ALK steigt mit Nadja Majchrzak in den Wahlkampf ein

Anhaltender Applaus für die ALK-Kandidatin Nadja Majchrzak. Co-Fraktionsvorsitzender Robert Rohr und Hedwig Schlachter zählten zu den ersten Gratulanten. Bereits einen Tag später suchte die Kandidatin das Gespräch mit den Bürgern. Foto: Schemuth

Königstein (el) – Wenn das kein gutes Omen für die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) ist, die am Freitagabend mit Nadja Majchrzak eine Frau in den Bürgermeisterwahlkampf geschickt hat? Und das fast einstimmig. Wie dem auch sei, ALK-Vorsitzender Robert Rohr, der zusammen mit Majchrzak die ALK-Doppelspitze bildet, bemühte die Königsteiner Bürgermeister-Wahlkampf-Statistik der jüngsten Vergangenheit, um festzustellen: 2006 seien es drei Frauen und ein Mann gewesen, die angetreten seien. Damals habe mit Amtsinhaber Leonhard Helm ein Mann das Rennen für sich entschieden. In der Wahlkampf-Saison 2017/2018, die mit dem Urnengang der Königsteiner am 28. Januar 2018 endet, stellt sich die Konstellation wie folgt dar: Drei Männer (Leonhard Helm, der ebenfalls unabhängige Winfried Gann und FDP-Kandidat Ascan Iredi). Wenn das mal keine guten Vorzeichen sind? Bis dahin ist es zwar noch ein weiter Weg, selbst wenn die ALK die größte Fraktion bildet und nun der FDP attestiert, die stärkste zu sein. Doch eines stimmt Robert Rohr zuversichtlich, der eine lange und erfolgreiche kommunalpolitische Karriere vorzuweisen hat und das daher – nicht nur aus der ALK-gefärbten Brille – beurteilen kann: „Nadja Majchrzak kann den Job.”

In den zwölf Jahren ihrer Zugehörigkeit zur ALK und eben so vielen Jahren als deren Stadtverordnete habe sie ihre Felder der Expertise immer weiter ausgebaut. Berthold Malter sei es gewesen, der sie eines Tages mit zu einer der ALK-Sitzungen gebracht habe, entsinnt sich die 48-jährige Kandidaten, die über ihr Engagement im Elternbeirat und später auch im Gesamtelternbeirat zur Politik gekommen ist.

Eingangs der Mitgliederversammlung hatte ALK-Stadtverordneter Manfred Colloseus die Empfehlung des ALK-Vorstands für eine Kandidatur begründet, der dann auch von den anwesenden 53 wahlberechtigten Mitgliedern gefolgt wurde: Das Feedback der Bürger sei eindeutig gewesen, die ALK müsse einen eigenen Kandidaten aufstellen. Zuvor hatte Robert Rohr eine kleine Analyse darüber vorgenommen, mit wem es Majchrzak nun im Wahlkampf zu tun haben werde. Zum einen mit Amtsinhaber Leonhard Helm, der nach der Einschätzung von Robert Rohr nach zwölf Jahren im Amt nicht mehr auf dem Höhepunkt seiner Popularität stehe. Vor zwölf Jahren habe die ALK selbst auf eine Kandidatur verzichtet und in den ersten Jahren Helm noch den Rücken gegenüber der CDU und FDP gestärkt.

Nun habe sich das Blatt gewendet. Was sich laut Rohr nicht verändert habe: Einige in der CDU seien immer noch nicht glücklich über die Variante Helm, dem der ALK-Vorsitzende indirekt Etikettenschwindel vorwarf. Selbst wenn er dieses Wort nicht in den Mund nahm und es abmilderte, so wusste doch jeder, was gemeint war, wenn er sagte, dass das Label „unabhängig” nicht auf Helm zutreffen könne, sei dieser doch CDU-Mitglied und werde zudem noch von den Christdemokraten unterstützt. Zu Winfried Gann, der als Gast im Saal saß, gab es nur wenige Sätze zu sagen, aus denen hervorging, dass der 50-jährige Geschäftsmann im Begriff sei, sich Kommunalpolitik im Schnelldurchlauf anzueignen, was man nicht gerade als Ritterschlag verstehen könnte.

Seit Monaten habe auch der FDP-Kandidat Ascan Iredi mit den Hufen geschart, der bislang durch seine schneidigen Attacken gegen die ALK im Stadtparlament aufgefallen sei, so Rohr, der es sich nicht nehmen ließ, auf einen Facebook-Eintrag des Herrn Iredi mit Datum vom 10. November hinzuweisen, der den folgenden Wortlaut trägt: „Heute soll die monatelange Posse um die Bürgermeister-Kandidatur der ALK ein Ende haben. Inszeniertes Taktieren! Auf diesem Niveau möchten die mündigen Königsteiner nicht als Wahlvolk am Nasenring durch die Manege geführt werden.” Scharfe Wortwahl.

Nadja Majchrzak hingegen wünscht sich einen fairen Wahlkampf und damit ist sie bestimmt nicht allein. Sie machte an dem Abend, der womöglich der bislang wichtigste ihrer parteipolitischen Karriere ist, einen sehr fokussierten Eindruck. Sie brenne für die Sache, vielleicht sogar mehr als er und Hedwig Schlachter bei ihren jeweiligen Kandidaturen (Rohr gegen Bertram Huke und Hedwig Schlachter 2006 gegen Helm). Die Mutter dreier Söhne im Alter von 11, 14 und 18 Jahren hat die Kommunalpolitik bei der ALK von der Pike auf gelernt.

Seit 24 Jahren mit ihrem Mann Steffen verheiratet, hat die Erzieherin ihren Kindern stets vermittelt, wie normale Menschen in Königstein leben und ist als berufstätige Mutter auch mit dem Umstand konfrontiert worden, was es bedeutet, keinen Hortplatz zu bekommen. Seit eineinhalb Jahren führt die gebürtige Berlinerin den Fraktionsvorsitz zusammen mit Robert Rohr, sei eine hervorragende Rednerin und „Streiterin für die gute Sache”. Außerdem sei Majchrzak ein Teamplayer, könne gut zuhören und werde als Amtsinhaberin bestimmt nicht abheben, so Rohr, der bekräftigte: „Sie kann es und sie will es!”

Majchrzak, die seit 20 Jahren mit ihrer Familie in Königstein lebt, als Wirtschaftskorrespondentin gearbeitet hat sowie ein Studium der Psychologie in Berlin vorweisen kann, habe sich von Anfang an mit den Themen der ALK identifizieren können. Bürgernähe und der Schwerpunkt auf Umweltthemen, das habe sie auf Anhieb sympathisch gefunden, so die frisch gekürte ALK-Kandidatin, die kurz vor der Kommunalwahl 2006 der ALK beigetreten war und sofort einen Sitz im Stadtparlament ergattert hat. Als Mitglied des Ausschusses für Jugend, Soziales und Kultur, des Aufsichtsrates der städtischen Grundstücks GmbH und des Haupt- und Finanzausschusses hat sie ein genaues Bild vor Augen, wie sich Königstein in den kommenden sechs Jahren entwickeln soll. Ihre Vision lässt sich auf die folgenden Eckpunkte herunterbrechen: Königstein soll seinen Charme erhalten. Die Stadt soll sich weiterentwickeln und dabei gewinnen. Dabei wolle sie sich als Bürgermeisterin nicht etwa Partei-Interessen unterwerfen, sondern in Zusammenarbeit mit allen Königsteiner Fraktionen gestalten. Auch das Stadtbild solle sich maßvoll und im Interesse aller Bürger darstellen. Die seit 2009 geplante Innenstadtgestaltung müsse umgesetzt werden. Dazu wolle man die Anliegen der Bürger im Rathaus bündeln und hier verstärkt auf Service setzen. Weitere Themenfelder von Interesse: der Kindergarten-Neubau und die Hortplatzerweiterung.

Ebenso gelte es, eine Lösung für das Kurbad zu definieren. An einer diesbezüglichen Befragung der Bürger zum Kurbad wolle die ALK festhalten, betonte Majchrzak, die darüber hinaus auf Austausch und Transparenz setzt. Fest steht auch, dass die ALK, ebenso wie die anderen Wahlkämpfer auch, einiges Geld aus der Kasse für den Wahlkampf entnehmen muss. 15.000 Euro mindestens, schätzt Robert Rohr, der die Schaltung von Anzeigen als den größten Posten ausfindig gemacht hat. Dank vorausschauender Planung verfüge man über das nötige Geld, wolle sich sogar noch einen Puffer einbauen, denn zwei Jahre später folge die Kommunalwahl. Schließlich müsse eine ALK-Bürgermeisterin auch weiterhin eine starke Fraktion im Rücken haben.

Zeit zum Anstoßen auf die Nominierung blieb Majchrzak wenig, denn schon der nächste Tag bildete für sie mit dem Wahlstand in der Fußgängerzone den Auftakt der Wahlkampf-Termine, dem schon bald weitere folgen werden. Am 5. Dezember ist eine Veranstaltung, ebenfalls im Adelheidsaal, unter der Beteiligung von Kelkheims Bürgermeister Albrecht Kündiger geplant, der vor zwei Jahren als unabhängiger Kandidat ins Rathaus der Nachbarstadt eingezogen war. Dazu wird es weitere Info-Stände geben – freitags und samstags. Und dazu einen Neujahrsempfang am 13. Januar von 15 bis 18 Uhr im katholischen Gemeindezentrum.

Weitere Rundgänge aus der Reihe „Walk & Talk” sind geplant. Neu und auch mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen, hofft man im Rahmen der neuen Reihe mit dem Arbeitstitel „Treffen an der Gartenpforte”. Bürger laden ihr Umfeld zum Vorbeikommen ein. Der erste Termin ist für den 24. November in der Limburger Straße vorgesehen. Details folgen.

Mit im Saal an diesem Abend: Zwei ihrer Söhne, ihr Mann sowie ihre Eltern, die zu den ersten Gratulanten zählten.

Auch ein rührender Moment stellte sich ein, als der jüngste Sohn seiner Mutter einen Blumenstrauß überreichte und sie ganz fest drückte.



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