ALK mit Förster im Revier unterwegs

Im Rahmen ihrer Reihe wALK & tALK stand die ALK diesmal im Wald und erkundete diesen mit dem Förster.

Falkenstein – Falkenstein im Doppelpack gab es bei der jüngsten Veranstaltung in der Reihe wALK & tALK. Zunächst stand die unabhängige Wählergemeinschaft ALK im Wald, dann wurde ein Wald betrachtet, der Bauland wird. „Das Gebiet haben Sie gut ausgesucht“, lobte der frühere Königsteiner Forstamtsleiter Jörg Freudenstein verschmitzt. Die Anerkennung ging an Förster Sebastian Gräf, im Forstamt Königstein für den Bereich „Produktion“ zuständig, der eine Gruppe von rund 30 interessierten Bürgern durch den Wald bei Falkenstein führte. Die sichtbaren Verwundungen des Bodens durch Biker abseits der erlaubten Wege seien an dieser Stelle wesentlich stärker erkennbar als die Spuren des schweren Harvester, der dort noch vor kurzem Bäume aus dem steilen Waldstück geholt hatte, so Freudenstein. Zuvor hatten mehrere Teilnehmer des Waldgangs in der Reihe wALK & tALK der unabhängigen Wählergemeinschaft ALK die deutlichen Spuren auf Wegen und im Waldboden angesprochen, die jeder Waldbesucher wohl schon mal gesehen hat. Gräf erläuterte den Einsatz der schweren Erntefahrzeuge, die inzwischen breitere Reifen hätten und das Gewicht besser verteilten, sowie andere Maßnahmen, die zum Schutz des Waldes beim Herausholen der Bäume angewendet würden. Eine ausgewachsene Fichte, so der Fachmann, bringe beim Verkauf des Holzes rund 200 Euro.

Gräf ließ die Bürger an „der Gedankenwelt eines Försters“ teilnehmen. An oberster Stelle stehe das Ziel der Nachhaltigkeit: Jede Generation solle denselben Nutzen vom Wald haben wie die Vorgängergeneration. Dieses Prinzip der Nachhaltigkeit werde seit rund 300 Jahren in den Wäldern Deutschlands angewendet und schütze vor Raubbau. Heutzutage gehe der Trend des Forstbetriebs, auch vor dem Hintergrund von Klimawandel und zunehmenden Stürmen auch in unseren Breiten, weg von Monokulturen hin zu Mischwäldern. Derzeit sei im Taunus das Verhältnis von Laub- und Nadelbäumen etwa fifty-fifty. Aktiv eingreifen müssen die Forstleute bei der Steuerung der Zusammensetzung der Wälder. Wenn man mehr Eichen im Wald wolle, müsse man eingreifen, so Freudenstein. Problem sei das Wild, das den Eichennachwuchs bevorzuge und so den Eichenbestand gering hält.

Passend zum Thema Downhill-Biker auf verbotenen Wegen, die erst durch vieles Befahren entstehen, kamen gleich mehrere an der Besuchergruppe vorbei. Diese seien insbesondere für das Wild ein großes Problem. Die Tiere des Waldes hätten sich zwar an Fußgänger und Radler auf den Waldwegen gewöhnt, so der Förster. Wenn aber Menschen mitten im Wald auf ihren Rädern in schneller Fahrt bergab preschten, werde das Wild gestört. Das sei für Rehe und andere Waldtiere so, als würden die Radler plötzlich mitten durch das Wohnzimmer einer Familie rasen, insbesondere dann, wenn die „Downhiller“ mit greller Beleuchtung nachts unterwegs sind.

Im zweiten Teil der Veranstaltung der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) ging es um die beiden Baugebiete am Ende des Reichenbachwegs. Bei beiden Flächen handelte es sich ursprünglich um privilegierte Sondergebiete für Zentrale Erwachsenenbildung, beziehungsweise für Altenbetreuung. Die Bebauung in diesem ökologisch wertvollen Gebiet sei vor Jahrzehnten nur genehmigt worden, weil es sich um Zwecke des Gemeinwohls handelte, eine Wohnbebauung hätte wohl keine Chance gehabt, so der ALK-Fraktionsvorsitzende Robert Rohr. Während die Bebauung des Geländes des ehemaligen Hauses Raphael offensichtlich ins Stocken geraten ist, gibt es für das gegenüberliegende Areal der seit vielen Jahren geschlossenen Erwachsenenbildungsstätte noch gar keine Anzeichen für eine Bebauung. Laut gültigem Bebauungsplan dürfen dort sechs Villen gebaut werden, erläuterte ALK-Magistratsmitglied Gabriela Terhorst. Das Land Hessen als Grundstückseigentümer habe zugesagt, die Stadt Königstein mit zehn Prozent an den Einnahmen aus dem Verkauf des Geländes zu beteiligen. Vertreter der ALK erinnerten daran, dass noch im Jahr 2006 Bürgermeister Leonhard Helm keinen städtebaulichen Handlungsbedarf an dieser Stelle gesehen und gesagt habe, er sehe es nicht ein, dass die Stadt Königstein einen Bebauungsplan aufstellen solle, nur weil das Land hier bei dem Verkauf einen Baulandpreis erzielen wolle. Aus den Reihen der ALK wurde auch die Ende des Jahres 2015 erfolgte Erweiterung des Baugebietes um ein privates Waldstück mit einer Fläche von 2.400 Quadratmetern kritisiert. Dies sei keine Baulücke, sondern Wald, hieß es.

Durch die Möglichkeit, dort zwei weitere Villen am Ortsrand zu errichten, sei dem Eigentümer des Waldstücks ein wahrer Geldsegen zuteil geworden. Der Preis des ursprünglich für ein paar Mark pro Quadratmeter erworbenen Geländes sei mit dem erweiterten Bebauungsplan regelrecht in die Höhe geschossen, derzeit betrage der offizielle Richtwert für Baugelände in dieser Gegend 790 Euro pro Quadratmeter, so der ALK-Stadtverordnete Günther Ostermann. Er bedauerte, dass hier auch schon erste große Bäume gefällt wurden, um die potenziellen Baugrundstücke vorzubereiten.



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