Ascan Iredi: Königstein braucht endlich eine Wirtschaftsförderung

Königstein – „Seit Jahren wird über das niedrige Gewerbesteueraufkommen in Königstein gejammert. Als Grund wird angeführt, dass die gebirgige Stadt halt anders als Eschborn keine ebenen Flächen für Gewerbe biete. Dies ist richtig und die Stadt wird in ihren Bebauungsplänen mehr auf ein Ausweisen solcher Flächen achten und im Bestand solche Flächen suchen müssen. Doch es ist auch nur die halbe Wahrheit“, stellt der Bürgermeisterkandidat der FDP, Ascan Iredi, fest. Erstens lasse die Hochrechnung im Bericht der Kämmerei zum dritten Quartal 2017 für das Gesamtjahr ein Gewerbesteueraufkommen von 15 Millionen Euro erwarten, exakt ebenso viel wie der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer liefert und fast dreimal so viel wie die Einnahmen aus der Grundsteuer (5,7 Millionen Euro). Im Vorjahr waren es noch elf Millionen Euro, vor fünf Jahren noch sechs Millionen. Dies habe seine Hauptursache sicher in der seit Jahren guten Allgemeinkonjunktur. Darin spiegelt sich aber auch der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, die nicht überall großflächige Werkshallen braucht und die zunehmende Digitalisierung, für die auch keine großen Büroflächen mehr benötigt werden.

Kleinere Flächen seien aber in vielen Häusern, vor allem in den alten Villen Königsteins verfügbar; und die Postadresse „Königstein im Taunus“ sei für das Image mancher Personalberatung, Vermögensverwaltung und auch für andere „wissensbasierte“ Unternehmen ziemlich attraktiv. Auch für Unternehmen und freie Berufe, die auf dem Feld der Gesundheit unterwegs seien, nicht zuletzt die Kliniken in der Kurstadt, sei Königstein ein guter Standort. Iredi: „Was beunruhigt ist die Tatsache, dass sich diese positive Entwicklung mehr oder weniger ohne Zutun der Stadt eingestellt hat. Wirtschaftsförderung, insbesondere ein Anwerben und Unterstützen von Unternehmen von außerhalb oder von neuen oder aufstrebenden Unternehmen, findet nicht statt. Von einem Stadtmarketing, das diesen Namen verdient, ist nichts zu sehen.“ Einige wenige Mitarbeiter der Stadtverwaltung würden sich nebenher um das Notwendigste kümmern, um die Ansprache von Privatpersonen zu Kultur- und Freizeitaktivitäten – aber nicht um den Aufbau von Kontakten zu Unternehmen. Dabei wäre Wirtschaftsförderung so wichtig: Es gehe nicht nur um Gewerbesteuereinnahmen, es gehe auch um Arbeitsplätze in der Stadt, es gehe um den Schneeballeffekt lokaler wirtschaftlicher Tätigkeit auf andere Lieferanten und Dienstleister am Ort, von der Lieferung des Blumenstraußes für den Schreibtisch der Geschäftsführerin bis zur Bereitstellung und Wartung des Dienstwagens für den Verkaufsleiter. Damit gehe es um das lebendige Königstein, so Iredi.

Es sei hoch riskant, auf dem Felde der Wirtschaftsförderung nicht angemessen tätig zu sein. Die Zeiten könnten sich wandeln; manche Nachbarkommunen seien bereits hart getroffen, wenn ein großer Gewerbesteuerzahler ausfalle. Man habe den kommunalen Haushalt dann revidieren müssen. Es sei deshalb auch weise, dass die Stadt Königstein in den Haushaltsplänen bisher immer vorsichtige Zahlen für die Gewerbesteuereinnahmen angesetzt habe – die aktuell dann in der Realität übertroffen worden seien. Aber mit einem ausgeglichenen Haushalt oder gar Überschüssen könne es schnell vorbei sein, wenn der Wind sich drehe, sagt der FDP-Kandidat.

Eine bisherige Entschuldigung, hier so wenig zu tun, sei die Haushaltslage der Stadt, die über Jahre von tiefroten Zahlen gekennzeichnet gewesen sei und erst in den letzten drei Jahren einen in den Plänen und dann auch in der Realität ausgeglichenen Haushalt schaffte. Dieses Umfeld setze laut Iredi die gesamte Stadtverwaltung auf Sparkost. Im Magistrat gebe es zwar mit Dr. Gerhard Adler (FDP) einen „Ehrenamtlichen Dezernenten für Handel, Gewerbe und Wirtschaftsförderung“, aber für diese Aufgaben keinerlei Budget oder gar Mitarbeiter.

Im Kleinen sei die Tätigkeit von Herrn Adler schon segensreich, vor allem als Informations-Brücke zu den Geschäftsleuten in der Innenstadt, insbesondere zum Handwerker- und Gewerbeverein (HGK). Neuerdings wird versucht, in einer vom Land Hessen gestarteten Initiative namens INGE (Innerstädtische Geschäftsentwicklung) einen sogenannten „Business Innovation District (BID)“ – die Idee komme aus den USA – in der Innenstadt auf die Beine zu stellen. Getragen werde diese Initiative zur Steigerung der Attraktivität und zur Belebung der Innenstadt von den Hauseigentümern in ihrem Eigeninteresse, nämlich den Wert ihrer Immobilien zu erhalten oder eventuell sogar zu steigern. Ein lange leer stehendes Ladenlokal mindert den Wert des Hauses und auch den der Nachbarhäuser. Gegenwärtig sei ein Team der Eigentümer daran, einen Maßnahmenkatalog und ein zugehöriges Budget aufzustellen und sich auch als eigene „Rechtsperson“, sprich als Verein eine Struktur zu geben. Aber auch hier werde es, so Iredi, ohne ein Mitwirken der Stadt nicht gehen. Einige Maßnahmen, z.B. Blumenschmuck, Beleuchtung, Sauberkeit der Hauseingänge oder auch gut aussehende und funktionale Abfalleimer wird der BID-Verein selbst organisieren können, aber wenn es um Marketing geht, beispielsweise um das Angebot einer „Königstein-App“, werden Hauseigentümer, Geschäftsinhaber und Stadt jeweils ihre Beiträge leisten müssen, sonst werde das Ganze uninteressant. Der Traum wäre natürlich, Angebot und Nachfrage nach Ladenflächen zusammenzubringen: eine Stelle, die den Überblick hat, die Interessenten hilft, demnächst freie Flächen zu finden. Aktiv betrieben könnte dies einem notwendigen attraktiven Mix von Geschäften und auch von Gastronomie ebenfalls förderlich sein. Dieser Ansatz ausgedehnt auf Büro- und Gewerbeflächen im gesamten Stadtgebiet wäre ein wichtiger Beitrag zur Wirtschaftsförderung insgesamt. „Aber Wirtschaftsförderung muss gewollt sein, es gehören finanzielle und personelle Ressourcen dazu, nicht übermäßig große, aber mehr als nur ein für alles zuständiger Bürgermeister, der im Zweifel keine Zeit dafür hat. Ich werde mich entsprechend darum kümmern,“ verspricht Ascan Iredi, der Bürgermeisterkandidat der FDP. „Dafür werfe ich meine Wirtschafts- und Finanzkompetenz, mein erprobtes Standing gegenüber Gesprächspartnern aus der Wirtschaft und mein Engagement für dieses wichtige Thema in die Waagschale.“



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