Emotionaler Abend mit klarem Bekenntnis zum Kurbad

Das Königsteiner Kurbad soll saniert werden, ihren Beschluss von 2011 bekräftigten die Stadtverordneten nun nochmals. Archivfoto

Königstein (el) – Es war der große Abend der Emotionen im Stadtparlament – Gefühlsregungen für ein stadtbildprägendes Gebäude – das Königsteiner Kurbad. Am Donnerstagabend bekräftigten CDU, SPD, FDP und Grüne gegen die Stimmen von ALK und dem fraktionslosen Stefan Kilb ihren Sanierungswillen nochmals. Allerdings haben sich seit dem Beschluss von 2011 so einige „Parameter“ – dies auch ein Wort, das so mancher Stadtverordneter gerne in den Mund nahm, verändert. Geschultert werden muss jetzt eine Summe von 9,1 Millionen Euro, um das Bad unter energetischen Anforderungen an eine moderne Gebäudetechnik standesgemäß rundum erneuern zu können. Ein ordentlicher Batzen, der da auf die Stadt zukommt und erst mal finanziert werden will. Genau hier setzt die Vorlage mit eingebauter Auflage für die Stadtverwaltung an, damit das Kosten- und Zeitmanagement nicht wie bei der Sanierung des Hauses der Begegnung aus dem Ruder läuft.

Die Vorlage wurde dahingehend ergänzt, dass zum einen die Gremien Schritt um Schritt genauestens auf dem Laufenden gehalten werden und zweitens unter der Prämisse, dass man es schafft, für das „Wiesengrundstück“ neben dem Kurbad auch die erwarteten 4 Millionen Euro Verkaufspreis zu erzielen sowie den bereits zugesicherten Landeszuschuss von 1,2 Millionen abzurufen. Der restliche Finanzbedarf soll über Kredite abgedeckt werden. In Zukunft geht man von jährlichen Betriebskosten für das Bad in Höhe von 477.000 Euro aus.

Alles Planspiele, die die ALK so nicht mittragen möchte und das Bad eher schließen würde („obwohl es in der Seele wehtut“ – ALK-Fraktionschefin Schlachter), als laut Berthold Malter (ALK) eine „Trotz-Entscheidung“, die schon pubertäre Züge aufweise, mitzutragen. Seiner Meinung nach könne man es sich nicht leisten, ohne ein veritables Konzept ein solches Projekt in Angriff zu nehmen und diese Sanierung sei schon gar nicht getrennt von der Haushaltsdiskussion zu sehen.

Aus den Fehlern der Vergangenheit – sprich der Kostenexplosion beim Haus der Begegnung – will auch Bürgermeister Helm lernen und so etwas diesmal durch eine „zutreffende, gute und ordentliche“ Planung vermeiden. Beruhigend stimme auch, dass hier dieselben Architekten am Werk sein werden wie seinerzeit beim Bau des Kurbades. Man wisse, dass man das Bad nur unter großen Mühen erhalten könne, müsse es jedoch trotzdem machen, schließlich wolle man in Königstein „das Besondere“ erhalten und nicht Stück für Stück davon Abschied nehmen, bekannte sich Helm ganz klar zum Kurbad, eine emotionale Argumentation, der sich auch alle anderen Fraktionen – außer der ALK und Stefan Kilb – anschließen konnten. Daher gebe es laut Alexander Nuyken (CDU) auch keinen Grund für eine neuerliche Grundsatzdebatte in puncto Kurbad. Die habe man bereits 2011 geführt und die CDU stünde heute wie damals zu ihrem Ja zur Sanierung. Schließung und Abriss seien für die Christdemokraten keine Alternative – schließlich würde das die Stadt auch sehr teuer zu stehen kommen. Eines müsse man auch ganz klar erkennen: Das Kurbad sei nicht das HdB und: Zeit sei beim Bau Geld, daher müsse das Projekt schnellstmöglich in Angriff genommen werden, so Nyken weiter.

Also muss eine solide Finanzierung her und gerade die sieht die ALK nicht am Horizont. Dr. Hedwig Schlachter, ALK-Fraktionsvorsitzende, prophezeit sogar, dass man in ein paar Jahren nach weiteren städtischen Grundstücken suchen müsse, die man verkaufen könne, um die Kurbadsanierung zu finanzieren und infolgedessen werde die Attraktivität von Königstein sinken. Gar nicht auszudenken, wenn ein Baustopp eintreten sollte. Das soll aber nicht heißen, dass sich die ALK mit ihrem Nein zum Kurbad, wie von den anderen Fraktionen kolportiert, aus der Verantwortung stehlen wolle, stellte Schlachter richtig, es sei einfach eine bittere Pille, die man schlucken müsse.

Kurbad – „nein, danke“ – CDU-Stadtverordnete Katja Metz hatte schon vor der Sitzung Visionen von ALK-Fraktionsmitgliedern, die T-Shirts mit diesem Aufdruck tragen. So weit ist es dann doch nicht gekommen. Auch auch Stefan Kilb (parteilos) stand mit seiner Warnung allein auf weiter Flur neben der ALK: „Alle Versuche, das Bad zu privatisieren, sind misslungen.“

Wenn man das Bad saniere, sei das ein Bekenntnis, eine Verlust-Situation weiter hinzunehmen. Reine betriebswirtschaftliche Antworten gebe es bei einer solchen Entscheidung wie dieser nicht, spielte Michael-Klaus Otto, FDP-Fraktionschef, in seinem Plädoyer ebenso wie die anderen Sanierungs-Befürworter, die vor ihm das Wort ergriffen hatten, auf der Klaviatur der Emotionen. „Wir sind der Meinung, dass wir das Kurbad brauchen“, reduzierte er den Tenor innerhalb seiner Fraktion auf das Wesentliche und zeigte zugleich auf, dass die öffentliche Hand es in den seltensten Fällen schaffe, kostendeckend zu arbeiten und dass dies nichts Neues sei. Mit dem Bau von Kindergärten oder Ähnlichem sei schließlich auch kein Geld zu verdienen.

Für Bärbel von Römer-Seel, Die Grünen, hat das Kurbad einen „identitätsstiftenden Platz in der Lebensführung“ und unter dem Aspekt sollte die Entscheidung pro Sanierung auch gesehen werden. Es geht auch um die Attraktivität und den Lebenswert der Stadt – und da will Norbert Meyer (CDU) der ALK das „Lebenswert“ in ihrem Namen aberkennen mit seiner fast ketzerischen Feststellung, dass alle ein lebenswertes Königstein fordern würden, nur die ALK nicht.

Die will wiederum nicht die Identität Königsteins auf das Kurbad reduzieren, zumal man es auch nach der Sanierung, so Dr. Schlachter, mit einem Bad zu tun haben werde, dessen drittes Obergeschoss leer stehe, ganz zu schweigen, so Berthold Malter vom Leerstand im ehemaligen Therapiezentrum des Hauses, für das es auch keine neuen Nutzungsideen gebe.



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