Burgpflegewerk: Musterflächen angelegt

Das Königsteiner Burgpflegewerk geht voran. Am vergangenen Donnerstag wurden nach Absprache mit der Denkmalpflege an der Ostseite der „Spitzen Bastion“ Musterflächen für die Mauerkronen angelegt. Begleitet wurde die Maßnahme vor Ort von Dr. Petra Egloffstein vom Institut für Steinkonservierung in Mainz.

Die Musterflächen waren zuvor in Begehungen mit dem Burgenbüro Dr. Strickhausen, Dr. Egloffstein und dem Diplom Biologen Dietmar Teuber (spezialisiert auf Moose und Flechten) bestimmt worden. In dem ausgewählten Bereich war sehr wenig Bewuchs auf der Mauerkrone vorhanden, der keine besondere Rücksichtnahme erforderte. Es handelt sich um einen in den letzten Jahrzehnten bereits aufgemauerten und öfter reparierten Bereich der Brüstungsmauer.

Zunächst mussten die maroden Mauerkronen gesäubert werden, was durch Mitarbeiter des Betriebshofes der Stadt Königstein geschah. Loses Steinmaterial und vergangener Mörtel wurden abgetragen und die Maueroberflächen mit einem Hochdruckreiniger von losem Material gereinigt.

Die Firma tubag aus Kruft bei Mayen spendete den erforderlichen Mörtel in drei verschiedenen Varianten, die zuvor mit Dr. Egloffstein abgesprochen wurden. Dabei handelt es sich um in der Denkmalpflege bewährte Mischungen.

Insgesamt wurden drei Tonnen Material von der Firma tubag zur Verfügung gestellt, die mit Wolfgang Schmitt auch einen Vorarbeiter stellte, der den drei städtischen Mitarbeitern des Betriebshofs Praxisanleitungen gab:

– in die Verarbeitung des Mörtels

– in die Technik zur unterschiedlichen Ausbildung der Mauerkrone

– in die Ausbildung des Fugennetzes.

Die Besonderheit bei der Verarbeitung von Kalkmörtel ist etwa, dass er nur langsam erhärtet und in dieser Zeit nicht austrocknen darf, daher muss er – mit Jute abgedeckt –

feucht gehalten werden.

Bei diesem Termin wurden am Ende der Ostmauer der „Spitzen Bastion“ bereits zwei der drei Musterflächen begonnen und dabei verschiedene Mörtel eingesetzt.

– Eine erste Musterfläche erhielt eine neue Mauerkrone mit einer gezielten Wasserführung. Dazu wurde die Oberfläche leicht zu den Flanken hin gebogen ausgeführt.

– Die zweite Musterfläche weist unter Verwendung eines anderen Mörtels in der Krone eine beruhigte Oberfläche und ein Gefälle nach außen auf.

Die Fugen der Mauerkrone werden in den nächsten Tagen ausgeführt, die erforderliche Technik wurde fachlich erklärt. Die neuen Fugen der Mauerflanken sind relativ tief, so dass Fauna und Flora gute Bedingungen zur Besiedlung finden.

– Die dritte Musterfläche wird eine glatte Oberfläche mit Gefälle nach außen aufweisen und wiederum mit einem anderen Mörtel hergestellt. Die Ausführung erfolgt demnächst von den Mitarbeitern des Betriebshofes.

Kleinere Reparaturen können so, nach Absprache und Genehmigung durch die Denkmal- und ggf. Naturschutzbehörde, fachgerecht seitens der Stadt über die jetzt speziell geschulten Mitarbeiter ausgeführt werden. Dies ist ein erster wichtiger Schritt im Hinblick auf die langfristig angelegte Pflege und Wartung der Ruine.

Im Herbst sollen die neuen Musterflächen der „Spitzen Bastion“ unterschiedlich begrünt werden. Dieses dient unter anderem dazu, Temperaturschwankungen auszugleichen, wodurch Risse im Mörtel vermindert bzw. verhindert werden können und somit eine längere Haltbarkeit der Sanierungsmaßnahme ermöglicht. An anderen Ruinen hat sich dieses Vorgehen bereits sehr bewährt. Zudem stellen begrünte Mauerkronen ein ökologisch außerordentlich wichtiges Biotop dar.

Die Musterflächen sind Bestandteil des Burgpflegewerks, das zurzeit für die Burg Königstein unter Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) erstellt wird.



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