Auch 2014 lautet das Wort des Jahres für den Ausländerbeirat: Integration

Maryam Javaherian, Vorsitzende des Königsteiner Ausländerbeirats, berichtet von einem erfolgreichen Jahr.

Archivfoto: Schemuth

Königstein
(el) – „2013 war ein gutes Jahr für uns“, sagt Maryam Javaherian und blättert in ihrem gut gefüllten Notizbuch, als wolle sie sich alle Termine des vergangenen Jahres noch mal verinnerlichen. In der Tat: der Kalender und ebenso die „To-do-Liste“ der Mitglieder des Ausländerbeirates, dessen Vorsitzende Javaherian führt, ist prall gefüllt. Das allein schon ist eine gute Bestätigung für die vielen investierten Stunden, die man sonst anderweitig mit Freizeit-Aktivitäten hätte verbringen können. Im vergangenen Jahr beschäftigten vor allem drei Projekte die Mitglieder des Ausländerbeirates: Ob Deutsch-Unterricht für Erwachsene in der Stadtbibliothek Königstein oder Hausaufgabenhilfe für Kinder mit ausländischen Wurzeln an der Friedrich-Stoltze-Schule oder an der Grundschule Königstein. Alle drei Säulen der Arbeit eint eine gemeinsame Zielsetzung: „Mit der demografischen Entwicklung in Deutschland vor Augen wollen wir die ausländischen Mitbürger integrieren, so dass sie zum guten Kapital für die Gesellschaft werden“, führt Javaherian, selbst studierte Ingenieurin aus und denkt dabei an die jungen Menschen, die über die Deutschkurse den Einstieg ins Berufsleben im Zuge einer Ausbildung, beispielsweise zur Zahnarzthelferin, wie jüngst geschehen, gefunden haben. Hinter all dieser Förderung, die den jungen Menschen und auch den Erwachsenen zuteil kommt, stehen engagierte Freiwillige, die sich in den Dienst des Wissens stellen. In den Kursen, die in der Stadtbibliothek gehalten werden, stehen vier Lehrerinnen und ein Lehrer unter der Federführung von Hiltrud Kainzbauer 50 erwachsenen Schülerinnen und Schülern in acht Kursen zur Verfügung. „Hierfür möchte ich auch unseren Sponsoren danken, dem Lions Club Hochtaunus und dem Rotary Club Königstein -– Bad Soden“, sagt Javaherian und bezieht sich dabei auch auf die anderen zwei Projekte, die ebenfalls von den Sponsoren mit getragen werden. An der Friedrich-Stoltze-Schule erhalten Kinder von ausländischen Mitbürgern drei Mal in der Woche Betreuung bei den Hausaufgaben. Koordinatorin Andrea Schönberger ist dabei das Bindeglied zwischen dem Ausländerbeirat und der Schulleitung von Sabine Simons. 20 Schüler nutzen derzeit dieses Angebot, das hervorragend seitens der Stoltze-Schule unterstützt werde.

Auch in der Grundschule-Jahnstraße erfreut sich die Hausaufgaben-Hilfe großer Beliebtheit und es bleibt festzuhalten, dass jüngst diese Möglichkeit der zusätzlichen Unterstützung verstärkt von Familien aus Ost- und Südeuropa wahrgenommen wurde. Fünf Lehrerinnen sind hier unter der Leitung von Barbara Franz-Schönlau tätig.

Allerdings hat das Ganze auch eine Kehrseite und das sind die Finanzen, die geregelt werden wollen. Schließlich sind 16.000 Euro allein für die jährliche Entlohnung der Lehrer kein kleiner Posten, zumal der Ausländerbeirat laut Javaherian versucht habe, das von Anfang an selbst zu finanzieren und nicht aus irgendwelchen Töpfen schöpft und daher auf die Hilfe von Sponsoren angewiesen ist, die ihn bei der Arbeit unterstützen. Ein Engagement, das weit über das Selbstverständliche hinausgeht und sogar im vergangenen Jahr von Staatsminister Wintermeier, der dem Königsteiner Ausländerbeirat einen Besuch abstattete, um sich über dessen vorbildliche Arbeit zu informieren, gewürdigt wurde.

Ein neues Aufgabenfeld, wenngleich ein ehrenamtliches, stellen die Asylbewerber dar, die seit Anfang Dezember in Königstein untergebracht sind. Hier unterstützten Maryam Javaherian und ihre Mitstreiter vom Ausländerbeirat die weiteren Mitglieder vom neu gegründeten „Arbeitskreis Asyl“. Letzterer Kreis besteht unter anderem aus Vertretern der Stadt Königstein, allen voran Suzanne Müller-Hess, Ursel Grobien und Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer. Aufgabe des Ausländerbeirates ist es, Intensiv-Kurse für die inzwischen 23 Neuankömmlinge, unter anderem aus Erythrea, Pakistan und Somalia, derzeit im „Kirchenladen“ in der Kirchstraße anzubieten, um ihnen das Leben in einem ihnen fremden Land zu erleichtern, während sie darauf warten, dass ihr Asylantrag vom Staat beschieden wird.

In diesem Zusammenhang hat Maryam Javaherian eine feste Überzeugung, die sie in Form eines Appells an den Gesetzgeber zum Ausdruck bringt: „Die Asylprozesse müssen beschleunigt werden.“ Hier wolle sie demnächst in ihrer Funktion als Ausländerbeiratsvorsitzende demnächst Kontakte zur Politik auf Kreisebene knüpfen, um auf diese Problematik des Stillstands, die keinem diene, hinzuweisen.

Ansonsten war das vergangene Jahr auch mit weiteren Aktivitäten gut gefüllt.

Man fand sogar die Zeit, sich sehr intensiv und zusammen mit weiteren engagierten Königsteinern um eine dreiköpfige Familie zu kümmern, die in ihrem Handeln eingeschränkt war aufgrund einer Sehbehinderung. Dank guter Vernetzung konnte man hier nachhaltig helfen, wofür sich die Familie, die nach Kelkheim ziehen wird, um in der Nähe von Verwandten zu sein, nochmals sehr herzlich bei allen bedankt. Ein weiterer Punkt: Man unterstützte das Asylantenheim in Liederbach mit Materialien, was wiederum spiegelt, worauf der Fokus auch im kommenden Jahr stehen wird.



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