„KG“ Schramm: Lebenslanges Engagement für die Farbe Gelb und alle Königsteiner

Karl-Gustav Schramm alias KG hat die Stadtpolitik jahrzehntelang mitgestaltet und hat sich nun von der politischen Bühne verabschiedet. Foto: Schemuth

Falkenstein (el) – Da stockte selbst Bürgermeister Leonhard Helm die Stimme, als er kürzlich beim Parlamentarischen Abend im Haus der Begegnung, der als Dankeschön der Stadt für die geleistete ehrenamtliche politische Tätigkeit der Mandatsträger zu verstehen ist, als er Karl-Gustav Schramm nach jahrzehntelanger politischer Arbeit verabschiedete. Für „KG“, wie er von Freunden, Bekannten und Weggefährten liebevoll und nicht minder respektvoll genannt wird, war es auch ein Moment, der ihm zwar einiges an Kraft abgerungen hat, der ihn aber auch mit Stolz erfüllt. Und genau dieses Gefühl will er denn auch ausnahmsweise mal nicht in die politische Arbeit für seine geliebte FDP investieren, sondern in die eigene Gesundheit. „Ich habe mich zurück gekämpft“, lässt „KG“ einen eisernen Willen erkennen, der jedoch nicht vor der Einsicht Halt gemacht hat, dass beides – sich einerseits auf die Genesung und andererseits wie bisher auf die Politik zu konzentrieren – nicht länger zu vereinbaren ist. Also habe er seinen Hut genommen, aber werde natürlich weiterhin das politische Geschehen in seiner Heimatstadt beobachten und mit Sicherheit auch kommentieren.

Dabei lag dem gebürtigen Falkensteiner, der auch heute noch in seinem Elternhaus lebt, in jungen Jahren die politische Aktivität fern. Erst beim Schoppentrinken im ehemaligen Gasthaus Zum Feldberg, in unmittelbarer Nähe seines Hauses, sei er eines Abends eines Besseren belehrt worden, gibt der heute 78-Jährige die Geschichte rund um seine ersten politischen Anfänge preis. Peter Weins, ein bekannter FDP-Mann der damaligen Stunde, habe ihn bei der Ehre gepackt und ihm auf die Stirn zugesagt: „Nicht immer nur meckern, auch mal was anders machen!“ Das musste man einem Mann voller Tatendrang wie Karl-Gustav Schramm nicht zweimal sagen und ehe man sich‘s versah, war der Falkensteiner schon in die FDP eingetreten.

Auch bei den Jungedemokraten war er zunächst sehr aktiv. „Wir waren eine sehr markige Truppe“, erinnert sich KG. Man habe auch im Kreisvorstand Politik machen wollen, nur man habe die jungen Menschen nicht gelassen. Also zogen die Jungdemokraten Konsequenzen aus dieser Ausgrenzung und weigerte sich fortan, Wahlkampf für die Liberalen zu machen, was zur damaligen Zeit zu den Aufgaben der Jungdemokraten gehörte. Schnell fand man andere Auftraggeber, half einem Landtagskandidaten bei der Verteilung von Prospekten etc, was stets einen Höllenspaß gemacht habe, bis zu jenem Tag, als man sich übermotiviert nach einer sogenannten „Steckaktion“ bei einer FDP-Feier, noch in einer Staubwolke eingehüllt, am Büfett bediente und nichts mehr davon für die anderen Gäste übrig ließ. Aber auch diese Aktion sollte KG nicht davon abhalten, Kreisvorsitzender der Jungdemokraten zu werden. Von den Seminaren, an denen er zur damaligen Zeit habe teilnehmen müssen, profitiere er noch heute, so KG. Hier habe er unter anderem gelernt, wie man Menschen behandeln muss, wenn man sie überzeugen möchte.

Durchsetzungsvermögen, das bewies der Falkensteiner auch im Berufsleben und zog es trotz Familie durch, in einem Abendkurs binnen drei Jahren seinen Mechaniker-Meister zu machen. Als er dann diesen Brief in den Händen gehalten habe, sei es postwendend wieder zu den Abendkursen gegangen, diesmal mit dem Ziel, den Lehrgang KfZ-Elektrikmeister erfolgreich abzuschließen, was stets eine Fahrt nach Frankfurt nach der Arbeit bei Volpert& Bisinger bedeutet habe.

Auch die Gemeindereform stellt ein interessantes Kapitel im Leben des KG Schramm dar. Er kann sich noch an den bisher schwärzesten Tag in seinem Leben erinnern. „Das war, als wir nach der Gemeindereform im Kyrios-Saal in Königstein unter dem damaligen Stadtverordnetenvorsteher Toni Bender Beifall für die Stadtverordneten aus Königstein spenden mussten.“

Dabei habe man damals die Königsteiner nicht leiden können und nun habe man stehend für diese applaudieren müssen. Doch es sei auch dem damaligen FDP-Fraktionsvorsitzenden Dr. Hildebrand geschuldet, dass Schramm schon sehr bald seine Meinung über die Kurstädter revidieren würde. Hildebrand habe ihm ins Gesicht gesagt, dass er in erster Linie FDP-Mann und in zweiter Linie Falkensteiner sei. Das habe gesessen. Dabei sei man in der ersten Zeit lediglich von der Angst geleitet worden, dass die Königsteiner über die Falkensteiner und die anderen bisher eigenständigen Orte bestimmen würden. Das sei aber nicht so gewesen, musste Schramm im Nachhinein feststellen, dass es die Königsteiner waren, die nach der Schließung des Kyrios-Saals ganz ohne Veranstaltungsraum dastanden, während die Falkensteiner gerade erst ihr Bürgerhaus gebaut hatten.

1972 bis 1991 saß KG dann als Stadtverordneter für die FDP im Parlament, bis es zu einem Eklat zwischen ihm und dem damaligen Bürgermeister Weber gekommen sei – mit der Konsequenz, dass er sein Mandat an die FDP zurückgab und sich für mehr als zehn Jahre aus der politischen Arena abmeldete. Was war passiert? Es sei darum gegangen, dass die Falkensteiner Sportler, die bis dahin auf einem Hartplatz am Waldrand gespielt und sich teilweise die Knochen wund gelaufen und geschunden hätten, laut Bürgermeister einen neuen Sportplatz bekommen sollten, der an jener Stelle vorgesehen worden sei, wo heute der Bolzer in Falkenstein ist. Einer Bürgerinitiative, die sich gegen den Sportplatz mit 150 Unterschriften gewandt habe, setzte man 1.100 Signaturen von Falkensteinern entgegen, die pro Sportplatz gewesen seien. Doch man sei nicht gehört worden, ärgert sich der damalige TSG-Vorsitzende heute noch. Seine FDP-Kollegen sollten jedoch nicht unter seiner Meinung leiden und so gab er sein Mandat wie ein Ehrenmann zurück und nahm es nicht mit, so dass eine liberale Kollegin nachrücken konnte. Das habe ihm auch den Respekt seiner Parteikollegen eingebracht, die sich noch Jahre später daran erinnerten und ihn 2001 zur Kommunalwahl auf der FDP-Liste sehen wollten. Das klappte auch und für KG tat sich alsbald ein neuer Wirkungskreis auf, der ab 2001 Magistrat hieß – eine Aufgabe, die er stets mit dem ganzem Herzen für Königstein bis zum Ende dieser Legislaturperiode ausgefüllt hat. Vom Stadtverordneten zum Magistratsmitglied. Seitenwechsel. „Im Parlament geht‘s oftmals zur Sache, da muss man kämpfen“, hat KG diese Warte der Politik für eine andere, nicht weniger interessante Perspektive eingetauscht. „Ich hab mich stets auf die Magistratssitzungen gefreut“, sagt er, man habe zwar auch mal gemeinsam gewettert, aber nie verbittert und sei dann auch mal hinterher zusammen etwas trinken gegangen, was im Parlament undenkbar gewesen sei. Eine weitere Aufgabe, die der ehemalige FDP-Stadtrat stets mit Herzblut ausgefüllt hat: Seine Rolle als Bindeglied zwischen der Stadt Königstein und dem örtlichen Gewerbeverein HGK. Auch heute noch hat KG zahlreiche Ideen, wie man die Stadt noch attraktiver machen könnte und was es dafür bedarf. „Vor allem brauchen wir Vielfalt und Anziehungspunkte“, meint er und ebenso pragmatisch: „Was wir nicht brauchen, ist, dass keiner aufgmacht.“ Leuchtet irgendwie ein. Manchmal liege es sogar nicht daran, dass Geschäfte mangels Umsatz schließen müssten, sondern weil Ladeninhaber keinen Nachfolger finden, was äußerst bedauerlich sei. Große Schaufenster, so dass man das Ladeninnere einsehen könne, seien außerdem ein Türöffner ebenso wie Stufen einen Türstopper darstellten. Es gebe sogar diesbezüglich eine Statistik, die besage, dass jede Stufe eine zehnprozentige Umsatzeinbuße mit sich bringe. Die Welt des KG ist allerdings noch viel bunter als bloß die Farbe Gelb. Zusammen mit einem Freund und zwei seiner drei Kinder hat er in der Vergangenheit gerne unter dem viel versprechenden Namen „3 mal K & Co.“ Musik gemacht, wobei seiner der Gitarren- und Mundharmonika-Part war. Dass ihn schnelle Autos faszinieren, das bringt der Beruf mit sich und so übertrug er diese Leidenschaft nicht nur auf das Fahren des eigenen Cabrios, das er mittlerweile aus Gesundheitsgründen nicht mehr fährt, sondern auch auf das Kartrennen. Hier gründete er das „Gambi-Team“, auch um jungen Menschen den Zugang zu diesem Sport zu gewähren und des Teamgeists wegen. Schließlich war KG selbst einmal ADAC Clubmeister 1972 und fuhr in einem frisierten Käfer Bergrennen und Slalom. Den Beweis dafür tritt er auch an und holt eine alte Aufnahme eines knallroten Käfers zum Vorschein. Auch der beliebte „Bolzer-Cup“, der jedes Jahr auf dem – wie es der Name schon vermuten lässt – Bolzer-Platz – in Falkenstein zurückzuführen ist, geht auf sein Konto. Die Pokale für den ersten, zweiten und ditten Platz werden stets von KG gestiftet.

Nun wird sich KG erstmal darauf konzentrieren, seine Stärke zurückzugewinnen. Inmitten seiner eigenen Familie und seinen Enkeln sei das ein idealer Ort hierfür, sagt er.



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