50 Jahre Falkenstein – Le Mêle: Musik überwindet die Grenzen

Die beiden Komitee-Vorsitzenden Lucienne Brioche (links) und Juliane Zimmer zeigen die Partnerschaftsurkunden bei den Verschwisterungsfeiern 1968 in Falkenstein. Repro: Groß

Falkenstein (kw) – Hiermit setzen wir die Erinnerungen aus der Feder von Hermann Groß fort:

Aufgrund des guten Eindrucks, den die Falkensteiner Mandoliner sowohl auf dem musikalischen Sektor – sie gewannen den ersten Preis des Wettbewerbs – wie auch im zwischenmenschlichen Bereich in Le Mêle hinterlassen hatten, kam recht bald die Anfrage von dort an die seinerzeit noch selbstständige Gemeinde Falkenstein, ob man sich den offiziellen Abschluss einer Partnerschaft vorstellen könne.

In Le Mêle selbst sei man hierzu fest entschlossen und habe bereits die ersten Vorbereitungen für ein großes Treffen im Frühsommer 1967 eingeleitet, hieß es aus Frankreich.

Vorausgegangen waren allerdings etliche Recherchen, die zwischenzeitlich einige Meloiser bei Kurzbesuchen in Falkenstein angestellt hatten. Hauptpunkt hierbei war die politische Ausrichtung und Einstellung der Gemeindevertreter und der Bevölkerung.

Die Tatsache zum Beispiel, dass die Zahl der NPD-Wähler in Falkenstein nur im einstelligen Bereich lag, war für die Entscheidung der Verantwortlichen in Le Mêle ein äußerst wichtiges Kriterium.

Auch die große Aufgeschlossenheit innerhalb der Mehrheit der Bevölkerung für den europäischen Gedanken, war letztlich für ein positives Votum in der Normandie ausschlaggebend.

Denn auch in Le Mêle gab es Skepsis und Ressentiments gegenüber einer Verbindung nach Deutschland. Zumal die Normandie weit mehr als andere französische Regionen 1944 unmittelbar vom Krieg betroffen gewesen war.

Der Bürgermeister von Le Mêle, Mousset, der 1967 die Urkunde zur Verschwisterung mit Falkenstein unterzeichnete, war zudem ein führendes Mitglied in einer lokalen Widerstandsgruppe gegen die deutsche Besatzung gewesen. Er meinte damals, weniger für die Alten, als vielmehr für die Jugend in einem friedlichen Europa sei in der Zukunft eine derartige Verbindung wichtig.

Ein großer Freund und Förderer der Verbindung war dann der katholische Pfarrer. Dekan Blanchtière, der während der gesamten Kriegszeit als Gefangener in Berlin war und recht gut deutsch sprach (einmal sagte er zum Verfasser: „Ich kenne doch Berlin viel besser als Paris“), hat seine Pfarrangehörigen immer wieder eindringlich auf die Wichtigkeit dieser Freundschaft hingewiesen.

Positives Echo in Falkenstein

Der Brief aus Frankreich, der schon mehr als eine Anfrage enthielt, lag Anfang 1967 auf dem Tisch des Falkensteiner Bürgermeisters Ludwig Schmitt, eines durchaus weltoffenen, aber auch vorsichtigen Kommunalpolitikers. Er hielt die Sache für so wichtig, dass er vor einem Beschluss der Gemeindegremien, die Meinung der Bevölkerung im Rahmen einer Bürgerversammlung anhören wollte. Dies erfolgte dann Mitte Februar 1967, während in Le Mêle praktisch schon alles entschieden und der Termin für die Vertragsunterzeichnung im Mai bereits festgelegt war.

Die Mehrheit der bei der Versammlung anwesenden Falkensteiner, begrüßte die Initiative und war zur Unterstützung und Mitarbeit bereit. Noch am gleichen Tag wurde ein erstes Komitee gegründet, dem vor allem auch interessierte aktive Vertreter aus den örtlichen Vereinen angehörten.

Von Anfang an war es das besondere Anliegen der Gemeinde, die Partnerschaft vor allem zu einer Angelegenheit der Bürger und Vereine und weniger zu einer Sache des Rathauses werden zu lassen, was in den Folgejahren auch hervorragend gelang.

Die Feierlichkeiten zum offiziellen Abschluss der Partnerschaft fanden dann jeweils im Frühsommer 1967 in Le Mêle und 1968 in Falkenstein statt.

Wenn man so will, betraten die Verantwortlichen sozusagen Neuland, denn Falkenstein war damals die erste nichtstädtische Kommune des Obertaunuskreises, die eine derartige Verbindung einging. Auch in anderen Gegenden Hessens waren es meist Städte, die Partnerschaften mit Gemeinden aus den Nachbarländern abschlossen.



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