Winterwochenende in Falkenstein

Ausblick von der Falkensteiner Burg, auf die es am vergangenen Wochenende einen regelrechten Besucheransturm gab, was diese Aufnahme allerdings nicht vermuten lässt.

Foto: Scholl

Falkenstein (gs) – Als der von allen lange herbei gesehnte Schnee am Jahresanfang endlich auf uns herniederschwebte, verfiel das Rhein-Main-Gebiet sofort kollektiv in einen Freudentaumel. Was lag in dem Fall näher, als sich am Wochenende ins Auto zu setzen und sich mit Kind, Kegel und Hund – den Schlitten nicht zu vergessen – auf den Weg in den Taunus zu machen. Unerklärlicherweise kam mindestens die Hälfte aller Taunushungrigen auf die geniale Idee, am selben Wochenende Falkenstein anzusteuern. Nun ist Falkenstein natürlich einem solchen Ansturm nur bedingt gewachsen. Während die schneegeplagten Anwohner intensiv damit beschäftigt waren, die Gehwege unter stundenlangem, körperlichem Einsatz von den zusammengewehten Schneemassen zu befreien, drehten die schneehungrigen Taunustouristen aus den flacheren Gebieten ihre Runden auf der intensiven Suche nach einer noch so abgelegenen Parkmöglichkeit. Diese standen bedauerlicherweise nur sehr eingeschränkt zur Verfügung, da die Schneemengen durchaus am Straßenrand gelagert wurden. Wohin auch sonst damit, wenn die manchmal etwas übereifrigen Ordnungshüter morgens um circa 9 Uhr einen Zettel im Briefkasten hinterlassen, dass man doch bitte bis 8 Uhr die Gehwege zu räumen hat – unter Strafandrohung versteht sich!

Dieses (durchaus gängige) Schneelagerverfahren scheint aber nicht jedem Besucher klar gewesen zu sein, was schon mal zu derben Flüchen führte und etliche, fehlgeschlagene Parkversuche zwischen Schneebergen mit sich brachte. Denn merke: Wo vorher ein Kleinwagen in der Lücke stand, passt selten ein SUV hinein! Folge war, dass alle ausgewiesenen Parkplätze spätestens um die Mittagszeit voll belegt waren und die schneebegeisterten Familien mit ihren Autos den gesamten Ort zugeparkt hatten. Keine zwei Wagen kamen mehr aneinander vorbei – selbst auf der Hauptstraße war das Fahren nur noch für Mutige möglich, denn Ausweichlücken ließ dort keiner frei. War das Auto erstmal irgendwo abgestellt, konnte man beobachten, zu welcher kindlichen Begeisterung auch Erwachsene noch fähig sind. Schneeballschlachten allerorts, leuchtende Kinderaugen und Schlittenabfahrten, die dann auch schon mal auf den Straßen stattfanden. Schlittenabfahrten auf der Straße scheinen sich bei Erwachsenen auch besonders in der Dunkelheit – bei lauschigem Laternenlicht und romantischem, leichten Schneefall – einer großen Beliebtheit zu erfreuen. Wohl dem, der gezwungenermaßen mit dem Auto unterwegs war und die Nachtrodler rechtzeitig bei Schneefall erkannte.

Nun sind die Falkensteiner Bürger keine Spaßverderber und glücklicherweise sind sie mit einer angeborenen Nachsicht für schneebegeisterte Flachlandbewohner ausgestattet. So ärgerte sich niemand wirklich lange, wenn der frisch geräumte Gehweg wegen des Übermutes einiger Kinder von einer Hecken- Schneelawine erneut verschüttet wurde oder wenn die eigene Grundstücksausfahrt zur Hälfte zugeparkt wurde, wohl in der Annahme, das in der Einfahrt stehende Auto könne bei der Ausfahrt „den Bauch einziehen“. Denn auch die Falkensteiner lieben den Schnee und eigentlich gibt es nichts Schöneres, als in der abendlichen Stille, wenn der Schnee alle störenden Geräusche schluckt, einen Spaziergang durch den Ort zu machen. So war am Abend halb Falkenstein auf den Beinen, um die schneebedeckten Bäume und Sträucher zu bestaunen, die im Laternenlicht in einem ganz eigenen Glanz erstrahlen. Das absolute Highlight war aber für fast alle der sonntägliche Besuch auf der Falkensteiner Burg. Die schneebedeckten Mauern wirkten vor dem strahlend blauen Himmel etwas übertrieben romantisch, aber damit wunderschön und der famose Fernblick bis nach Frankfurt war zuweilen atemberaubend. Auch im Falkensteiner Hain waren manche Familien derart vom Schnee begeistert, dass sie zuweilen leichtsinnig wurden. Als ein gestandener Familienvater mit lautem Juchzen und Anlauf bäuchlings in einen Schneehaufen sprang – sehr zur Erheiterung seiner Ehefrau und der Kinder – konnte man nur hoffen, dass sich unter dem Schnee nicht vielleicht ein Fels befindet. Angesichts solchen Überschwangs leisteten die Schutzengel über Falkenstein sicher Schwerstarbeit an diesen Tagen. Während die Falkensteiner Kinder sich am Schnee erfreuten, die „mittelalten“ Falkensteiner sich über das Verkehrschaos „uffreschten“, trugen die älteren Herrschaften den Ansturm mit Gleichmut. Wohl gottgegeben war aus deren Mund der Satz zu hören: „Am Wochenende müssen wir den Taunus den Frankfurtern überlassen – das war schon immer so!“ Nun ja – zumindest in diesem Winter scheint das zu stimmen!



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