ALK und FDP nach Wechselbad der Gefühle Wahlgewinner

Die Königsteiner haben ihre Volksvertreter gewählt und auf dem Kuchendiagramm oben ist die vorläufige Sitzverteilung im Stadtparlament dargestellt. Der Wahlausschuss wird das endgültige Ergebnis am heutigen Donnerstag bekanntgeben.

 

Königstein (el) – Von vier auf sieben Mandate im Stadtparlament – damit ist die FDP der Gewinner der Kommunalwahl in Königstein. Das soll aber nicht davon ablenken, dass die ALK mit 13 Sitzen die CDU, die von 14 auf 11 Sitze quasi abgestiegen ist, als bisher stärkste Kraft erstmals in der kommunalpolitischen Geschichte Königsteins abgelöst hat. Entsprechend gut, aber nicht „überschäumend“ war am Dienstag die Stimmung bei der ALK, nachdem die Aktionsgemeinschaft seit Sonntag ein Wechselbad der Gefühle erleben musste, als nach ersten Meldungen zufolge gar 14 Sitze drin gewesen sein sollen,  was dann am Montagnachmittag wieder auf zwölf Sitze runtergeschraubt wurde. Schließlich kamen dann am Dienstag, nachdem ein Softwarefehler bei der Auswertung entdeckt wurde, 13 heraus und somit das endgültige Ergebnis, das ALK-Vorsitzender Robert Rohr als freundlich und korrekt wertet und damit verbunden einen starken Auftrag für die weitere politische Arbeit der Wählergruppierung sieht. Bei einer Wahlbeteiligung von 52,2 Prozent holte die ALK 35,7 Prozent der Stimmen, was einen geringen Zuwachs von 3,5 Prozent bedeutet. Die größte Veränderung habe es bei CDU und FDP gegeben, stellte Rohr in der Nachbetrachtung fest. Und auch, dass sich der Wahlkampf der ALK bewährt habe. Man habe ein Flugblatt sowie je eine Wahl- und eine Kandidatenbroschüre an alle Haushalte verteilt und so den Bekanntheitsgrad gesteigert.

Jetzt gehe es darum, Organisatorisches innerhalb der eigenen Fraktion auszuloten und zu eruieren, mit welchen, im Stadtparlament vertretenen Fraktionen es die meisten Schnittmengen gibt, wobei hier auch der Faktor „Chemie“ bzw. das Zwischenmenschliche laut Rohr nicht zu unterschätzen sei. Wichtig sei die Arbeit der Gruppe, innerhalb der verschiedene fachliche Qualitäten vertreten seien, worauf man stets geachtet habe. 

„Dieses Ergebnis ist für uns alle unschön und traurig für alle, die sich ehrenamtlich engagieren“, ließ CDU-Stadtverbandsvorsitzende Annette Hogh in einer ersten Stellungnahme Enttäuschung darüber erkennen, dass man nun mit elf Sitzen über drei weniger verfügen werde als nach der letzten Kommunalwahl. Man sei ganz klar für etwas abgestraft worden, was man nicht selbst in der Hand habe, bewertet Hogh das magere Ergebnis. Auch am Wahlkampfstand habe sich im Vorfeld der Wahl gezeigt, dass die Bürger die Bundespolitik in punkto Flüchtlinge bewege, sowie das mit der Unterbringung von Flüchtlingen stehende Projekt am Forellenweg in Königstein. Wenn man darüber hinaus auf lokaler Ebene etwas „falsch“ gemacht hätte, dann wären die Stimmen nicht eins zu eins zur FDP gewandert, sondern stattdessen zur ALK. „Dann hätten wir viel falsch gemacht“, sagt Hogh, die darüber hinaus einräumt, dass es durchaus „unbefriedigende Prozesse“ in der Kurstadt gebe, wie zum Beispiel die sich hinausziehende Sanierung des Kurbades, auf die man versuche, positiv einzuwirken. Nun gelte es dennoch, trotz der gefühlten Niederlage, die man nicht habe beinflussen können, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Dies mit einer Fraktion, die gut aufgestellt sei. Auch, was die künftige Zusammenarbeit im Stadtparlament mit den anderen Fraktionen angeht, ist Hogh zuversichtlich, dass hier das bisherige gute Miteinander mit FDP, SPD und auch den Grünen fortgesetzt werde. Es bestehe keine Notwendigkeit, krampfhaft etwas daran ändern zu wollen. Nun beginnen die internen Beratungsprozesse sowie die Gespräche mit den anderen. Man werde kein Trübsal blasen und sich auch nicht in ein Loch verkriechen. Grund zum Feiern gebe es bei der CDU allerdings nicht. 

Dazu sieht man sich bei der SPD ebenfalls nicht veranlasst. Wohl eher ist „Riesen-Entsetzen“ über das Ergebnis angesagt, wie es SPD-Fraktionschef Thomas Villmer ausdrückte. Einziger Wermutstropfen dabei: Die SPD zieht wie bisher auch mit vier Sitzen ins Stadtparlament ein, ist nun aber umso mehr geschockt, da man sich aufgrund der konstruktiven Arbeit viel mehr erhofft hätte, so ein enttäuschter Villmer, der dies auch als Abstrafung vom Wähler für die etablierten Parteien wie CDU, SPD und Grüne ansieht. Sicherlich müsse man bei der Analyse auch die eine oder andere in der Vergangenheit auf kommunalpolitischer Ebene getroffene Entscheidung mit einbeziehen, so Villmer, dem an erster Stelle das Kurbad hierzu einfällt. Auch vermisse die SPD nach wie vor ein schlüssiges Konzept in punkto Unterbringung der Flüchtlinge. So sehr sogar, dass die eigene Wählerklientel gar befürchtet habe, aufgrund des vorherrschenden Themas benachteiligt zu werden. Nun wird man auch bei den Sozialdemokraten in medias res gehen. Auch mit den Parteien, mit denen man zuletzt konstruktiv gearbeitet habe, werde man reden. Das seien CDU, FDP und auch die Grünen. Lediglich mit der ALK werde man nicht sprechen, denn die habe ich nicht konstruktiv eingebracht, stets Probleme von sich gewiesen. Da habe man keinen Ansatzpunkt für ein Gespräch, so Villmer.

„Hervorragend und so nicht erwartet“, kommentierte FDP-Ortsverbandsvorsitzender Alexander Freiherr von Bethmann, dass es die Liberalen in Königstein geschafft haben, von vier auf sieben Sitze zu klettern und damit drittstärkste Kraft im Parlament zu werden. Allerdings habe man bei der FDP auch registriert, dass der Wahlerfolg in dieser Höhe nicht allein auf die tollen Leute vor Ort zurückzuführen sei, sondern auch auf bundespolitische Befindlichkeiten. Bewusst habe man den eigenen Wahlkampf gemacht und nicht etwa einen gegen die CDU, betont der Spitzenkandidat der Liberalen. Von Bethmann: „Wir haben unseren Wahlkampf gemacht.“ Es sei jedoch richtig, wenn man annehme, dass die FDP die meisten Stimmen der CDU zu verdanken habe. 

Sehr viel weiter als das könne man es jedoch nicht analysieren, da die Instrumente hierfür fehlten. Durch Dagmar Reuter (Platz vier auf der Kreisliste) habe man nun auch Einblicke in das Geschehen auf der nächsthöheren Ebene. Und mit Dr. Jürgen Bokr, der Mammolshainerin Stefanie Reul und mit dem jungen Bankkaufmann Ascan Iredi habe man zudem eine gute Verstärkung für die angestammten Kräfte im Königsteiner Stadtparlament bekommen. 

Wer die FDP in welchen Gremien vertreten werde, das wolle man nun in Kürze besprechen. Freude herrscht bei der FDP auch darüber, dass man in den Ortsbeiräten in Mammolshain und Schneidhain je zwei Sitze erhalten hat. Gefeiert wurde das gute Wahlergebnis der FDP übrigens am Dienstagabend in den Ratsstuben.

Auch bei den Grünen war es in den vergangenen zwei Tagen ein emotionales Auf und Ab. Zwar liegt man mit 7,9 Prozent nur 1,2 Prozent unter dem Ergebnis von vor fünf Jahren, als unter anderem der „Fukushima-Effekt“ den Grünen zu drei Mandaten verholfen hatte. Man habe jedoch schon auch diesmal auf ein drittes Mandat gehofft, um auch im Magistrat vertreten zu sein, resümiert Grünen-Vorsitzende Bärbel von Römer-Seel. Dabei hatte es nach der ersten Auszählung der Stimmen erst danach ausgesehen, als wäre nach von Römer-Seel und Peter Völker-Holland auch noch Axel Bergt auf Platz drei gesetzt. Nun werde es schwieriger, politisch mitzugestalten.



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