Archäologie am Kapuzinerplatz: War die Zisterne vorher ein Keller?

Im Vordergrund und am oberen Ende der Rückwand sind die eckigen Wasserkanäle gut zu erkennen. Das bröckelige Ziegelstein-Gewölbe ist bereits abgetragen und die Hoffnung, unterhalb der aktuellen Bodenschicht Hinweise auf eine ältere Nutzung zu finden, besteht noch. Bei genauem Hinsehen ist in der rechten Kellerwand ein Knick zu sehen, der sich an der Parallelwand hinter den Archäologinnen auch abzeichnet. Foto: Friedel

Königstein
(hhf) – Was dem einen zum Ärger gereichte, weckte des anderen Interesse: Im Zuge der Ausgrabungen am Parkplatz Stadtmitte haben sich einige Erkenntnisse mehr ergeben, als im Bericht „Die Zisterne hält dicht“ in KöWo Nummer 33 unterzubingen waren. Daher führen wir die Geschichte in loser Folge fort:

Auf dem neuen Ausgrabungsareal wurde es nun richtig interessant, ein weiterer älterer Wasserkanal schloss sich an das Ende des überwölbten Kellerraums an, dessen schräge Richtung sich eventuell mit dem ehemaligen Obertor in Verbindung bringen lässt. Dieses nach 1792 nicht wieder aufgebaute Stadttor regulierte nämlich auch die Wasserversorgung Königsteins, Überschwemmungen waren unmöglich, denn was hier nicht durch den Kanal passte, floss über die heutige Wiesbadener Straße steil bergab in Richtung Liederbach – so häufig, dass alte Karten hier mitunter einen eigenen Bachlauf verzeichnen, obwohl es nur der Überlauf des vom Reichenbach durch Menschenhand umgeleiteten Höhenbachs ist.

Leider stand aber auch hier letztendlich die Notwendigkeit der schnellen Arbeit an vorderster Stelle, und so bleiben Wasserleitung, etwas merkwürdige Strukturen daneben (Klärbecken?) und weitere Natursteinpflasterung bis auf Weiteres unerforscht, denn das bröckelige Gewölbe endet hier. Unklar bleibt bislang auch die Zuordnung des unterirdischen Raumes, denn nach wie vor scheint es sich nicht um den Keller des Brauereigebäudes zu handeln, der müsste etwa an der Hecke, die den Parkplatz begrenzt, liegen. Mit dem mittelalterlichen „Stechgarten“ scheinen die Pflasterungen auch nicht in Einklang zu bringen sein, stattdessen weist das Mauerwerk der Grundmauern auf eine Entstehung im 17. Jahrhundert hin. Das würde recht gut zum Klosterbau der Kapuziner ab 1681 auf dem „Stechgarten“, damals noch vor den Stadtmauern, passen. Die Grundrisse von Kirche und Wohnbau sind in der Pflasterung des „Kapuzinerplatzes“ gegenüber dem Eiscafé konserviert worden, allerdings endet das eigentliche Klosterareal unstrittig noch vor dem jetzigen Ausgrabungsbereich, etwa an der großen Laterne auf dem Parkplatz. Daran schloss sich allerdings ein Wirtschaftshof an, dessen Gebäude aus logischen Gründen am Rand der Bebauungsgrenze vermutet werden, wo sie auch als Wirtschaftsgebäude des Hotels Pfaff dokumentiert sind, zu dem das Kloster Anfang des 19. Jahrhunderts umgebaut wurde. Nach dem großen Stadtbrand von 1792 war es ohnehin nur notdürftig wieder zusammengeflickt worden und wurde rund 20 Jahre später infolge des Reichsdeputationshauptschlusses aufgelöst und an den Hotelier verkauft.

Mit dem Gegenüber zum „Hotel Amsterdam“, in dem bis Ende des 21. Jahrhunderts das Rathaus untergebracht war (heute neu erbautes Geschäftshaus mit Tor zur Kurparkpassage/Kur- und Stadtinformation), bildete der große Komplex ein Zentrum der blühenden Kurstadt und beherbergte illustre wie adlige Gäste aus dem In- und Ausland. Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Hotel von den französischen Besatzungstruppen beschlagnahmt und belegt, die hier den äußersten Rand des „Brückenkopf Mainz“ bewachten. Sie wechselten 1928 in die eigens für sie erbaute Kaserne in die heutige Bischof-Kaller- bzw. Bischof-Kindermann-Straße, doch hatten sie den Hotelbau dermaßen „abgewohnt“, dass nur der Abriss sinnvoll erschien, zumal ein zentraler Parkplatz für die neu aufkommenden Omnibusse gebraucht wurde.

Das Parkhotel Bender gibt Orientierungshilfe: Die Wirtschaftsgebäude von Kloster und Hotel – hier kurz vor ihrem Abriss 1928 – stehen wohl nicht auf der Ausgrabungsfläche, sondern knapp dahinter, etwa an der heutigen Hecke zwischen Konrad-Adenauer-Anlage und Parkplatz. Passen könnte aber jenes viereckige Gebilde in der Bildmitte, das wie ein Brunnenschacht aussieht.
Foto: Archiv Krönke

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