Nach 18 Jahren Kulturschaffen nun der Abschied von Luisa Teodorescu

Königstein – 18 Jahre lang hat der Förderverein „Brücke zwischen Ost und West“ junge Künstler aus Ost- und Westeuropa zusammengebracht, eine Basis für manche professionelle Karriere gelegt und dabei dem Kulturleben in Königstein unschätzbare Impulse gegeben. Mit dem Rückzug von Luisa Teodorescu, Motor und Seele des Vereins, ist diese Ära nunmehr zu Ende gegangen: Im Königsteiner Haus der Begegnung hob sich vor Kurzem zum letzten Mal der Vorhang für ein Konzert der Reihe „Mozartissimo“.

Der Auftritt der jungen Künstlerinnen und Künstler in der ersten Hälfte wies auf den stets gepflegten Schwerpunkt der Nachwuchsförderung. Die jüngste Teilnehmerin, Cellistin Anne Spieß, absolvierte die Konzerteröffnung mit Bravour mit drei traditionellen englischen Tanzstücken. Der pianistische Nachwuchs hatte sich für Chopin entschieden. Andy Zhu interpretierte dessen Mazurka h-Moll op. 33/4 ebenso wie den ersten Satz aus Mozarts Sonate B-Dur KV 31 gediegen und sehr differenziert. Paul Cristian Braica legierte in Chopins Ballade g-Moll op. 23 virtuose Zugriffe mit kultiviertem Klang und ambitioniertem Gestaltungsanspruch. Die zweite junge Cellistin des Abends, Josefina Fischer, bewies ihre Begabung und das musikalische Können in der Wandlungsfähigkeit von ruhig bis virtuos mit zwei Stücken, „Legende“ und „Capriccietto“ von August Nölck.

Den Abschluss der ersten Hälfte und zugleich die Überleitung in die zweite bildete eine zelebrierte Darbietung einer selten gespielten sehr originellen Paraphrase über Themen aus Giacomo Meyerbeers Oper „Robert le Diable“ für Cello und Klavier, hervorragend, ausdrucksstark und sensibel zugleich dargeboten von Tatjana Drujan und Alexander Schawgulidse, einem Duo-Ensemble, dass sich dank der Vereinstätigkeit gegründet und sich äußerst erfolgreich national und international behauptet hat.

Die weiteren reifen Früchte der Nachwuchsforderung wurden in der zweiten Konzerthälfte präsentiert. Drei Stipendiaten der ersten Stunde, längst gestandene Pianisten, krönten das Adieu mit einem musikalischen Dankeschön. Marius Closca wählte dafür Wolfgang Amadeus Mozarts entspannt vorgetragene Sonate C-Dur KV 545, Stanislav Rosenberg das mit feinster Raffinesse und klanglichen Differenzierung für höchste Ansprüche angegangene „La Valse“ von Maurice Ravel. Ruslan Bezbrozh überzeugte bei der Interpretation des posthumen Nocturne cis-Moll und der Etüde Ges-Dur op. 10 Nr. 5 von Frédéric Chopin mit technischer Brillanz und poetischer Ausleuchtung.

Einen besonderen Höhepunkt des Abends bildete eine Darbietung der hochbegabten jungen Flötistin Anna Drujan, die das höchst anspruchsvolle Flötenkonzert a-Moll RV 445 von Antonio Vivaldi glanzvoll meisterte – man fühlte sich in die Barockepoche bildlich und klanglich zurückversetzt.

Als vielseitiger Begleiter am Cembalo und am Flügel schuf Alexander Schawgulidse einen Rahmen, wie beiläufig sprang er zudem für die kurzfristig erkrankte Moderatorin ein, sorgte mit interessanten Werkkommentaren und originellen Pointen für eine gleichermaßen lockere wie festliche Umrahmung.

Robert Rohr, stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher und langjähriger Förderer der „Brücke zwischen Ost und West“, bedauerte in einer spontanen Ansprache, dass der Verein nach 18 Jahren reger kultureller Aktivitäten nun seine Arbeit beende. Die zahlreichen Ballettaufführungen, Konzerte, Kunstwochen und „Tanz ohne Grenzen“ würden in guter Erinnerung bleiben. Die Arbeit des Vereins sei nicht loszulösen von der Gründerin und Vorsitzenden Luisa Teodorescu. Mit großer Konstanz, ideenreich und voller Energie habe sich Frau Teodorescu seit über drei Jahrzehnten im kulturellen Leben der Stadt engagiert und sei zur „großen Dame der Königsteiner Kulturszene“ geworden.

Frau Teodorescu habe nicht nur viele Veranstaltungen uneigennützig organisiert, so Rohr weiter, sondern auch als eine von drei Vertrauenspersonen durch ihre Unterstützung des Bürgerbegehrens zur Erhaltung des Hauses der Begegnung beigetragen, so dass diese kulturelle Veranstaltungsstätte den Menschen von nah und fern weiterhin zur Verfügung stehe. Die Gründerin der Königsteiner Ballettschule habe mit ihrer großartigen Arbeit über dreißig Jahre das Leben Königsteins bereichert.

Manfred Colloseus, Vorsitzender des Fördervereins Haus der Begegnung, dankte Luisa Teodorescu für das stets kooperative Zusammenwirken beider Königsteiner Vereine. „Sie haben vor achtzehn Jahren einen Samen gelegt, der prächtig aufgegangen ist, bis heute blüht und Spuren ihrer wunderbaren Arbeit hinterlässt“, schloss er unter Beifall von Künstlern und Publikum eine denkwürdige Veranstaltung.



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