann die Konkurrenz um geeignete Quartiere reduzieren. Gartenschläfer legen ihre Schlafplätze aber auch gerne in Baumhöhlen, in Spalten zwischen Felsen oder in Hecken oder dichten Büschen an. In diesen Quartieren sind die Bilche vor der Witterung und Fressfeinden bestens geschützt. In Siedlungen kann man ihre Nester aus Moos und anderem Pflanzenmaterial aber auch in manchem Unterschlupf in und an Gebäuden finden. Mit ein paar wilden Ecken, heimischen Hecken und dem Belassen von Altbäumen kann man natürliche Nist- und Überwinterungsplätze anbieten – und gleichzeitig auch Insekten, Igel und viele andere wildlebende Tierarten schützen.
Nistkästen sind beim Gartenschläfer im Übrigen nicht nur als Winterquartier beliebt: Im Sommer werden sie als Tagesversteck und als Kinderstube genutzt.
Vögel und deren Eier spielen im Nahrungsspektrum des Gartenschläfers übrigens eine verschwindend geringe Rolle, wie die Analyse von über 1.000 Kotproben im Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ gezeigt hat. Sie ernähren sich hauptsächlich von Insekten, Spinnen und Früchten. Die Sorge, Gartenschläfer dezimierten signifikant den Bestand bestimmter Vogelarten, lässt sich somit entkräften.